Schmutzgenerator Internet: Fiese Blogs gegen die Pandemie

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Die Weltgesundheitsorganisation WHO ist der interessanten Auffassung, das Netz habe die Probleme im Umgang mit der Schweinegrippe massiv befördert, und zwar, weil es "Nachrichten, Gerüchte, massive Spekulationen und Kritik auf zahlreichen Kanälen" verbreitet habe - namentlich in Blogs, Sozialen Netzwerken und auf (Achtung!): Websites.

Besonders interessant ist diese Aussage vor dem Hintergrund, dass die WHO gerade erst mit einer gründlichen Analyse der Ereignisse rund um die weltweite Schweinegrippe-Epidemie begonnen hat, und gestern auf einem Press Briefing durch den Leiter des International Health Regulations-Komitees mitteilen ließ, man könne noch keine Erklärungen über irgendwelche Gründe dafür abgeben, warum es zu den zahlreichen übertriebenen Reaktionen und heillosen Impfstoffkäufen im Zuge der Pandemie kam. (Verständlicherweise, denn die WHO steht selbst im Zentrum der Kritik, weil sie die Kriterien für die Pandemiewarnstufe sechs kurzfristig gelockert hatte, um den weltweiten Kampf gegen die das Influenzavirus A(H1N1) überhaupt ausrufen zu können).

Die Erklärung, dass das Internet quasi schuld an der Fehlkommunikation zwischen Gesundheitswächtern und Öffentlichkeit hat, ist von der klugen Beschränkung augenscheinlich ausgenommen. Interessant ist der Vorstoß der WHO nun aber auch, weil gerade Blogs und Online-Netzwerke ein zentrales Instrument in der weltweiten Surveillance - Überwachung - von Krankheiten geworden sind. Ohne diese Kanäle wäre weit weniger Information an die WHO geflossen, als zum Beispiel im Zuge der Vogelgrippe-Epidemie aus China, das sich auf offizieller Seite damals auf den Standpunkt stellte, die Welt im Unklaren lassen zu müssen.

Wozu also nun der Schimpf aufs Internet? Allzu offensichtlich stößt man sich an der Kritik als solcher und an der Tatsache, dass sie im Netz weit schwieriger zu steuern ist als in den klassischen Medien, die als Zielscheibe undifferenzierter Schuldzuweisungen so gut wie ausgedient haben. Kritik aber ist nichts schlechtes, soweit man sich seiner Argumente sicher ist.

Ben Goldacre hat es in einem anderen Zusammenhang gerade so ausgedrückt: "Wer gegen seine Kritiker klagt, ist ein Narr".

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Kathrin Zinkant

Dinosaurier auf der Venus

Kathrin Zinkant

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden