Vergangenen Monat habe ich viel Zeit damit verbracht, meinen amerikanischen Freunden zu erklären, wer oder was ein Brexit ist. Ja, klingt ein wenig nach einem verdauungsfördernden Frühstücksgetränk für Senioren. Nein, ganz daneben ist das ja auch nicht. Ja, Polende und Departugal sind bestimmt als Nächstes dran.
Silicon Valley ist gemeinhin dafür bekannt, sich wenig um das Weltgeschehen zu kümmern. Es ist das Tal der Eigenbrötler, der etwas Weltfremden, der Andersdenkenden, und es ist ein stolzes Tal, das nicht immer versteht, wozu es den Rest des Landes braucht, ganz zu schweigen vom Rest der Welt. Und da ist ja was dran: Von Washington D. C. ist es weiter nach San Francisco als von Berlin nach Bagdad, die kulturellen Unterschiede sind gefühlt mindestens genauso groß. Was für Berlin die Burka ist,sind Anzug und Krawatte in San Francisco.
Der Typus der Flip-Flops und Kapuzenpulli tragenden Tech-Monokultur in Silicon Valley ist ebenso billig wie unspektakulär, trotzdem immer noch so beliebt wie ein unterarmlanger Burrito in einer schäbig-hippen Taqueria im Stadtteil Mission. Ein Beispiel: Häagen-Dazs wirbt auf Plakaten zielgruppengerecht mit Pseudo-Programmiercode für Kaffee-Eis. In schwarzer Helvetica auf weißem Grund beschreibt das Poster einen Eiscreme-Algorithmus, der aus Vanille und Sahne ein anregendes „äah“ generiert. Klar, viel Sinn macht das nicht, aber was ist von einer Firma zu erwarten, die vor ein paar Jahren eine Karte von Schweden auf Speiseeisverpackungen druckte und als Hauptstadt Oslo auswies?
Dieser geografische Fauxpas geht am stereotyp weltfremden Programmierer unbemerkt vorbei, weil der sich für nichts interessiert als seine Tesla-Aktien und Snapchat-Filter, die automatisch Schnurrbärte verleihen. Glücklicherweise wird das Klischee der Realität kaum mehr gerecht.
Immer mehr junge Techies wollen an „echten“ Problemen arbeiten. Viele verpflichten sich für den US Digital Service, das „Start-up des Weißen Hauses“. Ein guter Freund von mir leitet eine gemeinnützige Organisation, die gesellschaftliche Probleme mit Datenanalyse und künstlicher Intelligenz zu lösen versucht. Etwa, wo Krankenwagenfahrer am besten Kaffeepause machen sollten, um in der ganzen Stadt die Zeit zu minimieren, die Ersthelfer bis zum nächsten Einsatzort brauchen. Seit kurzem bietet die Organisation ihre Dienste der französischen Regierung an, um Arbeitssuchende schneller in die richtigen Jobs zu vermitteln. Neulich hat Frankreichs Präsident François Hollande meinem Freund bange zugeflüstert, er hoffe, das Ding funktioniere auch, denn ansonsten könne er sich die Wiederwahl wohl schenken. Ob ein Haufen Programmierer und Mathematiker aus Silicon Valley Hollandes Umfragewerte noch retten können, ist fraglich. Dass sie aber ihr Talent nutzen, um der Gesellschaft zu helfen, anstatt das nächste Uber für Marihuana und Schokomuffins zu gründen, ist ein gutes Zeichen.
Auch wenn hier viele für einen Silicon Valleave stimmen würden — es gibt noch Hoffnung für das Tal der Weltfremden.
Kommentare 4
Ein schöner Traum wie in Deutschland wo man den Menschen gesagt hat wir brauchen dringend Ingenieure oder Programmierer. Nach dem Studium hat man sie allerdings ausgelacht. Ja sie dürfen bei uns ein Praktikum machen natürlicvh umsonst.
Für uns arbeitet der M ..aus Indien odgl. natürlich für deutlich weniger Lohn. Seine Deutschkenntnisse sind nicht ganz so perfekt also mussten wir diese ausgebildette Fachkraft als Anfänger einstellen.
So kommt es dann zu Schlagzeilen wie -> Türkei lässt hochqualifizierte Syrer nicht ausreisen! Geht es da um Flüchtlinge denen man helfen muss oder simpel um billige Fachkräfte! Den Rest braucht man eigentlich nicht
Nun Deutschland bestimmt das heisst es setzt die anderen Staaten unter Druck die vorher noch einigermaßen sozial waren.
Um Konkurenzfähig zu bleiben müssen sie den gleichen Weg gehen Hohe Arbeitslosigkeit und billige Fachkräfte aus dem Ausland und einen hohen Exportüberschuss.
Ja und natürlich wie in Griechenland alles biligst privatisieren. In etwa wie in Deutschland die Mietwohnungen siehe Gafgah und dt. Annington. Ab und an gibt es einne neuen Namen im Moment Vonovia.
Nun folgt Frankreich udgl. dem Beispiel Deutschlands wo das Wort Soziale Marktwirtschaft so lang ebestand hatte wie es die DDR gab. Nun müssen auch dei anderen Staaten in der EU ihre Soziale Marktwirtschaft begraben!
Deutschland hat drei Mio. Arbeitslose (bereinigt) und ca. 7 Mio. H4 . Spanien , Portugal ..... ein gewisser H. Olaf Henkel gründet die AfD mit .
In Deutschland wird man im Jahr 2033 den NSU -Prozess beenden und Frau Zschäpe bekommt eine Entschädigung vom Staat. Frau Marine Le Pen gratuliert ihr dazu! J aund in der Zwischenzeit ist die Arbeitslosenzahl und Armut in der EU allgemein weiter gestiegen.
Ob mna in frankreich dann auch die Rente mit 70 J. einführt wie von dt. Arbeitgebern kürzlich gefordert?
Ja wenn man so ein wenig an die Hintewrgründe denkt!
Nicht lange nachdem Kai Diekmann, der mit den schönen Überschriften in der Bild, von seinem Rechercheauftrag in Silicon Valley zurückgekehrt war wendeten sich sein Chef mit einem erstaunlichen Bekenntnis an die bundesrepublikanische Öffentlichkeit: "Warum wir Google fürchten" (http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/mathias-doepfner-warum-wir-google-fuerchten-12897463.html).
Dass die Firma Google der Unternehmensgruppe Axel Springer Furcht einflössen kann entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie, wenn man bedenkt, wie durchgetrackt der "Internetauftritt" der Axel Springer Unternehmensgruppe in Summa auch wirken könnte.
Dabei könnte man fast vergessen, dass die strammen Nerds in Silicon Valley an der langen Leine ihrer Unternehmensbilanzen geführt werden. Das neue Alphabet, dem sie sich dabei verpflichtet fühlen ist dabei weniger das ABC eines Axel Springer, als eines, das aus C++ besteht, aus Algorithmen und allerlei (auch) formallogischen Operationen, die allerdings auch nicht um die mitunter ernüchternd wirkende Einsicht herumführen können, dass ohne Moos nun mal nix los ist.
Dieser kleinste gemeinsame Nenner ist es, der aus Dyslexie Führungsansprüche in eine Zukunft generiert in der ohne elektrischem Strom noch weniger los sein wird als man es sich vorstellen möchte.
Nicht dass so etwas beruhigen kann, es erlaubt indes einen etwas entspannteren Blick auf die Entwicklungen: den Stecker ziehen und schon wars das mit einer schönen neuen Welt, die ihren Endorphinbedarf bereits gedeckt zu haben scheint mit ihren Helden und ihren Unholden.
Was tun, wenn Digitalisierung und Automatisierung weltweit immer mehr Arbeitsplätze vernichten? Im Technologie-Mekka Silicon Valley wird das bedingungslose Grundeinkommen als Allheilmittel propagiert – vor allem in der Start-up- und Investorenszene. Das bedingungslose Grundeinkommen sei der »soziale Impfstoff des 21. Jahrhunderts«, sagen seine Befürworter. Mit ihm sei Armut wirksam zu bekämpfen. Einflussreiche Persönlichkeiten wie der Investor Marc Andreessen unterstützen die Idee. Die Start-up-Schmiede Y Combinator will dazu sogar eine groß angelegte Studie durchführen.
http://www.heute.de/silicon-valley-investoren-fordern-bedingungsloses-grundeinkommen-44296748.html
das ist aber spannend: programmierer wollen frankreich und den rest der welt retten.
fein