"Lenin" an der Schaubühne

Theater-Kritik Der Schweizer Regisseur Milo Rau befasst sich in einem starbesetzten Reeanctment mit dem Dahinsiechen Lenins einige Jahre nach der Oktoberrevolution.

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Rau ging es darum, die Datscha als „albtraumhaftes Haus“ zu inszenieren, in der ein „quasi-gelähmter“ Körper im Halbdunkel versinkt, während sich ein „Monster“ seines Lebenswerks bemächtigt. Den zweiten Teil spielt Damir Avdic, ein noch recht neues Gesicht im Schaubühnen-Ensemble, exzellent. Im Frühjahr wurde er als „Toter Hund in der chemischen Reinigung“ in einer unausgegorenen Farce von Angélica Liddell verheizt (Kritik), diesmal überzeugt er als zynisch grinsender, Kinder gütig streichelnder, eiskalt berechnender Stalin.

Der erste Teil funktioniert nur mit Einschränkungen: wie schon in ihrer letzten Zusammenarbeit mit Milo Rau („Mitleid. Geschichte eines Maschinengewehrs„) überzieht Ursina Lardi als Lenin wieder maßlos. Entstellt kauert sie im Schlussbild neben Nina Kunzendorf. Der Speichel rinnt ihr über die Wange. Seufzend beklagen beide das Schicksal ihrer Kinderlosigkeit. Die Szene droht in der Karikatur zu versinken. Zum Glück versteht es Milo Rau, die Balance zu wahren. Er spielt das wunderschöne „Who by fire“ von Leonard Cohen, das den Abend in einer Tschechowschen Melancholie ausklingen lässt, die für manche Langatmigkeit entschädigt.

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