Sag mir wo die Utopien sind!

Kater Demos Ein neues Politikmagazin will die Presselandschaft bereichern: KATER DEMOS

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Ein neues politisches Magazin hat sich im vergangenen Jahr an den Start gewagt. Dies allein ist schon bemerkenswert, zumal es nicht online, sondern als Printausgabe daherkommt. Der ungewöhnliche Name „KATER DEMOS“ macht neugierig; er entstand wohl in Anlehnung an cat content. Beim Besuch auf der Website gesellt sich zur Neugier auch noch der Frohsinn. Man spürt sofort, dass da junge Leute mit viel Fantasie und Herzblut an die Sache herangegangen sind. Was liegt also näher als das erste Heft zu bestellen.

Nun liegt es vor mir. Ich habe es vollständig gelesen, was ich sonst nie tue, denn normalerweise pickt man sich ja nur heraus, was einen besonders interessiert. Aber ich wollte einen objektiven Eindruck bekommen, und das Lesen fiel leicht, weil bei fast allen Autoren ein frischer Schreibstil mit guter Recherche gepaart ist. Mein Fazit:

  • Das Magazin hat eine Chance. Diese ergibt sich aus seiner Konzeption: „das utopische Politikmagazin“. Ich denke, dass man damit eine Stammleserschaft rekrutieren kann, denn gegenwärtig wird utopisches oder visionäres Denken von der politischen Presse gemieden wie Gift. Jeder fürchtet, sich lächerlich zu machen. Es gibt aber ein großes Bedürfnis unter den Menschen, einfach mal zu spinnen, was in Zukunft machbar sein könnte.
  • Nur leider kommen sie in dem ersten Heft nicht vor, die Utopien. Obwohl das Schwerpunktthema „Demokratie“ weiß Gott ausreichend Potential dafür hätte. Ein Beitrag bezieht sich auf Thomas Morus‘ „Utopia“, aber ansonsten werden weder Utopien entworfen noch auf sie Bezug genommen. Vermutlich haben am Ende auch die Macher des Magazins diesen Mangel mit Erschrecken registriert, denn (vermutlich im Nachhinein) wurden noch einige Überschriften mit dem Attribut „utopisch“ versehen, obwohl der Inhalt dies gar nicht hergibt.
  • Es wird analysiert, und die Analysen sind korrekt, aber dazu braucht es keines neuen Mediums. Das können andere mindestens genauso gut. Sicher muss da im Redaktionskreis noch mal strategisch nachgedacht werden. Es reicht jedenfalls nicht zur Utopie, dass man das Bestehende als verbesserungswürdig kennzeichnet. Sondern: Wege zur Verbesserung aufzeigen und dabei die Grenzen des Machbaren ausloten, wobei die Utopien im engeren Sinne (deren Verwirklichung objektive Gesetzmäßigkeiten im Wege stehen) abzugrenzen sind von realen Utopien, die nur im Licht unserer derzeitigen Wertvorstellungen utopisch erscheinen.

Das Heft 2 soll dieser Tage erscheinen, vielleicht findet sich darin schon mehr Utopisches. Das Thema „Arbeit“ bietet dafür zweifellos viel Futter. Das Magazin finanziert sich über Crowdfunding, deshalb empfehle ich der Community, das Projekt dieser jungen, engagierten Leute zu unterstützen. Unter startnext.com/katerdemos-zwo kann man Heft 2 beziehen und so mithelfen, die Finanzierung zu sichern. Ich habe das Heft gerade bestellt.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Klaus Fürst

Es ist die unüberwindliche Irrationalität, die dem Menschen den Ausgang aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit versperrt.

Klaus Fürst

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