Haußmanns Staatssicherheitstheater

Theater-Premierenkritik Leander Haußmann lud zu einer vergnüglich-harmlosen Stasi-Komödie mit hohem Nostalgie-Faktor.

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Die zweite Hälfte nach der Pause ist als Farce angelegt. Zwei dilettantische Stasi-Mitarbeiter (Mosbach und Christopher Nell) dringen in die Wohnung einer Malerin (Antonia Bill) ein und möchten ihre Ehe mit Rüdiger nach bewährtem Muster „zersetzen“: hier ein Spermafleck, dort eine Zigarettenkippe. Die Stasi stellt sich jedoch so dämlich an, dass der „Operative Vorgang Virus“ gründlich schief geht. Überraschend kommt der Hausherr zu früh zurück, der IM muss sich im Schrank verstecken und wird dabei fast von dem eifersüchtigen R. mit der Axt umgebracht, der sich auch noch als sein Vater herausstellt. Für eine gelungene Farce ist das schräge Spektakel aber nicht hochtourig genug.

Nach mehr als drei Stunden dreht Haußmann die Nostalgie-Schraube noch eine Spur weiter: wie einst bei Castorf scheint der Abend einfach kein Ende nehmen zu wollen. Das ganze Ensemble schlüpft in Barock-Kostüme, hier wird noch ein Monolog von Silvia Rieger drangehängt, dort darf Sir Henry noch mal in die Tasten hauen.

Ganz zum Schluss packt Leander Haußmann noch ein Nostalgie-Sahnehäubchen oben drauf: in eine Gruppen-Szene an einer Bar mischen sich zwei Überraschungs-Gäste, die seine Komödie „Sonnenallee“ zum Kino-Hit machten. Alexander Scheer (mit roter Perücke und Drag-Kostüm) und Detlev Buck (in Uniform) ziehen gemeinsam ihre Runden und qualmen vergnügt im Hintergrund, während sich der Rest der Truppe schon vom Publikum feiern lässt.

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