Vernünftig handelnde Menschen

Zur Was-tun-Frage Vernünftig handelnde Menschen schaffen ein Reich der Freiheit, ein Paradies auf Erden, eine heile Welt. Sie sind von Kopf bis Fuß aufs Gute eingestellt.

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Das vernünftige Handeln gehört zum menschlichen Repertoire kaum unnötiger als das Atmen. Die Rationalität ist ein Grundstück menschlichen Lebens. Sie zählt zu den Steinen, auf die wir bauen können, vom ersten Atemzug an. Das Wachstum unserer Rationalität ist die Befreiung von natürlichen Fesseln, unser Fortschritt im Bewusstsein der Freiheit. Das vernünftige Handeln bzw. rationale Hand-Werk bezieht unser Denken wie unser Kommunizieren mit ein. Das vernünftige Wir der ganzen Menschheit ist sodann das Non plus ultra menschlicher Welt-Meisterschaft. Es ist mit Händen zu greifen. Wir haben es in der Hand. Und es ist auch das, was jedes menschliche Ich zutiefst will, ein gleichermaßen Gesolltes und Gewolltes.

Mehr noch als über die Natur sollen, das heißt wollen vernünftig handelnde Menschen über Anwandlungen von Unvernunft hinauswachsen. Ausgerechnet diese pervertierte Rationalisierung, dieser selbstverschuldet unmündige Größen-Wahn, maßt sich seit Menschengedenken Vormundschaft und Weltherrschaft an. Das Abgewöhnen von unvernünftigem Tun und Lassen liegt auf dem Weg zum Hochgenuss des Zusammenlebens. Auf diesem Weg muss durchaus keinen asketischen Idealen gefrönt werden. Nur fern der hartnäckig sich haltenden Verlogenheit kann sich die wahre, weil unverfälschte Vergnügtheit ausbreiten, die keines Übermaßes bedarf. Die Gefahr eines Übermaßes an Humanität droht ohnehin nicht. Das wäre identisch mit dem gänzlichen Verschwinden der Unmenschlichkeit, mit der restlos heilen Welt.

An möglichst vielen Fronten Gutes tun heißt, nie fertig werden mit dem befriedigendsten Vollbringen, dem des Besten. Was indessen keineswegs ein Grund ist, mit diesem erfüllenden Tun erst gar nicht anzufangen. Und wäre dieser Anfang auch bloß die wiederkehrende Rückfrage an sich selbst und andere, wie es – im Interesse der praktischen Vernunft – allerseits um den guten Willen steht. Denn allein die Erinnerung an diesen Best-Umstand hat zumindest gelegentlich nicht zu unterschätzenden Impulscharakter. Ziemlich genau das hat dieses kurze Lesestück leisten sollen. Der Rest des Tages, der Woche etc. mag zeitigen, was für den praktischen Vernunftgebrauch an Gelegenheiten bleibt, ihm gemäß Mensch zu sein.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Leo Allmann

M.A. Philosophie

Lesefreudiges Nachkriegskind

Leo Allmann

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