Bombardements oder "Im Grunde gut" – eine andere Sicht auf das Wesen der Menschen

Der Mensch sei dem Menschen ein Wolf -
oder der (Un)Sinn von Bombardements
oder der Irrtum des Thomas Hobbes

Bereits im Einleitungskapitel wurde eine Frage beantwortet, die mich seit über 40 Jahren umtreibt: Warum wurden Städte in Deutschland wie Dresden im zweiten Weltkrieg zerbombt, und zwar meist zivile Ziele, die die Bevölkerung treffen, nicht nur militärische Ziele, was immerhin verständlich gewesen wäre. Sollte dies eine Massenbestrafung sein? Ein Daumen zeigen „Ihr Bösen“? Irgendeinen militärischen Nutzen zum Beenden des Krieges und zur Zerschlagung des Hitlerregimes habe ich nicht erkennen können.

Das Buch gibt die Antwort: Es ist eine Denkweise, die insbesondere am Anfang des 20. Jahrhunderts beschrieben wurde von Gustave Le Bon „Psychologie der Massen“ [3], die sich aber auch bei vielen Denkern der Aufklärung findet wie bei Hume, …: Wenn den Menschen seine Lebensgrundlagen, Wohnung, Essen, genommen wird, dann kommt in ihm das Raubtier hervor. Er wird egoistisch nur sein Überleben sichern wollen, so wie die Natur es ihm gegeben habe. „Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf“. Das heißt, die Bombardements hatten das militärische Ziel, die Gesellschaft zu destabilisieren, so dass im Nachgang die Kriegspartei geschwächt ist und besiegt werden kann.

Doch – diese Denkweise hat sich nicht gezeigt. Menschen halfen einander in dieser Situation. Das betraf nach Darstellung des Buches sowohl die Briten, die von Nazideutschland bombardiert wurden, als auch die Opfer in Deutschland. Das Bombardieren war also tatsächlich ein Kalkül der Kriegsführung und also begründet, aber es fußte auf falschen Annahmen.

Diese falschen Annahmen wurden zwar in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg aufgedeckt, Menschen wurden befragt in Aufarbeitung des zweiten Weltkrieges, es gab anderslautende Ergebnisse, jedoch hat das nichts geändert an dieser Grundhaltung, der Unterstellung „Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf“ und damit der Sinnhaftigkeit der Bombardements. Auf Vietnam gingen Bomben nieder um den Viet Cong zu zermürben. Auf Bagdad gingen Bomben nieder zu Beginn des zweiten Irakkrieges [4], um die Gesellschaft zu zermürben um danach das Regime Saddam Husseins zu zerstören. Und es ist aktuell zu befürchten, dass Bomben auf Gaza-Stadt geworfen werden bzw. es wird aktuell Strom und Wasser abgeriegelt und Hilfsgüter blockiert, von Israel, um die Gesellschaft in Gaza zu destabilisieren um gegen die Hamas erfolgreich vorgehen zu können. Das Gegenteil wird passieren. Je mehr die Bevölkerung zermürbt werden soll, desto mehr werden sie sich zusammenschließen, und also zu ihrer Organisation halten und den Gegner, das wäre Israel, hassen. Das ist der aktuelle Bezug. Jesus, auch ein Jude, hat gesagt [5] „³⁸ Ihr habt gehört, dass gesagt ist: »Auge um Auge, Zahn um Zahn.« ³⁹ Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Bösen, sondern: Wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar. ⁴⁰ Und wenn jemand mit dir rechten will und dir deinen Rock nehmen, dem lass auch den Mantel.“ Damit wird der Feind brüskiert, und/oder wird zum Einlenken aufgefordert. Das ist also ein sehr praktischer Hinweis. Jesus hatte wohl das Buch [1] schon gelesen – oder umgekehrt.

Thomas Hobbes [8] hat mit seiner Erzählung „Leviathan“ eine der Grundlagen gelegt für die Negativgeschichte, dem Menschen gehe es nur um Macht und Vorherrschaft gegen den anderen Menschen. Unsere ökonomische Ordnung (sprich: Der Kapitalismus) basiert auf diesem Gedankengut. Als Gegenspieler wird im Buch von Rutger Bregman Jean-Jacques Rousseau [10] erwähnt. Siehe auch [11].

Der Einfluss von Negativ-Erzählungen

Ich frage mich schon lange, ob nicht die vielen verbreiteten „Schießspiele“ zu Gewalt und Verrohung führen. Gleiches gilt für Verfilmungen, die Gewalt und Ende der Menschheit zeigen. Es gibt ein Buch, erschienen 1954, bekannt und in viele Sprachen übersetzt „Herr der Fliegen“ von William Golding. Dieses Buch beschreibt die Destruktivität einer Gruppe von Schülern, die auf einer einsamen Insel landen und sich selbst und der Natur ausgesetzt sind. Rutger Bregman glaubt dieser Geschichte nicht und sucht in aufwändigen Recherchen eine wahre Begebenheit als Gegengeschichte, findet diese, besucht den Kapitän Peter Warner, der damals die Schüler rettete, und Mano Totau, einen der Schüler. [7]

Betrachtet man die Geschichte „Herr der Ringe“ von J.R.R. Tolkien [8], dann kommt auch dort Gewalt und Kampf vor. Doch in dieser Geschichte gibt es gute und böse Kräfte. Das Böse wird besiegt, der Ring wird dem Feuer übergeben. Nun kann es sein, dass auch in einigen Adventure-Spielen der böse Endgegner besiegt wird und damit das Gute siegt. Doch ist das offensichtlich? Geht es der Spieleindustrie nicht oft auch nur um Umsatz?

… dies ist erst nur eine Anregung. Ich bin noch beim Lesen des Buches.

[1] Rutger Bregman: „Im Grunde gut – Eine neue Geschichte der Menschheit“ Rowohlt-Verlag ISBN 978-3-498-00200-8

[2] https://www.deutschlandfunk.de/rutger-bregman-warum-der-mensch-im-grunde-gut-ist-100.html Rezession zum Buch [1] in einer Deutschlandfunk-Sendung aus dem Jahre 2020

[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Psychologie_der_Massen Artikel zum Buch von Gustave Le Bon

[4] https://www.spiegel.de/politik/ausland/irak-krieg-immer-wieder-bomben-auf-bagdad-a-241480.html Artikel aus „Der Spiegel“ aus dem Jahre 2003 zum Zweiten Irakkrieg

[5] Neues Testament, Einheitsübersetzung nach Martin Luther, Matthäus 5, Verse 38 bis 40

[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Herr_der_Fliegen Artikel zum Buch erschienen 1954 „Herr der Fliegen“ von William Golding

[7] https://de.wikibrief.org/wiki/Tongan_castaways Bericht über 6 Schüler, die 15 Monate auf einer einsamen Insel überlebten.

[8] https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Herr_der_Ringe Artikel über den Roman „Herr der Ringe“ von John Ronald Reuel Tolkien.

[9] https://de.wikipedia.org/wiki/Matrix_(Film) Artikel über Matrix – der Film

[10] https://de.wikipedia.org/wiki/Jean-Jacques_Rousseau Artikel über Jean-Jacques Rousseau

[11] https://blogs.fu-berlin.de/menschenbilder/2017/12/03/der-mensch-ist-von-natur-aus-gut-ich-glaube-es-nachgewiesen-zu-haben-rousseau-1755/ Freie Universität Berlin, Blog zum Seminar Menschenbilder.