Meine ökologischen Fehltritte

Öko-Fussabdruck Ich dachte, es ist an der Zeit, mithilfe der Internet-Tests zu prüfen, wie denn mein „Ökologischer Fußabdruck“ so aussieht. Und schaffte es dabei, diesen gar zu senken

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Meine ökologischen Fehltritte

Foto: Mark Davis/ AFP/ Getty Images

Vielleicht ist es heuchlerisch, in Blogs und Kommentaren hier im „Freitag“ oder im Privatleben Wasser zu predigen und eigentlich Wein zu trinken. Es ist ja leicht über Energiesparen oder gegen den Konsumwahn zu schreiben, es ist leicht über SUVs hämisch zu lachen und die eigenen Fahrrad-Touren oder Spaziergänge zu loben. Wie sieht es also wirklich mit mir aus?

Um eine gewisse Ausgewogenheit zu erreichen, habe ich mich, mein Öko-Verhalten, wie auch meine Ehrlichkeit gleich mithilfe mehrerer Tests gecheckt.

Der erste Test unter http://www.footprint-deutschland.de/ war nämlich auch eine Prüfung darin, in wie weit ich bei Antworten etwas zu meinem Gunsten „abrunde“ und der Versuchung widerstehe etwas zu mogeln und zu beschönigen – sei es bei Verkehr, Duschen oder PC-Nutzung. Andererseits hat es mich gewundert, warum die Antwort nach der Stromherkunft (100%iger Ökostrom) den Verbrauch von PC, TV und dem Stand-By-Verhalten nicht deaktiviert hatte: Wenn der ganze von mir verbrauchte Strom aus Sonne, Wasser und Wind kommt – müsste es doch egal sein, wie viele Stunden ich am PC sitze, ob ich dabei Musik höre – oder beide Geräte auf Stand-By sind oder ganz ausgeschaltet. Dennoch, die Antwort war trotz leichten Mogelns eher ernüchternd: ich verbrauche 3,92 Hektar. „Hätte ich doch die vielen Waschmaschinengänge den Kindern zugerechnet!...“ - dachte ich mir. Danach kam zwar das „Lob“, dass es immerhin weniger als der deutsche Durchschnitt sei (5,1 ha). Bis schließlich die Info erschien: „Durch den kollektiven Fußabdruck ist es nicht möglich, in Deutschland einen Ressourcenverbrauch zu haben, der unter den fairen 1,9 Hektar liegt.“ Also, dachte ich weiter: „Selbst wenn ich von nun an NICHTS machen würde - ich wäre immer noch für 1,9 ha verantwortlich, also mehr als die geforderten 1,8.

Lieber zum nächsten Test, vielleicht war jener zu streng oder ich zu ehrlich: http://www.footprintrechner.at/ Die Österreicher waren tatsächlich nicht so streng, ich senkte dadurch meinen „Footprint“ auf 3,4 Hektar! Es ging aufwärts!

Danach die nächste Prüfung, Google spuckte mir die Zeitschrift „Jolie“ aus: http://www.jolie.de/psychotest/oekologischer-fussabdruck-der-test-679676.html. Hier wurden mir zwar keine Hektar berechnet, dafür eine ausführliche Psychoanalyse: „Respekt, du bist eine wahre Umweltschützerin! Das Thema liegt dir am Herzen und du setzt dich auf ganzer Linie für den Umweltschutz ein. Pass auf, dass du nicht zu verbissen mit dem Thema umgehst - schließlich sollest du den Spaß daran nicht verlieren...“ Schön, dass ich endlich als Frau wahrgenommen wurde, auch wenn mir eine gewisse Verbissenheitsgefahr diagnostiziert wurde und der Imperativ „sollest“ (nicht mein Tippfehler!) schon sehr streng wie aus der Bibel klang.

Der letzte Test - http://www.nationalgeographic.de/wissen/wie-gross-ist-ihr-oekologischer-fussabdruck – schien zunächst meine Glückssträhne im Senken des Hektar-Verbrauchs zu bestätigen: Ich bekam nur noch 2,8 ha. Dafür aber eine richtig deftige Personen- und Verhaltensbeschreibung: „Der Otto-Normalverbraucher“!

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Lukasz Szopa

Balkanpole. Textverarbeiter. Denker-in-progress. Ökokonservativer Anarchist.

Lukasz Szopa

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