"Germania" an der Volksbühne

Theater-Premierenkritik Die Heiner Müller-Inszenierung von Claudia Bauer enttäuscht als langatmige Geschichts-Revue.

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Mit einer kurzen Pause schleppt sich der "Germania"-Abend mit mäßigem Unterhaltungswert und geringem Erkenntnisgewinn drei Stunden dahin. Claudia Bauer, die vor einem Jahr als Favoritin für die zukünftige Volksbühnen-Intendanz gehandelt wurde, enttäuscht bei dieser zu langatmigen Arbeit. Seltene Lichtblicke eines dramatugisch holprigen und inhaltlich beliebigen Comic-Abends sind die beiden Szenen, bei denen Puppenspiel-Student*innen der HfS Ernst Busch ihr Können zeigen dürfen. Die kurzen Passagen im Kessel von Stalingrad in der ersten Hälfte und das Gespräch von Walter Ulbricht und Ernst Thälmann über den Mauerbau in der zweiten Hälfte sind nicht nur Schlüsselstellen in Heiner Müllers Text, sondern auch die raren überzeugenden Momente eines zu langen Abends.

Besonders schade ist, dass eine Andeutung aus dem Programmheft nicht eingelöst wurde. Mich ließ aufhorchen, dass in der dort abgedruckten Chronologie der geschichtlichen Ereignisse seit Tacitus und Arminius auch die peinlichen Altherren-Witze von Ex-Volksbühnen-Chef Frank Castorf aus einem SZ-Interview über die Frauen-Fußball-WM auftauchen. Würde es Claudia Bauer tatsächlich wagen, die Sprüche des Hausgotts aufs Korn zu nehmen? Leider Fehlanzeige!

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