Die gute Nachricht zuerst: Das Verfassen von Blog-Beiträgen ist nach wie vor möglich. Ebenso das Setzen von Kommentaren. Letztere werden gelegentlich zwar von Automatik-Filtern aussortiert, die Kommentar X oder Y einer redaktionellen Prüfung zuleiten. Angesichts der Schreib-Barrieren, die seit dem 2016er-Launch in den – vorgeblich auf Beteiligung und Diskussion getrimmten – Online-Freitag hineinimplementiert wurden, fallen die »Zensur«-Algoritmen sicher unter »ferner liefen«. Zumal sich unter der dFC-Domain eine intellektuell beschlagene Community zusammengefunden hat, die sich bei Begrifflichkeiten wie »Kän the Great« oder auch F-Worten zu behelfen weiß.
Umstrittener Launch, Verschlechterungen in Folge
Dabei kann man konstatieren, dass sich die dFC-Community mit der 2016 erfolgten General-Seitenüberholung so weit abgefunden hat. Auf den ersten Blick scheint auch hier eine alte Branchenerfahrung zuzutreffen. Die besagt zweierlei: a) dass größere Veränderungen von Software-Optik und Funktionen IMMER auf Kritik der vorhandenen Stamm-Userschaft stossen, b) vollzogene Neuerungen à la longue jedoch akzeptiert werden. Ob man ehrliche Akzeptanz (oder gar zeitverzögert auf den Plan tretende Freude und Zufriedenheit) als Grund vermutet für die Veränderung der Einstellung oder schlichte Resignation, ist Auslegungssache. Fact ist: Das Gros der regelmäßig bloggenden Stamm-User(innen) ist auch dem neuen Freitag – mehr oder weniger – treu geblieben.
Möglich, dass Letzteres der Tatsache geschuldet ist, dass die offensichtlichen Bugs der Groß-Erneuerung relativ zeitnah beseitigt wurden. Die Account-Verwaltung funktioniert problemlos (wenn auch aufgrund der vielen Werbeelemente nicht ruckelfrei). An die neue Artikelsortierung kann man sich gewöhnen. Allerdings: Im Lauf der Monate haben sich zunehmend neue Hürden aufgetan. Einige sind – so darf man annehmen – bestehenden oder neu hinzugekommenen Bugs geschuldet. Andere hingegen dürften auf redaktionelle Entscheidungen zurückzuführen sein. Der Verschlechterungen der letzten Zeit:
► Cursor springt bei Neuplatzierung im Text aus dem Eingabefenster und muß im Texteingabefeld wieder neu angesetzt werden – eine offensichtliche Fehlfunktion, die vor das Versehen von Text mit Weblinks ebenso erschwert wie differenziertere Formen der Textgestaltung wie beispielsweise das Markieren und Löschen von Passagen.
► Kursiv- und Fett-Formatierungen bei Kommentaren werden im Editor zwar angezeigt, im Endtext jedoch nicht umgesetzt.
► Statische Zweizeiler-Eingabefelder für Kommentare. Auch hier kann man sich zwar behelfen. Andererseits vermittelt auch diese Hürde den Eindruck, dass qualifiziertere Kommentare beim Freitag nicht erwünscht sind.
► Bilder und Filme in (eigenen) Beiträgen: Zwar war beim Bebildern schon zuvor Fummeln und Improvisation angesagt. Für Nicht-Technikfreaks ist das Bebildern von Beiträgen mittlerweile jedoch so gut wie unmöglich. Egal ob Wikimedia Commons oder YouTube (beide im FAQ als erlaubte Bildquellen ausgewiesen): Im Endtext erscheint nicht das gewünschte Bild oder Movie, sondern vielmehr eine URL-Buchstabensuppe, die der Leser oder die Leserin dann anklicken darf. Im Anblick der optischen Aufwertung, die das sonstige Umfeld erfahren hat, ein Schlag ins Gesicht speziell der Blog-Schreiber(innen), die sich für ihre Beiträge Mühe geben.
► Letzter Stand: Auch die Altbestände wurden redaktionsseitig zwischenzeitlich geschieden in wert (= »empfohlener Blog«; kurz: EB) und weniger wert (= »Blog«; kurz: B). Informell gab es B- und EB-Liga zwar auch schon zuvor. Alter Gradmesser war die (schon länger mit Hürden behaftete) Bebilderung – respektive der Umstand, ob die Redaktion zu Beitrag x oder y ein Bild springen ließ. Zumindest in meiner »Backlist« sind zwischenzeitlich auch einige der zuvor – zumindest informell – gefeatureten Beiträge (= mit Bild) in die (bildlose und mit »B« gekennzeichnete) B-Liga abgestiegen.
Fazit
Auf die Frage, inwieweit die beschriebenen Verschlechterungen redaktionellem Wille entsprungen sind und was Redaktion / Verlag damit möglicherweise anvisieren, will ich mich an der Stelle nicht einlassen. Vielmehr betrachte ich die Funkstille zwischen »Red« und Community als gegebenen Fakt. Bei mir hat sich der Zug um Zug vollzogene Kontrollverlust betreffs Gestaltung und Präsentation von Blog-Beiträgen dahingehend umgeschlagen, dass ich kaum noch welche schreibe. Andersweitig – das sollte man ehrlicherweise mit konzedieren – mögen die Konsequenzen andere sein. Im Anblick der stetig sich vollziehenden Verschlechterungen schlage ich allerdings eine Reaktion vor, die deutlich genug ist, dass Redaktion und Verlag sie als solche bemerken.
Mein Vorschlag wäre der, dass eine genügend kritische Masse von Stamm-Usern die neuen Hürden bezüglich der Kommentarfenster-Höhe dahingehend goutiert, nur noch zweizeilige Kommentare zu schreiben. Ziel dabei wäre explizit NICHT die »Kürze, in der die Würze liegt«. Vielmehr sollten die Konsument(inn)en des aktuellen On-Freitag deutlich sehen, dass hier eine Kommentier-Hürde besteht. Sätze, die mitten im Satz enden (und so keinen Sinn) ergeben wären im Sinn des gemachten Vorschlags ebenso zielführend wie das Verteilen längerer Kommentare auf mehrere Etappen.
Mögliches Zeitfenster: so lange, bis die schlimmsten Beteiligungshürden abgestellt sind. Sinn macht eine derartige Aktion natürlich nur bei ausreichender Beteiligung. Umgekehrt jedoch würden meiner Einschätzung nach sechs bis zwölf Stamm-Forist(inn)en ausreichen, um die redaktionsseitig gesetzte Norm so überzuerfüllen, dass Handlungsbedarf entsteht.
Mir persönlich jedenfalls würde dieser »GO SLOW«-Modus schon allein deswegen zupass kommen, weil normale Kommentar-Eingaben sowieso zunehmend schwerer zu bewerkstelligen sind.
Kommentare 23
Was das schmalbrüstige Kommentarfenster betrifft, das geht einen schon auf den Senkel.
Habe gerade folgendes gemacht: mehrfach die Enter-Taste betätigt (also das Fenster auf die gewünschte Größe verändert) und dann den Cursor wieder auf den Anfang gesetzt.
Ein weiterer Bug ist der, dass die zwecks Vorbearbeitung in Word gesetzten Textformatierungen komplett verloren gehen. Also vor allem der Absatz und es entsteht ein kompletter Textblog. Die Stelle des Absatzes erkennt man daran, dass kein Blank mehr zwischen den Texten vorhanden ist.
Warum vorher in Word? Weil bei längeren Texten online immer mal wieder die Session beendet wird und der Text ist futsch ist (es sei denn, man macht eine Kopie in den Zwischenspeicher, was auch nicht der Renner ist).
Mal sehen ob das größere Kommentarfenster jetzt "gekürzt" wird. Später ggf. mehr zum Vorschlag.
" ... die Kommentar X oder Y einer redaktionellen Prüfung zuleiten."
Das ist so falsch: wegen "falscher" Worte gefilterte Comments bleiben verschwunden, nix "red. Prüfung".
Jan Jasper (Red) schreibt als Begründung für das geänderte Format zugunsten der best of:
"Wir wollen damit besonders versierten Schreiberinnen und Schreibern die Möglichkeit geben, ihr Schaffen besser zur Schau zu stellen."
Um dann über die Bestenauswahl fortzufahren:
"Diese Einschätzung nimmt ein/e Redakteur/in vor, insofern ist es schwer möglich, einen absolut allgemeingültigen Anforderungskatalog für die sichere Empfehlung zu geben. Das ist immer auch subjektiv. Im Print ist das nicht anders. Umso mehr Lampen angehen, desto wahrscheinlicher ist in jedem Fall eine Empfehlung."
Die gleichzeitigen Einschränkungen bei den Debattenbeiträgen korrespondieren mit dem Willen, das von der Redaktion erkannte Unversierte in den Hintergrund zu verfrachten. Dazu scheint der Diskussionsstrang zu gehören, sonst hätte man diesen nicht auf die technischen Möglichkeiten (Layout) gesenkt, wie sie vor ca. 20 Jahren als adäquat galten. Damit wurde das Kommunikationsgeschehen in den Würgegriff genommen. Viel Luft ist nicht mehr.
Wenn wir einmal bei den Mängeln sind: mich stört am meisten die kurze Überschrift für Blog-Beiträge. Nur 45 Zeichen sind möglich. Das Anliegen des Beitrags lässt sich damit nur selten formulieren, und der Leser, der die Themen erst mal überfliegt, weiß gar nicht, worum es geht.
»Das ist so falsch: wegen "falscher" Worte gefilterte Comments bleiben verschwunden, nix ›red. Prüfung‹.«
Die Algoritmen, die hinter dem Herausfiltern von Kommentaren stecken, sind auch für mich ein Mysterium. Einzige Regel scheint die völlige Unberechenbarkeit zu sein. Fakt ist, dass die Funktion bisweilen zuschlägt. Nach welchen Regeln Kommentare verschwunden bleiben oder lediglich in die Schleife kommen, ist mir nicht bekannt. Ich hatte bislang mit beiden Bekanntschaft gemacht – wobei ich a) zumindest bei den später »On« erschienenen davon ausgehe, dass die – wie auch immer – »geprüft« wurden, b) nicht bei jedem im Datenschredder verschwundenen Fünfzeiler eine Beschwerdeführung auf den Weg bringe.
Es gibt Wichtigeres im Leben als den Freitag.
Wie hier nochmal aufgeführt: Der springende Punkt für mich ist die abhanden gekommene Bildgestaltung. Für mich ist es ein absoluter Widerspruch, einerseits gute Blogbeiträge zu fordern, andererseits jedoch sämtliche Werkzeuge für selbige den Autorinnen und Autoren aus den Händen zu schlagen.
Ich kann mir auch schwer vorstellen, dass sich unter den Umständen noch jemand ernsthafte Mühe gibt. Vielmehr denke ich, dass es – zumindest unter den Stamm-Blogger(inne)n – die Tendenz befördern wird, nur noch Fun-Beiträge für den erweiterten Kreis zu schreiben. Allerdings ist das auch nicht mehr mein Bier. Wie der Römer so schön sagt: alea iacta est.
Die a)-Fälle sind mir seit ca. 1 Jahr hier nicht mehr begegnet, hingegen öfters der schlichte Wortfilter ohne red. Nachgang, zuletzt eben bei der Nennung einer best. Mafia-Org., - siehe mein diary hier bzw. unter einem BIH-Blog hier, wg. der Erfurter Verbindungen dahin inkl. Thür. LR.
In der Tat sind damit die Würfel gefallen, wenn man die Eigen-Namen u. Anderes so verfremden muß, wie jetzt. Damit wird man von den modernen Handhabungen/Praktiken von Texten, vor allem dem Suchen aller Art von Google bis zur Suche auf einer Seite/einem Dok. ausgeschlossen, kann sich damit eben auch keine Informationsvernetzung/-verdichtung zu den damit geschützten Kriminellen usw. mehr bilden.
"Es gibt Wichtigeres im Leben als den Freitag."
Das ist aber die orientalisierte Haltung zur Relevanz von m. o. w. freien Diskursen, die letztlich in den offenen Autoritarismus, - China hat jetzt schon den von mir für später prognostizierten Kaiser wieder, Russland ... - , mindestens aber in die bekannten Spaltungen und gewaltförmigen Distinktionsexzesse, - von über Indien/Pakistan bis Türkei, Balkan und Maghreb - führt.
"Es gibt Wichtigeres im Leben als den Freitag." Das sehen die Arbeitnehmer aber anders. Zweizeiler :-)
:-)
fummel touchy aphorismen bevor der cursor springt
distichon ist smartfonweise knappen geistes kind
Ich habe schon keine Lust mehr rumzumeckern. Die"neue" Version, wird zunehmender unsinniger. Irgendwie versuche ich meine Texte und Kommentare irgendwie zu edieren. Ohne Illustration. Glatter Text. Leider sind viele der alten Bekannten abgedrifftet oder bei den Maeusen oder wie die heissen.
Die Redaktion freut sich, weil unablaessig neue Leute kommen, die dann schnell wieder weg sind.
Man muss eben mit denen debattieren, dies (noch) gibt. Ok.
Von der Redaktion erwarte ich nichts mehr. Und das Monitoring nach dem Zufalls-Prinzip ist laecherlich. Auch unter den "Meldungen" von Kommentaren habe ich noch nie was sinnvolles erlebt.
Geniessen wir's, solange es die Community noch gibt.
Der "betäubende Lärm" dF auf diesen Beitrag spricht für sich. Aber das war es auch schon in anderen Fällen so. Spekulation darüber ist müßig.
Mir muss da was entgangen sein? Liegt vielleicht daran, dass ich hinsichtlich der Form weniger Ansprüche habe als andere hier. Bislang hat es ausgereicht, dass ich Links eingefügt habe, größere gestalterische Ansprüche habe ich nicht. Oder aber daran, dass alles, was ich hier schreiben wollte auch geschrieben habe, egal ob Beiträge der Kommentare - und nix davon ist irgendwohin verschwunden- Und Probleme mit nur zweizeiligen Kommentarfeldern - die sind mir noch nie untergekommen. Vielleicht bin ich ja auch allzu konform und deswegen schlüpfe ich hier immer durch - wer weiß das schon??? Fragen über Fragen.
//Mein Vorschlag wäre der, dass eine genügend kritische Masse von Stamm-Usern die neuen Hürden bezüglich der Kommentarfenster-Höhe dahingehend goutiert, nur noch zweizeilige Kommentare zu schreiben.//
Protest-Aktionen der Community sind (soweit ich das überschaue) von der Redaktion in der Regel mit schlichter Ignoranz beantwortet worden. Kritik und tiefer gehende Fragen in Blog-Form ebenso. Insofern bleibt es auch von meiner Seite zwangsläufig bei Spekulationen über Motive, Hintergründe, Ziele des redaktionellen Handelns. Diese Spekulationen gestalten sich aber zunehmend argwöhnisch... z.B.:
Ob eine Tendenz zum zweizeiligen Kommentar vielleicht sogar von derFreitag anvisiert/gewünscht wäre. Weil es eben ausdrücklich nicht um Inhalt geht, sondern um schiere Masse... bzw: Traffic, Klickzahlen, Community-Anmeldungen im Stundentakt - alles Faktoren für, nehme ich an, die Markt-Relevanz, aus der sich der Preis für Reklame-Anzeigen ergibt...?
Ob also eine dF-Community einfach zur Markt-Positionierung gebraucht und benutzt wird, in der Praxis aber eher lästig ist und deshalb bis an den Rand der reinen Simulation gestutzt werden soll...?
Immerhin war auf diesem Weg zu erfahren, dass es SIE hier noch gibt! Habe Ihre sternengeschmückten Kommentare eine Zeitlang vermisst und freue mich aufrichtig über dieses Lebenszeichen. xxx
»Ob also eine dF-Community einfach zur Markt-Positionierung gebraucht und benutzt wird, in der Praxis aber eher lästig ist und deshalb bis an den Rand der reinen Simulation gestutzt werden soll...?«
Um ehrlich zu sein: gewinne ebenfalls mehr und mehr den Eindruck. Speziell ein Teil der Themen, die Beüberschriftung sowie das stetig um die nächste Ecke guckende Missions-Anliegen (als gälte es, auch bei Klickerkram-Themen das Rad der Welt nochmal neu zu erfinden) haben schon ein bißchen Züge von was Sektenhaftem: Wir sind die mit dem Durchblick und das ist das Medium, dass euch armen Normalbelichteten zeigt, wo es längs geht. Optisch wirkt das Ganze wie HuffPo oder auch taz – gesetzt der Fall, beide würden das bisherige Selbstverständnis tonnen und ein Linienblatt rein für elitäre Hipster machen.
Nur läuft das ganze Konzept voll gegen alles, was sich in Sachen Online-Präsenz in den letzten Jahren etabliert hat. Die Kommentarfunktionen bei tagesschau.de, taz, Zeit Online oder SPON sind zwar ebenfalls nicht berühmt. Man gewinnt dort jedoch immerhin den Eindruck, dass die Macher(innen) mit der Zeit gehen wollen und sich auf Social-Media-Kommunikation ein Stück weit eingelassen haben. Hier wird de facto abgebaut. Wenn nur die Hälfte stimmt von dem, was andere Stamm-dFCler so posten, hat seit dem großen Launch ein veritabler Drehtüreffekt eingesetzt. Möglich natürlich, dass das Ganze im Hinblick auf Klickraten und somit Werbeeinkünfte einen gewissen Sinn ergibt. Renommiertechnisch jedoch halst sich der Freitag mit dieser auf Simulation reduzierten Form von Beteiligung ein nicht unbeträchtliches Problem auf.
Auf YT gibt es ein fünf Jahre altes Interview mit dem Online-Chef Jan Jasper Kosok, der sich seinen Aussagen nach selbst als Blogger versteht. Er sagt z.B. ca. ab Minute 18 etwas über die Absichten der Freitag-Redaktion zum Thema Bloggen:
"Wir wollen ein ein soziales Netzwerk werden für Journalismus. (...) Die Idee ist, den Leuten eine Plattform zu geben, auf der sie arbeiten können wie in einer Redaktion. Wir wollen langfristig den Leuten ermöglichen, sich untereinander zu vernetzen. (...) Wir wollen ihren ermöglichen, gemeinsam an Texten zu schreiben. Wir wollen versuchen, online das nachzubilden, was in unserer Redaktion passiert."
Man kann diese Aussagen mit dem heutigen Zustand vergleichen und zum Schluss kommen: das ist nicht gelungen oder besser: nicht mehr beabsichtigt. Ja, man könnte meinen, die Vorstellungen haben sich in ihr Gegenteil verkehrt.
"Auf YT gibt es ein fünf Jahre altes Interview mit dem Online-Chef Jan Jasper Kosok, ..."
Vermutlich nicht mehr lange ... öffentliche Geschichte jeder Art wird zunehmend gestrichen, früh angefangen haben die PdL und PdL-nahe Kreise vor etwa 6-8 Jahren mit Löschungen ganzer Foren, und es vergeht kaum eine Woche mehr, daß ich auf frühere Rechercheergebnisse zurückgreifen will, und heute damit ins Leere laufe, ob Google zu Jesiden, ZEIT-Archiv zum Begriff des Sozialismus (einst ca. 6500 Fundstellen von 1945 bis 1990; da muß ich wohl die CDs entmotten ...) oder zum Punktum! R. Forsts ebenda (da helfen auch keine alten CDs mehr, zu neu, und frisch gegenüber dem ursprünglichen Print-Exemplar "korrigiert" ...)
In jedem Fall vielen Dank für diesenHinweis/diese Vergleichsmöglichkeit zw. gestern und heute!
Wünsche allen weiterhin "Frohe Fahrt" in die "Unterwerfung" (ca. 2030).
guuuchl:
<suchstrings> site:https://www.freitag.de/
Die Suche findet auch Altes. Die Suchmaschine ist aber nicht sehr mächtig. Die große Suchmaschine mit g ist da oft der schnellere Weg.
Danke, ein sehr aufschlussreiches Interview!
Also da ließt man Aussagen, die ich zumindest erstaunlich finde:
1. bei uns im Ressort sitzt kein Journalist (klingt für micht fast schon wie eine Voraussetzung/ oder die Konditionen sind einfach schlecht),
2. Nerds sind bessere Online-Journalisten (Zuspitzung),
3. Journalismus = prekäre Jobs (mit meinen Worten),
4. dF = Soziales Netzwerk für Journalismus,
5. Autoren der Zukunft heranwachsen (Blogger),
6. damit sich die Leute dort wohlfühlen (Zusammenarbeit)
Der klassische Journalist erklärt im Print dem Leser alles, während der Online-Journalist (der keiner ist, weil weder Ausbildung vorhanden, noch kommt er aus dem "Bau" raus), während der Onliner entsprechende Links setzt und sich aus der Online-Welt informiert, was je nach Ausschnitt der virtuellen Welt eine schöne Filterblase sein kann, da bereits vorselektiert und/ oder nicht überprüfbar usw..
Als ob der Onliner sich nicht den besten Teil des klassischen Journalismus aneignen und sich nicht auch außerhalb seines Büros mit der Realität vis-à-vis beschäftigen müsste, was sich immer noch investigativer Journalismus nennt. Um das zu können, bedarf es mehr als Informationen aus dem Netz zu verdichten und für die Leser vorzuselektieren (als Geschäftsmodell).
Das Ergebnis von Online-Journalismus und Ausdünnung der Ressorts widerspricht meinem Anspruch an kritischen Journalismus! Wenn das der kommende Standard wird (und die Entwicklung tendiert in diese Richtung), dann besteht tatsächlich kein Grund mehr, für Online- und Printmedien zu bezahlen, denn das Angebote vieler Foristen im Netz kann sich dann locker damit messen, zumal, wenn diese sich intelligent miteinander vernetzen und sich durch Seriosität (bei Klarheit und Wahrheit) auszeichnen.
//Hier wird de facto abgebaut. ... Möglich natürlich, dass das Ganze im Hinblick auf Klickraten und somit Werbeeinkünfte einen gewissen Sinn ergibt. Renommiertechnisch jedoch halst sich der Freitag mit dieser auf Simulation reduzierten Form von Beteiligung ein nicht unbeträchtliches Problem auf.//
Ja - genau das ist es, was ich auch sehe, was ich mir nicht anders erklären kann und was mir dennoch nicht in den Kopf rein will. Bis vor der letzten, großen Renovierung war derFreitag qualitativ sehr weit vorne unter den Online-Medien, was die Qualität der Tools, der Community-Beteiligung, der Kommentare und Debatten angeht... Wie kann man dieses bereits Erreichte willentlich aufgeben bzw abwürgen?
Doch nur, wenn man das Vertrauen in Qualität und ihre Durchsetzungskraft aufgegeben hat und meint, eine Oberflächenpolitur und ein paar schicke Floskeln täten es bei weniger Aufwand genauso: mutig, kritisch, meinungsstark my ass.
»Auf YT gibt es ein fünf Jahre altes Interview mit dem Online-Chef Jan Jasper Kosok, (…)«
Interessant, oder besser: recht aufschlussreich. Zum einen frage ich mich natürlich, worin dieses »Kümmern« besteht, von dem er da redet – vielleicht kann er’s ja nur nicht so gut zeigen ;-). Bemerkenswert fand ich vor allem die Gegenüberstellung von Bloggern und Journalisten – beziehungsweise das doch schon recht selbstverliebt (und auf mich vollkommen unverständlich) wirkende Kokettieren mit ersteren. Ich betexte bereits seit Adam und Eva alle möglichen Formate. Bei allem, was man sich mit der Zeit draufschaufeln kann, vermisse ich bis heute eine gediegene journalistische Ausbildung. Okay – klassische Journalistenschule mußte hintanfallen, weil die Optionen im Leben leider nicht unendlich sind. Aber bei manchen Sachen stehe ich noch heute vor dem Punkt, dass ich sage: »Hättste richtig Journalismus gemacht, würdest du jetzt nicht hier stehen und überlegen: Wie krieg’ ich das auf die Reihe?«
Auch mental habe ich als Angehöriger der »Generation Brokdorf« Probleme mit diesem braven, strebsamen Habitus, welcher als Aura durch die Studioatmosphäre wabert. Auch dieses Livestyle-Zeug, was man so aus der YT- und Vice-Ecke mitkriegt, ist nicht unbedingt von der Sorte, wo man denkt: Da wächst ein neuer Augstein (Rudolf; oder eine neue Marta Gelhorm) ran. Zugegeben – nicht alles ist Scheiße. Persönlich gut gefällt mir beispielsweise die unbekümmerte, zupackende Art dieser Klick joiz-Reporterin (wobei ich das behandelte Thema »Blowjob« gerne zum Anlass nehme, die hauseigene Filterfunktion auf Herz und Nieren zu testen – mal sehen, ob die Antwort ankommt ;-).