Christel Peters

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Es istnoch gar nicht so lange her, da stand ich in einer Apotheke in Pankow hinter einer kleinen älteren Dame, die energisch und ironisch kommentierte, warum sie bestimmte Heil- und Hilfsmittel auf ihre praktische Verwendbarkeit testet. Sie ging ausdauernd ins Detail und ich – nicht ganz den Diskretionsabstand gewahrt habend- amüsierte mich vor mich hin.Denn sie jammerte ja nicht, sondern informierte sich (und andere) in einer akzeptablen Mittellage. Sie beklagte auch nicht die Einschränkungen, die den Gebrauch mancher Sanitärartikel erforderlich machen, sie stellte sie einfach nur fest und wollte wissen, wie es am Bequemsten ist.

Nach einer Weile war sie bedient und wandte sich langsam und vorsichtig um in meine Richtung. Ich blickte sie an und da – erkannte ich sie. Es war Christel Peters, die Mutter aller... na und so weiter. Die alte Theaterfrau, die kleine Leinwandgröße mit dem Schatzkästlein an Kabinettstückchen, die es von ihr gibt und die invielen Szenen zu bewundern sind. Im Serienkrimi ebenso wie in Kinofilmen. Wo sie auftaucht in einer Szene, da ist es ihre Szene, bitteschön.

Sie blickte zu mir auf und ich hinunter, was etwas bedeutet, denn auch ich bin eine kleine Person. Sie so klein so zierlich, so zerbrechlich schon, aber lebensneugierig und überhaupt putzmunter.

Einige Wochen später sah ich sie – unterstützt von einer jungen Frau – ihren Rollator durch die Breite Straße in Pankow ziehen.

Jetzt ist sie – 93jährig – gestorben. Sie hat – so stelle ich mir das vor – gedreht bis zum Umfallen. Die war so eine Sorte, für die das Spielen alles war, aber auch alles. Die dachte sicherlich bei manchen aufstrebenden Jungaktricen für sich: „Dich spiele ich noch an die Wand, wenn ich im Grabe liege“. Na, dann: Auf altes Mädchen, zeigs ihnen. Du wirst noch jahrelang zu sehen sein. Ein Glück, dass es möglich ist, Schauspielkunst zu konservieren.

Ruhe gut, hab Freude auf dem himmlischen Thespiskarren.

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Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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