Die Mimen, die Kränze und die Nachwelt

An Otto Sanders Grab Ich war heute Otto Sander besuchen. Es ist ja - nach großen Beerdigungen - immer ein wenig üblich, dass man mal gucken geht. Wenn alle schon lange weg sind und Ruhe ist.

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Ich bin also auf den Dorotheenstädtischen Friedhof und hab nachgesehen und nachgedacht. Man findet das Grab, weil es noch frisch ist und bedeckt mit Blumen. Und die Kranzschleifen sind eindeutig. Vorn dran der Berlinale-Chef Kosslick und der Bürgermeister und viele viele andere. Gebinde und Gestecke.

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Die Löcher sind das wichtigste in einem Sieb, ich habe Dich so lieb", Das ist Ringelnatz. Den hat er oft rezitiert.

Mir fiel der Liedermacher Ludwig Hirsch - der Österreicher - ein mit seinem "Komm großer schwarzer Vogel".

"Auf gehts mitten in Himmel eini, in a neiche Zeit, in a neiche Welt und i wer singen, i wer lachen, i wer "das gibts net" schrein, weil, i wer endlich kapiern, worum sich alles dreht."

Worum dreht sichs denn so, alles? Um die Kunst, die Schauspielkunst, die inzwischen dank der neuen Medien und des Films und der Tonträger und der Bilder in eine temporäre Ewigkeit eingeht, ein schönes Paradoxon. Heutzutage flicht die Nachwelt dem Mimen virtuelle Kränze. Vom großen Schauspieler Alexander Moissi gibts noch diese rollende, grollende, gekonnt bebende Stimme. Der Mut zum Grausig-Grotesken. Herrlich anzuhören.

Gründgens z. B. kann man in Film und Ton auf Youtube besichtigen. Als Mephisto im "Faust" und in dieser unglaublichen Tanz auf dem Vulkan-Szene.

"Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da. Man denkt, der sprengt gleich den Monitor.

Und während man so da langschleicht, als Grabpilgerin, weiß man, dass der nächste Mime auch schon vor Tagen in das Reich von Terpsichore eingegangen ist. Walter Schmidinger - einer der ganz Großen.

Und da fällt einem noch der Carl Michael Bellmann ein. Aus seinem Lied:

Scheint das Grab Dir tief
und dumpf sein Druck
a la vot, so nimm noch einen Schluck
und noch einen gleich dazu und noch zwei drei mehr
dann stirbst Du nicht so schwer

Na, sterben wollte ich nicht, aber einen Schluck vom kühlen Bier, das schon. Deshalb "trollte ich mich ganz fromm und sacht", wie es in Bellmanns Epistel heißt, nach Hause, wo es so etwas gibt.

Vorher noch rasch zum Grab eines gewissen Fritz Teufel, der einen gleich wieder aufheitert.

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Und, weil es auch am Wege lag, gleich noch ein Bild von der Weidendammbrücke, wo sie den "preußischen Ikarus" jetzt mit Schlössern anschließen, damit er nicht wegfliegen kann. Immer wieder machen sie die Schlösser ab, aber die Touristen schwören sich dort gern allerlei. Treue schwören sie sich vielleicht auch, selbst wenn es nicht der Wahrheitsfindung dient.

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Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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