Ist Marktwirtschaft alternativlos? - Teil 1

Wirtschaftssysteme heute. Die arbeitsteilige Wirtschaft braucht Märkte, dem Ort für Tauschgeschäfte gegen Geld und Wettbewerb als Triebfeder. Der Markt erzeugt aber auch negative Effekte.

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Wie funktioniert der Markt im Kern?

Die moderne Wirtschaft funktioniert arbeitsteilig.
Bis ein Produkt fertiggestellt und an den Endverbraucher verkauft wird, sind in der Regel mehrere Unternehmen beteiligt. Eine Wertschöpfungskette ist umso länger, je komplexer sich ein Produkt zusammensetzt - siehe Beispiel Auto. Den Weg der Wertschöpfungsketten markieren Märkte. Das sind die Orte, wo Güter gegen Geld getauscht werden.

Jedes „Tauschgeschäft“ (Kauf) setzt freie Akteure voraus.
Die Tausch-Vereinbarungen regeln Ausführung, Menge, und Preis des Tausches. Jeder Marktteilnehmer – Verkäufer wie Käufer – verhandelt und entscheidet eigenständig, jeder aus seiner Perspektive. So entsteht über die Wertschöpfungsketten ein riesiges Geflecht von unüberschaubaren Tauschgeschäften (Handelsvorgängen), markiert durch Märkte.

Tauschgeschäfte stehen unter dem Druck des Wettbewerbs.
Käufer wie Verkäufer haben Entscheidungsalternativen. Der Käufer kann bei einem anderen Verkäufer (Wettbewerber) nachfragen und kaufen. Der Verkäufer kann den Preis nach Käufertyp und Kaufvolumen differenzieren. Jeder Tausch ist fragil und offen für den Wechsel. Dieser Wettbewerbsdruck des Marktes ist eine Triebfeder und führt zur viel gelobten Effizienz der Marktwirtschaft. Die Ausnahme bilden Monopole, dort fehlt die Wechsel-Alternative.

In der arbeitsteiligen Wirtschaft sind Märkte als Ort des Tausches zwingend notwendig.
Die Markt-Kennzeichen sind:
> Verkäufer und Käufer verfügen über Eigentum von Gütern und Geld,
> Verkäufer und Käufer sind selbstbestimmte Marktteilnehmer,
> Vertragsfreiheit besteht bzgl. Gütereigenschaft, Menge und Preis,
> Käufer wie Verkäufer haben Wahlmöglichkeiten über Wettbewerber.

Welche Wirkungen erzeugen Märkte? Was sind die Mechanismen?

Der Preis als Spiegel der Marktsituation
Wenn Verkäufer und Käufer sich auf einen Preis verständigt haben, kommt es zum Kaufabschluss. Der Preis spiegelt das Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Viele Nachfrager erhöhen, wenige senken den Preis; das Umgekehrte gilt auf der Angebotsseite. Ein Beispiel: Während einer Messe suchen viele Gäste ein Hotelzimmer in der Stadt und dann steigen die Übernachtungspreise. Wenn in flauen Zeiten wenige Gäste ein Zimmer suchen, sinkt der Preis.

Subjektive Bewertungen überlagern den Handelsabschluss.
Neben dem Preis spielen subjektiven Bewertungen eine gewichtige Rolle: Der Käufer folgt Trends, Vorlieben, Erfahrungen, Statussymbolen. Der Käufer als homo oeconomicus gibt sich nur eingeschränkt als rationaler Entscheider, weil persönliche Vorlieben die objektiven Sachverhalte überlagern. Dazu kommt, der Endverbraucher macht sich selten die Mühe, die objektiven Sachverhalte zu recherchieren. Oft bleiben die Informationen auch unzugänglich – siehe Ausstoß von Stickoxiden bei Dieselmotoren. Gerade die subjektiven Entscheidungen machen das Marktgeschehen unvorhersehbar.

Das Angebot folgt der Nachfrage – Märkte erzeugen Verlierer.
Unternehmen sind mit Ihren Gütern dann erfolgreich, wenn sie genügend Käufer finden. Bleibt die Nachfrage aus, muss das Unternehmen sein Angebot vom Markt nehmen und neue Angebote finden. Gelingt ihm letzteres nicht, scheidet er aus dem Markt aus, geht Bankrott. So passt sich das Angebot ständig der Nachfrage an und schafft so aus volkswirtschaftlicher Sicht eine hohe Effizienz. Wer die Nachfrage trifft, macht Gewinne – hohe Gewinne bei Volltreffern. Wer die Nachfrage nicht trifft, macht Verluste – er wird Verlierer. Verliert der Anbieter fortdauernd, scheidet er aus dem Markt aus. Diese Kehrseite des Marktes ist permanenter Teil des Marktgeschehens, Folge des Wettbewerbs und Basis der Effizienz. Dies wird oft übersehen.

Volltreffer beim Angebot erzeugen Marktdominanz.
Dominante Marktteilnehmer entstehen, wenn Angebote großen Anklang bei den Käufern finden (Volltreffer) und die Anbieter viel verkaufen, sprich viele Tauschgeschäfte machen. Dann entstehen positive Skaleneffekte; die Gewinne steigen überproportional im Verhältnis zur verkauften Menge. So belohnt der Markt das passende Angebot und fördert das Größenwachstum und den Bekanntheitsgrad. Schließlich kann negative Marktdominanz entstehen. Deutlich macht dies das Extrembeispiel: Der Monopolist als alleiniger Anbieter unterliegt keinem Wettbewerb und kann den Preis ohne Preisdruck der Wettbewerber festlegen. Seine Preise und seine Renditen sind höher als im Wettbewerb. Die Käufer haben keine Wahl mehr, werden abhängig.

Das Fazit.

Der Markt als Tauschort ist für die arbeitsteilige Wirtschaft zwingend notwendig, alternativlos.
Die Struktur und die Kern-Mechanismen sind einfach und übersichtlich.

Markt-immanent sind zwei Wirkweisen:

  1. Effizienz:
    Der Wettbewerb auf den Märkten justiert das Angebot hin zur Nachfrage
    und führt zu hoher Versorgungseffizienz.
  2. Schieflagen:
    • Der Markt belohnt das „treffende“ Angebot überproportional mit Gewinnen
      und erzeugt Marktdominanz.
    • Der Markt produziert permanent Verlierer, die meist
      aus dem Marktgeschehen verdrängt werden.

Das Dilemma der Marktwirtschaft ist die Dichotomie der Markt-Mechanismen:
Effizienz und Schieflagen treten gleichzeitig auf.

Doch Märkte unterliegen zusätzlich äußeren Einflüssen.

Der größte Neben-Akteur ist der Staat, auch wenn seine Rolle meist indirekt wirkt. Über Gesetze ordnet er das Marktgeschehen und verändert Preise über Steuern. Gezielt wie ungezielt verändert dies die Bedingungen für Tauschgeschäfte und beeinflusst das Marktgeschehen.

Auch die Marktteilnehmer versuchen die Marktsituation zu beeinflussen. Je größer der Marktteilnehmer, desto eher ist er um Einfluss bemüht - allen voran sind dies Groß-Unternehmen. Der Einfluss soll seine Stellung am Markt verbessern.

Welche Einflüsse sind angebracht, zuzulassen?
Art und Umfang der Regelungen für Märkte bestimmt maßgeblich die Funktionsweise von Wirtschaftssystemen.
Damit wird sich der nächste Beitrag beschäftigen.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

kritikaster

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