Heute fiel mir beim Abwasch ein, dass es zwei Wendungen gibt, die im West-Ost-Dialog immer mal wieder auftauchten. Vor allem direkt nach der Wende, jetzt ist es etwas seltener.
Wendung Nr. 1- Das können Sie ja nicht wissen
Wendung Nr. 1 - Woher wissen Sie das?
Mal bekam man ich es mit dieser, mal mit jener Wendung zu tun.
Wenn man aber mehr wusste, als erwartet oder erwünscht und zu dem Gewussten auch noch eine dezidierte Meinung hatte, dann war es schon manchmal schwierig. Mehr zu schildern will ich mir versagen und auf die Pflicht zu nützlichem Tun verweisen.
Beim Abtrocknen fiel mir ein, dass die Sache mit dem Wissen ja zu den berühmten vier Fragen gehört, die bei Immanuel Kant stehen.
Und ich wendete dieses just ergoogelte Bildungsgut gleich in meinem Alltag im Hier und Jetzt an. Oder, wie man neudeutsch sagt: Ich brach es herunter auf das Küchenkabinett.
Was kann ich wissen?
Dass es noch immer ökonomischer ist, keinen Geschirrspüler zu kaufen.
Was soll ich tun?
Immer das Nächstliegende. Erstmal zu Ende abtrocknen.
Was darf ich hoffen?
Dass eine gute Macht mich froh und vergnügt auch bei weiteren Abwaschdiensten sieht und segnet.
Was ist der Mensch?
Ein reinlicher, wenn er sich wäscht, ein kulturvoller, wenn er sein stilvolles Geschirr auch noch abwäscht.
Kommentare 40
in sachen geschirrspüler kann ich mich gleich einklinken - wir haben einen, und darin verstaut (achtung hausbesitzer, aufgepaßt und weggeschaut!) finden sich diverse putzmittel und -lappen, teelichter, flusenroller etc., und die gute macht, der mond, schaut uns gelassen zu, wie wir uns mit manuellen geschirrspielen die zeit vertreiben, denn davon haben wir allzu viel, das weiß natürlich auch die neugebildete regierung und hängt also einbildungen nach, von wegen der langen weile, die ein jedes ding haben mag ... Naja, auch eine art abwasch ...
und Dir, liebe Magda, einen schönen abend.
Äh, mir fallen spontan andere Antworten ein. Aber darf man sich von situativen Gegebenheiten so beeinflussen lassen?!
Ich besaß mal einen (familiären) Geschirrspüler, schließlich war ich Ab-/Aufwaschmuffel genau dafür 1989 auf die Straße gegangen.
Ich schwöre, wenn ich heute noch einen zur Verfügung hätte, würde ich nie, nie, niemals was anderes reintun als schmutziges Geschirr und die reforderlichen Chemikalien in knapper Dosierung!!!
Liebe Magda,
es ist ja nicht nur ökonomischer, sondern auch ökologischer, meditativer, hygienischer, Geschirr schonender, ungiftiger, kommunikativer undwerweißwasnoch, den Abwasch per Hand zu erledigen. Niemand in unserer Familie hat einen Geschirrspüler. Und mir kommt auch keiner ins Haus, zumindest kein elektrogerätetechnischer. Wie würde ich sie vermissen: Die Gespräche mit meiner Mutter, wenn wir Weihnachten die Teller- und Töpfeberge abspülen.
herzlich
kk
Ihr Lieben,
deshalb mache ich ja immer diese hochintellektuellen Anmerkungen. Weil ein Soziologe das manuelle Abwaschen als Kulturgut gewürdigt und gewertet hat. So wie wir und Ihr jetzt alle mit den schönen Beiträgen.
Darum noch einmal der Kantsche Imperativ heruntergebrochen auf die Kaffeetasse:
Wasch so ab, dass nur jener Bruchschaden entsteht, der sich aufgrund der Umstände, der eigenen Ungeschicklichkeit und notwendiger Ablenkungen z.B. nette Unterhaltungen, absolut nicht vermeiden lässt.
@ jayne - lustiges Geschirrspielen - herrlich.
@ meisterfalk - ich finde auch, soviel Revolution musste sein.
@ kay.kloetzer - auch Du also spülmaschinenfest im besten Sinne.
Na, dann allen einen guten glänzenden Abend.
vielen Dank, endlich mal nix von Adorno...
Wenn Geschirrspüler handlicher wären würdest Du den wohl nicht 'mal im Rucksack, zusammen mit dem Kulturbeutel mit aufs Dach der Welt zum Trecking mitnehmen.
"vielen Dank, endlich mal nix von Adorno..."
Ja, aber doch auch intellektuell wertvoll.
"zusammen mit dem Kulturbeutel mit aufs Dach der Welt zum Trecking mitnehmen."
Nee, auch nicht mit aufn Flieger.
"intellektuell wertvoll" auf alle Fälle, Kant wird ja schon viel länger gelesen als Adorno.
Adorno hätte diese Kantschen Fragen nie auf seinen Alltag heruntergebrochen. Es wäre ihm zuwider gewesen, wie Abwaschen.
Ich bin Adornist, im Großen und Ganzen, theoretisch. Trotzdem habe ich Magdas Beitrag gerne gelesen, weil aus dem Leben.
Da kann ich nur ganz trivial antworten in Abwandlung von
"Der Aktivist macht meistens Mist",
"Der Adornist verzapft kein' Mist"
Das mit aus dem Leben stimmt. Mir fällt dabei immer ein hausgemachter fiktiver Schreckensruf ein:
Um Himmelswillen
soviel Leben noch
am Ende aller Einfälle?
Das soll mir aber nicht passieren.
@archi
Ja, und sehr oft in der Aula. :))
Liebe Magda,
vielen Dank für den schönen Blog. Mit dem Geschirr kann ich das nur aus der Junggesellenperspektive berichten und die ist meistens dreckig, was das Geschirr und auch sonst angeht.
por
abwaschen "ist ja nicht nur ökonomischer, sondern auch ökologischer, meditativer, hygienischer, Geschirr schonender, ungiftiger, kommunikativer undwerweißwasnoch",
kann ich nur zustimmen, beim abwaschen mit einer tasse kaffee daneben sitzen und zusehen entspannt am meisten :-)
Ha outnumber ,die Maske fällt in jeder Beziehung. Nicht abwasch-affiner Macho. Na, das gibt doch sehr...ja ,was gibt das jetzt? keine Ahnung. Ach doch, zu Denken.
Gruß - natürlich nur an die Kaffeetasse .
ich wasche selbst auch ab :-) gerne sogar,
aber bisher ließ man mich immer lieber kochen und hat dafür gerne den abwasch übernommen und dabei kann mich wunderbar unterhalten, klappt auch in den kleinsten küchen
dass du uns den kant mit dem waschbrettbauch und dem trockentuch in der küche zur anschauung bringst, liebe magda, ist eine gelungene synthese.
mein spülwerk ist gleichfalls schlichte handarbeit. im winter unangenehm, weil das wasser so kalt, dass die haut der hände leidet.
für mich ist der abwasch die lustabgewandte seite der küchenarbeit. irgendwie hinter dem mond. aber einen lichtblick gibt es jedesmal, wenn der klare wasserstrahl die teller und töpfe vom abschaum freispült zu neuem glanz. dermaßen die bedingung der möglichkeit künftigen kochens schaffend. aussichten.
@ outnumber - "ich wasche selbst auch ab :-) gerne sogar,"
Jaja, aber es ist nicht Deine Bestimmung.
Du bist für Höheres gedacht, zum Kochen und Quatschen.
:-p
@ h. yuren - wenn der klare wasserstrahl die teller und töpfe vom abschaum freispült zu neuem glanz. dermaßen die bedingung der möglichkeit künftigen kochens schaffend. aussichten.
Und neues Leben blüht aus den Ruinen oder so. Jetzt haben wir aber viel aus der einen Abwäsche rausgeholt.
Gruß an Euch verspätete Küchenkräfte
"am Ende aller Einfälle"
was für eine unmenschliche Bedrohung,
gleich fällt mir unsere frischgebackene Regierung ein:
Die Konsequenz der Insolvenz (=Erstarrung durch erlahmenden Gedankenfluss)
"Ja, und sehr oft in der Aula. :))"
Ja, genau der Hermann bei der Schlacht für die Zukunft.
@ magda
Bewundernswert, wen du so alles quasi kennst?
:-)) Scherzkeks
Sincerum est nisi vas, quodcumque infundis, acescit.
-Horatius-
Horatius kommt mir bekannt vor. Aber die anderen? Gab es mal wirklich so viele Lateiner? Also wenn ich jetzt mit meinen Russischkenntnissen....und der Löffelsprache...und parteideutsch...mich unverständlich machen sollte, dann bin ich in deiner Spur; aber, das möchte ich nicht.
Qui noa, durum humus pi vo.
Ich kann ja - wegen des Proletarierabiturs - kein Latein. Aber es klingt immer so schön.
@ luggi - "humus pi vo"
Das klingt, als wenn jemand ein Bier will. Aber ob das stimmt?
Magda, dann hast du es doch schon fast.
Quinoa gehört zur Familie der Fuchsschwanzgewächse.
Durum ist eine Weizenart.
>Und neues Leben blüht aus den Ruinen oder so.
bei mir wächst Pfefferminze auf dem Abwasser, und Kürbis, alles nur Unkraut.
Ich bin verwirrt, da ich immer dachte, dass das Spülen mit Maschine umweltschonender wäre. Und auch die Zeit beruhigt mein Gewissen: www.zeit.de/2009/21/Stimmts-Spuelen
Ihr hingegen nicht. Hm. Und jetzt?
LG JJK
Es lebt sich mit nichts besser als mit Ungewissheiten. Die Zeit meint, es sei ökologischer mit der Maschine. Das vernachlässige ich gern. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die Berliner - aus gutem Grunde - oft zum verstärkten Wasserverbrauch aufgerufen werden. Ich weiß nicht, womit das zusammenhängt, ist aber so.
Und reden kann so eine Maschine auch nicht.
LG MG
Naja, sagen wir mal so. Ich glaube der Zeit nicht nur aus einem ökologischen Grund: Wir wohnen zu viert. Die sozialen Spannungen von ungespültem Geschirr möchte ich ungern miterleben. Die Maschine spendet also auch Frieden und baut Stress ab.
LG JJK
Dann versammelt Euch mal alle schön drumrum und dankt ihr, der Maschine.
Man darf auch Dinge nicht enttäuschen.
LG MG
Sie hätte lieber 2 neue Körbe, hab ich mir sagen lassen. Das Ding ist ganz schön materiell. Mit Worten allein ist da nichts getan.
LG
JJK
Jan Jasper,
ich bewerte diesen Beitrag als sexuelle Belästigung. Was für Körbchen? Ich bitte Sie. So gehts ja nun nicht.
Davon abgesehen: Die Körbchengröße ist das eine,die andere Koordinate ist der Umfang. ...Ach herrje, ich meine, der Umfang des täglichen Geschirranfalls.
Ach noch schöner - Die Maschine jammert: Hilfe, Geschirranfall!!!!!
Wie sagten weiland die Missfitss immer: Immer dasselbe - diese Männer, immer dasselbe.
Geht hinweg und bessert Euch alle vier
Hm. Ich bin ratlos. Wie nennt man denn die Dinger, in die man das Geschirr stellt politisch korrekt. Nur zur Info, ich persönlich werde weiter Körbe sagen. Selbstverfreilich. Um die Uhrzeit bin ich mir eh keiner Schuld mehr bewusst.
Diese Männer sind nun müde. Eine angenehme Nachtruhe!
JJK
Aha, ich dachte, Du hast Spätdienst und vertreibst Dir die Zeit...
Gute Nacht
wie war dat noch? best things in life are still made by hand?
beim abwaschen kann man entspannen - d.h. schmutziges wäschewaschen nonverbal lösen, melodien lauschen und mit links mal ungepflegt mitgröhlen und hand anlegen. man kann sich den schaum der schläger zwischen den feinmotorischen fingern zergehen lassen - "sie baden gerade ihre (gepflegten intellektuellen) hände 'drin", wie schonend.
@ Magda: > Es lebt sich mit nichts besser als mit Ungewissheiten Das ist genial, ist das aus der Chaos-Theorie? Ne, selbst ist der Mann, spülen ohne Gequark von Maschinen usw.
@steifzug:
"säge und schwanz benuzt man ganz" sagte einst mein klavierbaumeister zu mir. in erster linie ist dat natürlich auf den fuchsschwanz bezogen so als "alter handwerker", doch daneben gelten weitere mechanische regeln (die ich nicht genauer ausführe, da zu "ordinär", *hust*), doch feinmotoriker bevorzugen ja auch filligrane sägen auf zug, nix mit "stoß"…)
aber egal: auch sägen können auf die nerven gehen.
sry, mich sticht gerade der roggen. oder so.
liebe magda, es ging ums wissen und verfing sich in den körbchen der maschine.
wissen kommt ganz uranfänglich ja vom sehen. insoweit weiß ich davon nichts, habe es vom hörensagen, warum die hauptstädter und auch andre ballungsräumler viel mehr wasser vernutzen sollten.
"Vor allem, wenn man bedenkt, dass die Berliner - aus gutem Grunde - oft zum verstärkten Wasserverbrauch aufgerufen werden. Ich weiß nicht, womit das zusammenhängt, ist aber so."
das soll dazu dienen, dass die langen leitungen unter der erde besser gefüllt sind und dadurch nicht so rasch zusammenbrechen. ohne die funktionierende unterwelt kein hauptstadtbetrieb. kein gewäsch.
"das soll dazu dienen, dass die langen leitungen unter der erde besser gefüllt sind und dadurch nicht so rasch zusammenbrechen. ohne die funktionierende unterwelt kein hauptstadtbetrieb. kein gewäsch."
Ja, so eine Erklärung gab es mal dazu. Danke Dir.
Gruß