Tod eines Liberalen

Fritz Stern Der Historiker starb heute, 90 Jahre alt.

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"Die Weimarer Republik stürzte auch deshalb, weil es nicht genug Deutsche gab, die liberale Prinzipien vertraten. Und auch heute noch wird Deutschland hin und wieder von einem anti-liberalen Hauch durchweht." (2006)

Sterns Kulturpessimismus war eines der ersten Bücher, das ich mir zu Beginn meines Studiums kaufte, reiner Zufall. Es hat meinen Blick auf Deutschland verändert. Dass seine Analyse des völkischen Nationalismus vor dem deutschen Faschismus zu Beginn des 21. Jahrhunderts noch einmal aktuell werden könnte (Angst vor den Folgen der kapitalistischen Globalisierung, Verachtung von Parlamentarismus und politischen Parteien, Stigmatisierung des Fremden als Gefahr für nationale Identität, Sehnsucht nach charismatischen, autoritären Führern usw.), hätte ich bis vor Kurzem noch nicht für möglich gehalten.

Schön für ihn, dass er die Wiederkehr des alten Deutschlands nicht mehr erleben muss.

Es muss – gerade für einen Historiker – schrecklich sein, Jahrzehnte lang erlebt zu haben, wie es durch viele Rückschläge hindurch doch immer besser ging, um ganz am Ende wieder Entwicklungen zu beobachten, die verdächtig denen ähneln, vor denen man davon rannte, um sein Leben zu retten. Mit einem Schlag steht vor einem, was man hinter sich wähnte. (Arno Widmann in der FR: http://bit.ly/1R9gCMx)

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Geschrieben von

koslowski

"In Saloniki / weiß ich einen, der mich liest, / und in Bad Nauheim./Das sind schon zwei." (Günter Eich, Zuversicht)

koslowski

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