Herbert Spencer und der Sozialdarwinismus (beim "Tausch" oder mit Gewalt)

Und Schenken? :) Eine kurze "frühe" Einschätzung zu Herbert Spencer und seinem Werk "THE MANVERSUS THE STATE."

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Als der Erste, derCharles Darwins Theorie der Evolution auf gesellschaftliche Strukturen und ethnische Entwicklungen übertragen hatte, gilt jaHerbert Spencer, englischer Philosoph und Soziologe, der im 19.Jahrhundert lebte.

Wenn man dessen Ansichten im Detail nachvollziehen will, wird man wohl am bestenThe Man versus the Statelesen. Das habe ich bisher nur minimal gemacht. Meist reicht aber auch erst mal zur groben Einordnung eine Zusammenfassung wie in Wikipedia-Artikeln. Deshalb mache ich jetzt mal ein vorher nachher Experiment. Ich schreib jetzt mal kurz was basierend auf dem was ich vor allem über Herrn Spencer gehört habe und dann nochmal einen Beitrag nachdem ich das Buch gelesen habe.

Die Libertären sind ja knapp in 2 Lager zu unterteilen, die Sozialisten zum einen und die „Es darf auch ein bisschen Mehr auf Kosten anderer sein, aber man muss das ja nicht so offen sagen“ zum andern.

Herr Spencer ist nun vor allem der Held der 2.Gruppe. Das merkt man auch schon wenn man ein wenig in das genannte Buch von ihm rein liest. Da wird vor allem, dass Argument gebracht, dass höhere Sozialleistungen zum Nicht-Arbeiten verleitet und den nötigen „Schmerz“ von den verschultet Arbeitslosen nehmen würden. Immerhin Unterschied er noch zwischen verschuldeter und unverschuldeter Arbeitslosigkeit. Bei FDP Westerwelle hieß es dann nur „Arbeitslosigkeit muss weh tun“. Wobei ich mal wohlwollend unterstelle, dass Herrn Westwelle jetzt hier nicht der Schmerz vom nahen Hungertod vorschwebte, sondern eher derjenige wenn man sich vieles was man nicht zum Leben braucht aber gerne hätte nicht leisten kann. Dennoch ist das wohl Westerwelles schlechteste Aussage gewesen.

Wie wohl allen Libertären und Anarchisten schwebte Herrn Spencer, wie er selbst schrieb, ein freiwilliger Zusammenschluss von Individuen vor. Und jeder sollte das Recht haben sich vom Staat zu befreien.

So ein Recht sehe ich ja auch als Notausstieg für nicht mehr tolerierbare Staatssysteme als nötig an. Ganz nach dem Motto „Es gibt kein Leben im zu Falschen“, von Adorno plus eine Eingrenzung auf „zu Falsch“. Je nachdem wie man Falsch definiert und wie inflationär man mit dem Wort umgeht ist ein Leben in einem etwas falschen System ja noch durchaus sogar angenehm möglich.

Und für kollektive Moral und Interessen Vertretung bin ich jetzt auch nicht unbegrenzt. Denn wie kommt die denn Zustande? Durch einfachen Mehrheitsbeschluss? Durch Gewichtung was man gar nicht gut findet bis ganz toll. Und das dann über alle Zusammengefasst. So eine Art „Veto leicht“? Eventuell besser als einfacher Mehrheitsbeschluss. Aber halt nur eventuell. Bleibt das Problem, wenn man den Beschluss dennoch für intolerabel hält. Die eigene Moral und die eigene Einschätzung von (fairer) Interessen Vertretung, sollte man eben nur bis zu einem gewissen noch tolerablen Punkt denen anderer unterordnen. Dann sollte Schluss sein.

Es ist eben ein Unterschied ob man sich für alle Einsetzen will, oder durch alle gelenkt. Da alle dann halt irgendwie beschließen mussten, wer wie lenkt, kann es auch sein, dass durch alle nicht für alle bedeutet.

Den Unterschied wollen viele kollektivistische Sozialisten nicht wahr haben, beziehungsweise denken lieber gar nicht erst so weit oder sind halt „optimistisch“, dass es immer aus ihrer Sicht tolerierbar bleibt. Aber als Konservativem, geht es einem halt um den Erhalt, und den möchte man in so vielen möglichen Zukunftsszenarien sicherstellen wie möglich. Natürlich priorisiert, da die Mittel auch für das Sichern in so vielen eventuellen Fällen wie möglich eben knapp ist.

Der Unterschied zwischen den sozialen und unsozialen Libertären ist nun eben gerade, dass die einen für alle genug haben wollen, und die andern nicht. Das die einen für Bedarfsgleichheit sind und die andern für mehr oder weniger ungebremste Anteilsjagt. Durch „profitable Tauschgeschäfte“ oder gleich durch gewaltsame Aneignung. Sozialdarwinistisch eben.

Herr Spencer gehörte wohl, soweit ich bisher gelesen habe, zu den „Anteilsjagt durch profitable Tauschgeschäfte“ „eher schon recht sehr“ unsozialen Libertären. Also ein Staat dem er sich freiwillig anschließen würde, würde erwirtschaftetes Eigentum und das Leben vor Gewalt anderer absichern. Mehr nicht.

Also ein Nachtwächter-Staat.

Auf ein Problem aller Libertären, ist so weit ich es gerade überblicke ging auch Herr Spencer nicht eingegangen: Wie verhindert man denn einen kaum verteidigbaren Flickenteppich, wenn man sich freiwillig zusammenfindet? Das ist ja heutzutage ein noch größeres Problem, weil kaum Platz zum zuziehen in den meisten Regionen ist. Und was macht man mit denen die bleiben wollen sich aber nicht dem neuen Staat anschließen wollen, dem sogar feindlich gegenüberstehen und auch noch über eine kritische Masse verfügen? Mit Freiwilligkeit beim Umziehen alleine wird man da nicht weit kommen.

Also am selbst und andere umziehen wird man wenn man zu jeder Zeit in einer Ordnung leben möchte die man noch tolerieren kann kaum vorbei kommen. Sonst hat man zu viele Außengrenzen und kein gemeinsames Gebiet. Das würde sich kaum verteidigen lassen. Und auch so ist der Erhalt des tolerierbaren neuen Staates natürlich nicht so einfach und wird auch mal nicht möglich sein. Aber Untolerierbares freiwillig hinzunehmen ist nicht wirklich eine schöne Option.

Also hoffen wir mal, dass es für jeden tolerierbar bleibt oder man zumindest mal die Möglichkeit bekommt mit einem fairen Anteil an allem, auch Land und Arbeitskraft, aus dem gemeinsamen Staat rauszukommen. Dafür wird man dann aber öfters mal umziehen müssen. Und aus der UMSA-Sicht, die ich meine, gilt eben fair raus in einen eigenen/andern Staat: Ja, aber nicht gleich mächtig. Eine Kooperation von „UMSAs die ich meine“ sollte mächtig genug sein, für eine UMSA-faire Welt zu sorgen. Nachhaltig.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

KSLP

Sozial. Sicher. Standhaft. Je nach innen und außen. Und relativ konservativ. :)

KSLP

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden