Polizeisirenen, Menschen, die in Handys brüllen, Baulärm, schlagende Metalltüren – der ganz normale Großstadtwahnsinn, in Tel Aviv vielleicht nur noch ein bisschen lauter als anderswo. Mittendrin: Das Haus eines Filmemachers, der unter Hyperakusis leidet, also überempfindlich auf Lärm reagiert. Augen auf beim Wohnungskauf? Wie der Mann ausgerechnet im lärmigsten Teil der Innenstadt gelandet, ist eine Frage, die offen bleibt, ebenso wie die, warum er nicht einfach wegzieht. Vielleicht, wie jemand später vermutet, weil der Lärm des Lebens immer noch erträglicher ist als der Lärm des Todes, der früher oder später kommt?
„Noise“ erzählt quasi-dokumentarisch, mit der Erzählstimme der Frau des Filmemachers aus dem Off, wie der Mann den Kampf gegen den Lärm aufnimmt – mit leisem, trockenen und leicht absurdem Humor. Der Don Quixote der Zivilisation installiert Videokameras vor seinem Haus und fordert verliebte Pärchen mit militärischem Befehlston dazu auf, ihr Gitarrenständchen doch bitte woanders aufzuführen, der Hundebesitzer soll seinem Tier doch bitte das Maul zukleben, und der Stadtführer hält zunehmend Abstand, wenn er den Schulgruppen die Trutzburg zeigt: Hier wohnt ein verrückter Filmemacher, keiner von der Sorte, die man kennt, aber er erträgt keinen Lärm. Auch eine Reise durch die Weite und die Stillen Amerikas bringt ihm nur wenig Erleichterung.
Man fragt sich: Warum tut der Mann sich eigentlich das Großstadtleben an? Warum tut man selber sich das an? Natürlich bleibt er am Ende da wohnen, wo er ist. Und man selber auch. Natürlich macht der Lärm einen verrückt. Aber das ist man doch sowieso schon.
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