"Kollaps" Live-Übertragung -Teil 1

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Der Evolutionsbiologe Jared Diamond beschriebt in seinem Buch "Kollaps" die Gründe für den Untergang von Kulturen. Obwohl es sich bei den untersuchten Völkern, was die geografische Lage und die historische Epoche angeht, um völlig unterschiedliche Völker handelt: die nordamerikanischen Anasazi-Indianer, die Maya-Kultur, das römische Imperium - lassen sich hinsichtlich ihres Untergangs gemeinsame Muster finden, die immer wieder vorkommen.

Als da wären: Überbevölkerung, Umweltzerstörung durch Plündern der natürlichen Resourcen (damals natürlich alles in einem regionalen Maßstab) und die Unfähigkeit der Eliten, sich auf die neuen Probleme einzustellen.

Gerade, was den letzten Punkt angeht, hat man häufig den Eindruck, man erlebt gerade eine Live-Übertragung des laufenden Untergangs.

Die Treffen unserer Politiker sind zu schwarzen Löchern geworden, in denen Hoffnung weder rein - noch rauskommt.

Mit Rezepten, die schon vor über dreißig Jahren nutzlos waren, versucht man verzweifelt, die Probleme zu lösen, die teilweise durch diese Rezepte erst verursacht worden sind.

Wachstum:

"Unendliches Wachstum ist schwierig, fragen Sie Rainer Callmund." So bringt Volker Pispers die ganze Wachstumsdiskussion angemessen auf den Punkt.

Will man es etwas seriöser ausdrücken, braucht man sich nur eine Übersicht des Wirtschaftswachstums der BRD in den letzten sechzig Jahren anschauen. Mit Ausnahme von 5 Jahren (1967, 1975, 1982,1993, 2003) gab es jedes Jahr ein Wachstum des BIP. Trotzdem sind während dieser Zeit alle Probleme entstanden, die man mit dem Wachstum bekämpfen will: Arbeitslosigkeit, Staatsverschuldung, Umweltprobleme usw.. Bestenfalls hat also das Wirtschaftswachstum keinerlei Einfluss auf diese Probleme, schlimmstenfalls ist das Wachstum für die Probleme mitverantwortlich.Was das Wachstum angeht, ist bislang noch kein Politiker aufgetreten, der die Sinnlosigkeit dieser ganzen Wachstumsphilosophie zugegeben hat. Ganz im Gegenteil. Zur Zeit möchte man in Europa gerade einen Wachstumspakt durchpeitschen, und tut damit so, als ob man dieses Thema in den letzten Jahre sträflich vernachlässigt hätte. Dabei hat man in Deutschland noch vor drei Jahren ein "Wachstumsbeschleunigungsgesetz" auf den Weg gebracht.

Selbst wenn man von Ökonomie keine Ahnung hat, will es einen einfach nicht einleuchten, wieso man sich über Wachstum freuen soll. Wenn die Pillendreher aus der Pharmaindustrie ein Umsatzwachstum zu verzeichnen haben, dann heißt das im Umkehrschluss ja nichts anderes, dass die Menschen immer kränker werden und mehr Pillen schlucken müssen oder sie schlucken mehr Pillen, obwohl sie nicht krank sind.

to be continued..

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Geschrieben von

lebowski

Ein Leben zwischen Faulenzerei und Leiharbeit.

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