Ulrich Rasches "Die Perser"

Theater-Kritik Nach der Premiere bei den Salzburger Festspielen ist die griechische Tragödie nun am Schauspiel Frankfurt zu sehen.

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„Weeeeeelttt – Schaaauut – Auffff – Uuuuns!!!“ – Valery Tscheplanowa gehört der erste Satz dieses fast vierstündigen Schmerzensschreis. Sie krümmt sich auf der unerbittlich rotierenden Drehscheibe, presst Wort für Wort heraus und treibt die pathetische Verlangsamung als ein zentrales Prinzip von Ulrich Rasches Inszenierungen auf die Spitze. Nach jedem Wort, das sie ins Publikum schleudert, folgt eine bedeutungsschwere Kunstpause. „Die Perser“, ein schmales Reclam-Bändchen, das man auf der Bahnfahrt von Berlin nach Frankfurt/Main problemlos schon in Wolfsburg zuende gelesen haben kann, werden hier zum monumentalen Oratorium.

Ulrich Rasche polarisiert. Bei der Nennung seines Namens winken viele ab und verdrehen die Augen. Nach zwei Theatertreffen-Einladungen in Folge mit den bereits erwähnten „Räubern“ (2016) und „Woyzeck“ aus Basel werfen ihm seine Kritiker*innen vor, dass er dieselbe erfolgreiche Idee immer wieder durchexerziert: schwer atmende, schweißtriefende, halbnackte, an Drehscheiben festgekettete junge Männer keuchen und brüllen sich durch Textwüsten, während die Trommelfelle der Besucher*innen einem Dauertremolo ausgesetzt sind.

Dieses bekannte Prinzip erleben wir auch in „Die Perser“, dem ältesten erhaltenen Drama der Literaturgeschichte von Aischylos aus dem Jahr 472 v. Christus. Rasches Regiestil passt jedoch perfekt zu dieser Vorlage. Das Stück ist eine auch heute höchstrelevante Anklage gegen „toxische Männlichkeit“, die ohne Rücksicht auf Verluste zu Gewalt aufstachelt und wie eine Dampfwalze über alles hinwegpflügt, was sich ihr in den Weg stellt.

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