Berichte aus dem Medienalltag

Wochenzeitungen Manchmal stößt man so auf Sachen. Da decken sich die Eigenwahrnehmung und die Fremdwahrnehmung durchaus. Mal sehen, wer erkennt, worum es sich handelt.

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Klaus Ungerer hat wohl sehr lange versucht, seinen Platz in den Medien zu finden, was in solch brachialen Umbruchzeiten, ganz sicherlich ein Abenteuer ist. Der hat jetzt seine langjährigen Erfahrungen mit dem Medienbetrieb für "Übermedien" aufgeschrieben.

Meist kann man erraten, um welches hoffnungsvolle Projekt es sich handelte. Ein gewisser Michael Meyer mit seinenmgroßem Vorhaben kommt vor, aber - wer hätte das gedacht - auch andere. Ich stelle anheim, wer erraten will, worum es geht. Aber er hat sich was von der Seele geschrieben. Und es steht halt da. Ich konnte nicht dran vorbei.

https://uebermedien.de/62058/die-verleger-die-abwickler-und-ich/

Jammern und Stöhnen

Dann war ich noch Textchef. Bei einer Wochenzeitung. Wochenzeitungen sind die Zukunft. Diese hier ganz besonders. Sie gehört einem Millionär, und der Millionär tingelt gern als „Verleger“ durch die Talkshows. Daher muss es die Zeitung geben, egal wie dünn, egal, was drin steht. Der Verleger schickt einmal die Woche eine Mail und sagt, wie er das Titelbild findet, ansonsten hat man Ruhe vor ihm. Alle paar Monate wechselt er mal den Chefredakteur aus.

Der Job machte drei Jahre lang Spaß. Ich hatte sehr viele sehr nette Kollegen. Die Kollegen erfreuten sich an meinem Jammern und Stöhnen, wenn ich wieder einen der Texte im Blatt durchzulesen hatte. Wann immer sich die Gelegenheit bot, sagte ich: Man muss hier investieren. Das Ding hat 28 Seiten und kostet 4 Euro, die Texte müssen gut sein! Ihr müsst mehr Geld hinlegen, dann habt ihr bessere Autoren, die Redakteure müssen sich weniger rumärgern und können selber mehr schreiben!

Das geschah alles nicht. Stattdessen wurde der Chefredakteur ausgewechselt. Und Corona kam.

Gerüchte berichteten mir von einem Notfallplan. Den habe die Geschäftsführung ersonnen. In dem Notfallplan komme kein Textchef mehr vor. Wozu braucht man auch einen Textchef ? Die Abonnenten haben ja letztlich nur Anspruch auf eine gewisse Menge an Buchstaben auf Papier. Kurz darauf war es tatsächlich so weit: Nacheinander kamen zwei Kollegen in mein Büro, mit denen ich drei Jahre lang als freier Mitarbeiter vertrauensvoll zusammen gearbeitet hatte. Als wäre es ein kleiner Extraurlaub, sagten sie: Ach Klaus, du brauchst ja ab nächster Woche nicht mehr zu kommen."

Na, und so weiter und so weiter. Gern mache ich es nicht, aber es ist schon ein schöner Text. Ich kam mit dem Klaus Ungerer auch nicht immer klar, aber er konnte schon seinen Kram.

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Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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