„Sicario“: Drogen- und Geheimdienstthriller

Kino-Rezension Der franko-kanadische Regisseur Denis Villeneuve meldet sich mit einem brutalen, zutiefst pessimistischen Thriller zurück.

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Ähnlich wie in „Enemy“ (mit Jake Gyllenhall) hatte er auch diesmal wieder exzellente Schauspieler zur Verfügung: Emily Blunt spielt die FBI-Agentin Kate, Josh Brolin spielt den texanischen Macho Matt Graver und Benicio del Toro gibt den zwielichtigen Alejandro.

Aber leider geht auch bei „Sicario“ (seit 1. Oktober im Kino) die Rechnung nicht auf: zu klischeehaft kommt der Thriller-Plot um die rehäugige Kate, die ihre schwachen Nerven ständig mit Zigaretten betäuben muss, daher. „Arg unausgegoren“ ist das Drehbuch von Taylor Sheridan mit seiner Schwarz-Weiß-Malerei der Figuren. Die ZEIT stöhnte im Mai nach der Weltpremiere in Cannes, dass ein Tiefpunkt des Festivals erreicht sei.

An diesem vernichtenden Fazit ist leider ein wahrer Kern dran: Der Film weidet sich allzu genüsslich an seinen Gewaltszenen. Leichen hängen kopfüber an den Brücken von Juárez. In Großaufnahme sind auch schon gleich zu Beginn die fast schon mumifizierten Überreste von Menschen zu besichtigen, die unter Plastikfolie erstickt und in einem Haus eingemauert waren. Allzu sehr vertraut der Film auch darauf, dass es seine Stars schon richten werden, ohne ihren Figuren die nötige Tiefenschärfe mit auf den Horror-Trip ins US-amerikanisch-mexikanische Grenzgebiet zu geben.

Zur Ehrenrettung des Films ist aber zu sagen: es gibt sie doch, die wenigen beeindruckenden Szenen, die im Gedächtnis bleiben. Vor allem ist hier die lange Einstellung des Konvois zurück an die Grenze zu nennen: hier gelangen Villeneuve und seinem Kameramann Roger Deakins starke Bilder einer rasenden Fahrt „auf schnurgeraden Straßen durch öde, verlassene Landschaften“, vorbei am berüchtigten Grenzzaun, der in den vergangenen zwei Jahrzehnten an der Südgrenze der USA gegen Zuwanderer hochgerüstet wurde.

Als die Kolonne unerwartet vor dem Grenzübergang zum Stoppen kommt, schließt sich eine weitere gelungene Szene an: das zusammengewürfelte Sondereinsatz-Team aus FBI, DEA und CIA blickt sich um, von welcher Spur der Autobahn wohl gleich das Feuer auf sie eröffnet werden wird. Eine sehenswerte Spannungschoreographie, die im erwarteten Gewaltausbruch kulminiert.

Leider blieben solche Momente in einem ansonsten mittelmäßigen Film Mangelware.

Der Text ist zuerst hier erschienen: http://kulturblog.e-politik.de

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