Glaube und Heimat, Berliner Ensemble

Theater-Premierenkritik Mit Nebel, donnernder Musik und viel Pathos inszeniert Michael Thalheimer das Historien-Melodram über Vertreibung.

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Karl Schönherrs historisches Bergdorf-Melodram aus dem Jahr 1910 über eine Dorfbevölkerung im Zillertal, die von der katholischen Gegenreformation gezwungen wird, sich zwischen dem Bekenntnis zu ihrem protestantischen Glauben und ihrer Heimat zu entscheiden, wird aus guten Gründen heute nur noch selten gespielt: Zu kitschig und pathetisch wirkt der versöhnliche Schluss, wenn der Reiter des Kaisers sein Unrecht einsieht. Als Historiendrama ist „Glaube und Heimat“ zu eindimensional, als Parabel auf Flucht, Vertreibung, ethnische und religiöse Säuberungen zu plakativ.

Der Hausregisseur des Berliner Ensembles holte das alte Stück wohl vor allem deshalb aus dem Regal, da die Gewissensbisse der Bauern und das Aufeinanderprallen von Obrigkeit und geknechtetet Bevölkerung gut zu Thalheimers kraftvoll wummerndem Theater passt. Sehr routiniert und grundsolide spult er in publikumsfreundlichen 100 Minuten sein Repertoire ab: wie vom Intendanten Oliver Reese bestellt, so wird es hier auch geliefert. Ein handwerklich tadelloser, aber auch sehr erwartbarer Theaterabend, wenn man schon die eine oder andere Thalheimer-Inszenierung gesehen hat.

Ausführliche Kritik mit Bild

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