Krabbelnd und keuchend bewegen sie sich durch das Publikum, das sich in kleinen Grüppchen locker im Saal des HAU 2 verteilt hat.
Diese direkte Konfrontation des Angestarrt-Werdens bleibt als stärkster Eindruck aus der neuen Choreographie "Para que o céu não caia - For the sky not the fall" von Lia Rodrigues im Gedächtnis.
Zum Schluss entert auch Lia Rodrigues die Bühne und hält ein flammendes Plädoyer gegen die aktuellen Zustände in Brasilien. Ihre - durchaus umstrittene - Interpretation ist: Die Amtsenthebung von Präsidentin Dilma Rousseff war in ihren Augen ein Putsch. Auf von den Tänzerinnen und Tänzern hochgehaltenen Plakaten wurde die Interimsregierung von Michel Temer als "illegitim" bezeichnet. Über diese Frage wird es am 14. Juni um 20 Uhr eine Podiumsdiskussion im HAU 2 geben.
Die über weite Strecken des Abends nackten Tänzerinnen und Tänzer bestäuben sich u.a. mit Kaffeepulver, weißem Mehl und mit orangegoldenem Kurkuma-Pulver. Symbolisch steht dies für Kaffee und Gold, "mit denen die Zerstörung im Regenwald, das Herabstürzen des Himmels begonnen hat". Da bei den Bewegungen kräftig Staub aufgewirbelt wird, bekam das Publikum am Einlass zu dem recht stickigen Raum Tücher und Fächer angeboten.
Kommentare 2
Vielen Dank, für diesen kurzen Hinweis und die zahlreichen Links. Was sich Lia Rodrigues und ihr Ensemble ausdachten, was sie beeindruckende vortanzten, womit sie direkt konfrontierten, das treibt auch mich um, wenn ich zu Amazonien und überhaupt zu den Regenwäldern lese und ein bisschen recherchiere.
Es häufen sich die Indizien, dass auch ihr politisches Statement nicht nur erlaubt und nötig ist, sondern auch stimmt.
Der Himmel fällt dann nicht nur in Brasilien auf den Kopf, sondern auch uns "Galliern" und "Germanen", geht es so weiter, wie bisher.
Ich suche noch nach einem guten, bewegten Link (Ausschnitt z.B. aus dieser Choreografie) für den dritten Teil meiner Klimawandel- Miniserie, mit der Terra preta, der Biochar/Biokohle als Abschluss. Diese nachhaltige und vor allem selbst nicht wieder zerstörerische Methode zur CO-2 Speicherung, kommt aus dem Wissen der Indigenen.
Beste Grüße
Christoph Leusch
Lieber Christoph Leusch,
vielleicht kann Ihnen die Pressesstelle des HAU mit einem Ausschnitt aus der Choreographie weiterhelfen.
Vielen Dank für das nette Feedback und viel Erfolg bei Ihrer Recherche.
Beste Grüße
Konrad Kögler