Oh Wunder! Super-Uschi war auch mal überfordert

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Was haben Wolfgang Niedecken, Wolfgang Kubicki und Ursula von der Leyen. gemeinsam? Sie waren alle mal krank oder kurz vor dem Nervenzusammenbruch auf Grund ihrer Arbeitsbelastung. Und was unterscheidet sie vom großen Rest der Menschheit? Sie haben sich den Ärger selbst zuzuschreiben und kriegen im Gegensatz zu anderen die Gelegenheit, sich bei der neuen "emotionalen Klofrau Günther Jauch" (Georg Schramm) auszuheulen.

Wolle Niedecken, der eitle Frontmann der Kölner Schrammel-Band BAP, die ihre besten Tage schon seit 25 Jahren hinter sich hat aber einfach nicht aufhören mag, hat bei einer Tournee eine Erkältung verschleppt, die letztendlich zu einem Schlaganfall führte.

Die amtierende Sozialdomina Ursula von der Leyen hat mit einer suboptimalen Familienplanung selber dafür gesorgt, dass sie während ihrer Zeit als Assistenzärztin nebenbei noch zwei Kleinkinder betreuen musste. Um zu wissen, dass das in die Hose geht, muss man kein Psychologe sein.

Der FDP-Politiker Wolfgang hat zugegeben, dass er Anfang der Neunziger wegen parteiinterner Anfeindungen an Selbstmord gedacht hat(wahrscheinlich hat er das nur öffentlich zugegeben, weil er zu Günther in die Talkshow eingeladen werden wollte - es ist schließlich Wahlkampf).

Niemand hat den Niedecken dazu gezwungen, mit Sechzig noch auf große Deutschland- Tournee zu gehen. Auch von der Leyen hätte problemlos das Studium an den Nagel hängen und sich auf ihre Kinder konzentrieren können. Ihr Mann verdient nämlich prächtig. Und Kubicki hätte auch ohne weiteres auf eine politische Karriere verzichten und sich auf seine Arbeit als Anwalt beschränken können.

Diese drei Armleuchter hatten alle Resourcen dieser Welt, um sich ein schlaues Leben zu machen. Aber man ist eben wichtig und die Welt kann auf Genies, die nicht mal ihr eigenes Leben im Griff haben, einfach nicht verzichten.

In diesem Land gibt es aber mittlerweile Millionen von Menschen, die nicht ehrgeizzerfressen sind wie vdL, und die trotzdem ein Arbeitspensum wie ein Top-Manager bewältigen müssen. Dabei ist es nicht mal die Arbeit selbst, die so schlaucht, sondern das ganze Drumherum. Die latente Unsicherheit und Angst um den Job. Das ständige Sichbeweisen müssen, dass man sein Geld wert ist. Dazu kommt noch das, was der österreichische Soziologe Ivan Illich mal als Schattenarbeit kennzeichnete. "Schattenarbeit wird insbesondere im Dienstleistungssektor geleistet. Schularbeitenhilfe für die Kinder, Transport der Kinder zu den zahlreichen nachmittäglichen Förderungsmaßnahmen, die Heimwerkerei des Ikea-Kunden, das Warten im Sprechzimmer des Arztes, der Gang zur Berufsberatung, die therapeutischen Maßnahmen, die notwendig werden, damit Kinder und Erwachsene ihren institutionellen Alltag überhaupt überstehen können, die Wartung des Autos, die Bedienung des häuslichen Maschinenparks, die Mülltrennung, das Pendeln zum Arbeitsplatz, das Warten vor der roten Ampel usw. usw."[1]

Von diesen Leute, die völlig unverschuldet im Hamsterrad gelandet sind, war aber keiner bei den Rittern der Schwafelrunde mit dabei. Dabei wäre es mal interessant gewesen, was diese Leute zu sagen gehabt hätten. Und die Arbeitsschutzgesetze, die vdL anpries, sind ein Witz. Niemand besteht auf seinen Urlaub oder Ruhezeiten, wenn der Job in Gefahr ist. Und da wir mittlerweile mit Ländern wie China, Indien oder Brasilien um unseren Wohlstand konkurrieren müssen, ist unser Job ohnehin immer in Gefahr.

Bezeichnend auch, dass Jauch nicht ein einziges Mal kritisch nachfragte, wieso sich diese Aufschneider den ganzen Tort antun.

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Geschrieben von

lebowski

Ein Leben zwischen Faulenzerei und Leiharbeit.

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