Bis zuletzt hatte es Streit gegeben um das Dessau-Konzert der linken Band Feine Sahne Fischfilet. Nachdem das Bauhaus Dessau die Gruppe ausgeladen hatte, war sie in die „Alte Brauerei“ eingeladen worden. Doch das ZDF, das die Reihe im Bauhaus organisiert, wollte das Konzert trotz allem in seiner Sendung zdf@bauhaus übertragen – und setzte sich schließlich durch.
Trotz einer breiten Front aus Neonazis und AfD, die bis in die sachsen-anhaltinische CDU reichte und gegen das Konzert Sturm lief, traten die Punkrocker am Dienstagabend also auf. Und wovor fürchten sich nun Bauhaus-Leitung und sachsen-anhaltinische CDU? Vor den Liedern übers Saufen, über Freundschaft und die Eltern? Oder vor den Aufrufen zu politischem Engagement, „dass es nicht bei diesem Konzert bleibt“? Die Band macht sich schließlich seit Jahren für alternative Strukturen stark, gerade in Gegenden, wo Neonazis gut organisiert sind.
Man kann es freilich als Provokation verstehen, wenn der ganze Saal bei dem Lied Wut die Zeile „Niemand muss Bulle sein“ mitgrölt, während draußen Dutzende Einsatzkräfte an Straßenecken postiert sind, um die Sicherheit der Veranstaltung zu gewährleisten. Oder man versteht dies als lebendige Demokratie, die Widersprüche erträgt. Denn Jan „Monchi“ Gorkow, Frontmann der Truppe, weiß genau, was er tut: Er widmet den Song der „Initiative Oury Jalloh“, die seit Jahren für die Aufklärung der Todesumstände eines Asylbewerbers kämpft, der 2005 in einer Polizeizelle starb – in Dessau. Nach wie vor steht der Verdacht im Raum, dass Oury Jalloh vor bald 14 Jahren in der Zelle getötet worden ist.
Gewiss mag es paradox erscheinen, dass eine linke bis linksradikale Gruppe nun über ZDF-Bildschirme flimmerte. Den Jungs ist der Widerspruch bewusst. Doch sie haben etwas verstanden, was viele angeblich demokratisch Gesinnte nicht begreifen: Wenn dieser Flecken Erde in 15 bis 20 Jahren noch in einer freiheitlich-demokratischen Ordnung leben sollte, dann wird das Leuten wie Monchi zu verdanken sein – und nicht rechtslastigen CDU-Funktionären, die sich über „Gewaltverherrlichung“ echauffieren, während sie neonazistischen Banden das Wort reden.
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