(Neu-)Kritisches aus Bayern?

Jürgen Habermas Ein kritischer Blick zur Lage der Nation(en), inspiriert durch Jürgen Habermas' "Strukturwandel der Öffentlichkeit" 2.0. Oder: Und täglich grüßt(/en) der(/die) Hegemon(en) aus dem(/den) Feuilleton(en). Und R21.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Einer der bekanntesten Philosophen Deutschlands der letzten Jahrzehnte ist jaJürgen Habermas, mittlerweile immerhin auch schon 93, aus Düsseldorf bzw. Gummersbach. Ein Vertreter der 2. Generation derKritischen Schulevon Adorno und Co.

Das Kernelement der ursprünglichen „kritischen Analyse“ war ja, alles was ist, ist sowohl in Bezug auf (faire) Interessen also auch auf Moral, mit oder ohne universellen Selbstanspruch, in Sachen Wahrheitsgehalt kritisch zu hinterfragen.

Der „frühe“ Habermas hatte dann dieVerknüpfung von Kritik und revolutionärer Tatals im Marxismus quasi als logisch, a priori gegeben bezeichnet. Was Horkheimer auf die Palme brachte. Da hatte dann MarburgsAbendroths Marburger Schule einen Habilitanden mehr bekommen.

So wurde Habermas mitStrukturwandel der Öffentlichkeitin Mittelhessen habilitiert.

Obwohl er später sogar Nachfolger Horkheimers an dessen Frankfurter Lehrstuhl wurde, verschlug es ihn danach zum Starnberger See in Bayern wo er das Max-Planck-Institut zur Erforschung der Lebensbedingungen der wissenschaftlich-technischen Weltmitbegründete.

Und in Starnberg lebt er auch aktuell wieder.

Und von dort aus hat er nochmal eine aktuelle Beurteilung zum „neuen“ digitalenStrukturwandel der Öffentlichkeitveröffentlicht.

Das knapp 100 Seiten- Buch habe ich mir zwar gerade erst gekauft und und nur kurz überflogen und werde es noch detaillierter lesen, aber eigentlich hat mich auch der Wikipedia Artikel zum ursprünglichen Buch von 1962, dazu bewogen, aus dem „Strukturwandel“ zu zitieren.

Das zweite Buch welches ich von Jürgen Habermas gelesen habe war, nach „Technik und Wissenschaft als ‚Ideologie’“, „Die Moderne, ein unvollendete Projekt.“.

Zugegeben mehr überlesen, aber was mir von dem Buch hängen blieb, war die Frage: „Wie bringe ich jemand dazu sich sozial zu verhalten.“, welche als Folge der „Säkularisierung“ durch Kant, bzw. dessen Gottesbeweiswiderlegungen seitdem nicht mehr einfach durch sicher begründete Gottesfurcht legitimiert beantwortet werden könne.

Die Frage war ähnlich einer mit der ich mich seit ich 19 wurde beschäftigte: „Warum soll man sich sozial verhalten.“

Da hatte ich wie schon öfters geschrieben in den folgenden Jahren diese Gründe gefunden:

  • Weil es einem zumindest in bestimmten Fällen direkt wichtig ist
  • Weil einem jemand wichtig ist, dem so etwas zumindest in bestimmten Fällen direkt wichtig ist (Vorsicht rekursiv! :))
  • Weil man jemand zumindest nicht als Feind haben möchte dem etwas zumindest mittelbar wichtig ist
  • Ab dann hilft nur noch die „Metaphysik“-Ebene:
    – Weil man nach dem Tod eventuell doch beurteilt wird, und man sich über die „dortigen“
    Regeln Gedanken machen sollte.
    – Weil man eventuell direkt ohne „Anrechnung“ der aktuellen „Taten“, noch ein Leben
    bekommt und man schon mal nachdenken sollte wie die Welt dann sein sollte, wenn man
    wiederkommt (John Rawls‘ Originalposition) oder wo anders hin.
    – Weil man dann zwar eventuell einfach zu Nichts wird, aber da wohl alles mal aus dem
    Nichts existent wurde ist man dann wieder beim 4.2 Fall

Mehr Gründe sind mir dann nicht mehr eingefallen, aber da sollte eigentlich für die meisten, das nötige Wissen, Können und die nötige Selbstbeherrschung, vorausgesetzt etwas dabei sein.

Bei dem Rest muss man halt aufpassen. :)

…, dass man da nicht auf ein „kulturelles Hegemonieprojekt“ reinfällt.

Genau vor solchen hatte ja mehr oder weniger direkt, schon die 1.Generation der „Kritischen Schule“ gewarnt und auch in Habermas‘Strukturwandel der Öffentlichkeitsteht laut Wikipedia: „Die monarchische Repräsentation kehrte zurück, diesmal in Form von Public Relations mehr oder weniger privater Personen und Verbände, die ihre privaten Interessen als allgemeine darstellen wollen“.

In einer handlungsfähigen Demokratie ist eben der Mehrheitswille weitgehend entscheidend.

Das ist dann eben das alte Ringen um staatliche und kollektive Verteilungs- und Handlungsmacht, dass schon zu Zeiten von Aristoteles ein zentrales Thema war: Was ist da gerecht und für wen? Nur die Frage was ist eventuell mal nötig, hatte auch der schon eher vergessen. Aber dann kam ja auch bald „Makedonien“.

Mit Blick darauf sollte sich vielleicht auch der neue „sozial?-liberal-konservative“ ThinkTankREPUBLIK21, mit Sitz in München, mal Gedanken darüber machen, ob mit den wohl zurecht als (Neo-)Proprietäre Schwergewichte zu bezeichnende Herren Lars Feld und Karl-Heinz Paqué nicht das Gewicht im Kuratorium zu sehr vom sozial, ökologisch, Sicherheits- und Zukunftsorientiertem Erhalten bzw. nachhaltigem Wandel zu sehr zur individueller Freiheit auf zu vieles verschoben wird.

Immerhin hatte schon Gustav von Schmoller, Ökonom der historischen Schule, davor gewarnt: „Nur der Inkonsequente und derjenige der die aktuelle Gesellschaft ruinieren will kann komplett freihändlerisch sein.“. Mit Blick darauf ist auch spannend, dass genau als sich der Eiserne Vorhang 1991 senkte, sowohl unsere Ökonomen mehrheitlich schon „eher“ freihändlerisch waren wie auch die im Osten, u.a. laut Tobias Rupprecht. Und 1992 haben wie in der EU das „Zwangssystem wirtschaftlicher Freiheit“ eingeführt.

Halb zog es ihn halb sank er hin …

Aber wohl doch nur Inkonsequent. :)

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

KSLP

Sozial. Sicher. Standhaft. Je nach innen und außen. Und relativ konservativ. :)

KSLP

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden