"Am Königsweg" am Deutschen Theater

Theater-Premierenkritik Stephan Kimmigs Inszenierung bleibt weit hinter der Uraufführung von Falk Richter am Schauspielhaus Hamburg zurück.

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Stephan Kimmig verbannt Elfriede Jelinek an den Herd: seine Inszenierung ihrer jüngsten Textfläche „Am Königsweg“, die sie nach Trumps Wahlsieg in die Tastatur gehackt hat, beginnt mit einer improvisierten Slapstick-Show von Holger Stockhaus. Wie schon in Kimmigs „Glasmenagerie“ verstärkt der „Ladykracher“-Comedian das Ensemble des Deutschen Theaters: er parodiert Zaubertricks mit Würstchen und verkocht sie dann zu Brei.

Minutenlang muss das Publikum den Slapstick über sich ergehen lassen, bevor Stockhaus endlich die ersten Jelinek-Sätze spricht. Auch die Nobelpreisträgerin ist immer gerne für Wortspiele und Kalauer zu haben. Derart altbackene Zoten, wie sie Stockhaus unter den Originaltext mischt, hat sie aber nicht verdient.

Von diesem Tiefpunkt erholt sich die Inszenierung nur mühsam. All zu viel Jelinek wird auch in den nächsten zwei Stunden nicht gespielt: Kimmig hat ihren Text, der eines ihrer vielschichtigsten und interessanten Werke seit längerer Zeit ist, mit groben Strichen von über 90 auf knapp 20 Seiten gekürzt.

Die verbliebenen Jelinek-Passagen hängen zu oft in der Luft. Angereichert mit weiteren Gags und Improvisationen, die allerdings zum Glück meist etwas lustiger sind als der quälende Auftakt, schleppt sich der Abend dahin.

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