Fassbinders "Bremer Freiheit" am BE

Theater-Kritik Eine Giftmordserie und der Ausbruch einer Frau aus patriarchalen Strukturen und religiösen Zwängen - nach einem Kriminalausfall aus der Stadtgeschichte.

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Fassbinder erforschte in seinem Drama, das nur ein Jahr später auch als Fernsehfilm ausgestrahlt wurde, die Motive der Frau. Ganz auf der Höhe des Zeitgeistes der frühen 70er Jahre sieht er seine Hauptfigur Gesche als eine Frau, der von gefühlskalten Männern, patriarchalen Strukturen und religiösen Zwängen die Luft zum Atmen abgeschnürt wird. Aus Notwehr greift sie zum Arsen, das sie in den Kaffee träufelt.

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Catharina May bringt diesen selten gespielten Stoff in ihrer ersten eigenen Regiearbeit auf die Bühne des Pavillons im Hof des Berliner Ensembles. Erste Erfahrungen sammelte sie als Assistentin von Claus Peymann bei seiner jüngsten Handke-Inszenierung und von Robert Wilson bei seinem Faust-Musical.

In kurzen, präzise komponierten Szenen trifft die Hauptdarstellerin Krista Birkner als Gesche Gottfried auf ihre Kontrahenten, die sie in scharfem Ton mit ultimativen Forderungen bedrängen: Mal ist es der erste Ehemann (Georgios Tsivanoglou), der breitbeinig rumsitzt und sie barsch herumkommandiert. Mal ist es der Vater (Joachim Nimtz), der sie gegen ihren Willen mit einem Vetter verheiraten will. Mal ist es die verhärmte Mutter (Ursula Höpfner-Tabori), die verlangt, dass sie die Affäre mit einem Mann beendet, da sie damit Schande über die Familie bringt und gegen religiöse Gebote verstößt. Ihr Bruder (Stephan Schäfer) verlangt, dass sie ihm die Leitung des Familienbetriebs übergibt.

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