Ein Theater namens HABBEMA

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Der erste Film, in dem Cox Habbema wohl mitwirkte, war Wie heiratet man einen König . Sie –spielte die kluge Bauerntochter in dem fantasievollen DEFA-Märchenfilm von Rainer Simon und lernte dabei ihren späteren Mann Eberhard Esche kennen.

Ein schönes Paar, eine grenzüberschreitende Liebe. Damals sah ich sie auf dem Bahnsteig in Lichtenberg stehen. Sie warteten wie ich auf den Zug nach Leipzig. Esche stammt auch aus dieser Stadt. Eng umschlungen standen sie. Später entwickelten sie sich wiederauseinander, sie machte Fernsehen in den Niederlanden, übernahm eine Theaterintendanz, er blieb am „Deutschen Theater“, schrieb später Bücher über Kindheit, Jugend, Verstrickungen und die Fallen des Lebens. Esches Bücher waren ein Erfolg. „Der Hase im Rausch“, dessen Titel nach dem herrlichen Gedicht von Sergej Michalkow gewählt ist, das er einst rezitierte. Oder: „Wer sich grün macht, den fressen die Ziegen“. Seine Interpretation von Goethes „Reinecke Fuchs“ gehörte zu seinen großen Erfolgen landauf landab. Er starb 2006.

Eng befreundet war Esche mit dem Dichter und Dramatiker Peter Hacks und sprach Gedichte und Balladen von Hacks auch für eine Hörbuchausgabe.

Cox Habbema hat sich über ihr zeitweiliges Leben in der DDR und mit Esche in einem Buch geäußert, das im Jahre 2004 erschien. Mein Koffer in Berlin heißt es.

Man spürt, wie gut sie sich im Osten auskennt aber auch in der „westlichen Welt.“ Deshalb ist sie ziemlich unverdächtig, was Ostalgie angeht. Beim Lesen dachte ich an die vielen Debatten, die ich nach der Wende mit meinem holländischen Freund hatte. Vieles von dem, was er mir - der DDR-ermüdeten Bürgerin - voraussagte, ist eingetreten. Er hat Recht behalten und sie hat Recht. Das Geld beherrscht zu viel.

Ins Gedächtnis gerufen hat sie einige der skandalösen Begleiterscheinungen der Deutschen Einheit, die die Chancen auf einen ökonomischen Neubeginn im Osten sehr reduzierten und wie viele der Leute, die denen im Osten jede Eigeninitiative absprechen, dafür gesorgt haben, dass diese gar nicht erst aufkommt.

Sie hat halb ernst- und halb scherzhaft zusammengetragen, wofür sich die DDR-Menschen alles rechtfertigen müssen:

dass

·sie sich zu wenig gewehrt haben

·sie sich zu spät gewehrt haben

·sie jemals an den Sozialismus geglaubt haben

·sie glaubten, ab und zu doch recht glücklich gewesen zu sein

·sie alle Spione waren oder Mitläufer

·viele Täter vorgaben, Opfer gewesen zu sein

·die DDR eine Diktatur gewesen sei ähnlich der der Nazis

·sie nicht arbeiten wollten

·sie keinen Gott hatten, keine Moral und keine Kultur

·sie undankbar seien, nach allem, was man für sie getan hat, man denke an das ganze Geld, die Päckchen

Jetzt ist sie wieder da: Cox Habbema. Eine schöne Verbindung hat sich aufgetan. Die Peter-Hacks-Gesellschaft betreibt gemeinsam mit dem Eulenspiegel-Verlag ein kleines Theater, in dem das Erbe des Dichters und Dramatikers gepflegt werden soll.

Der Name des Theaters: „HABBEMA“. Es passt wunderbar – in diesem Namen sind zufällig-glückhaft alle versammelt: Hacks, Habbema und Esche.

In der Prenzlauer Allee 231 hat es sein Domizil. Eine Webadresse gibt’s noch nicht, aber das wird schon noch. Hier die Eröffnungsmeldung der Peter-Hack-Gesellschaft Viel Erfolg kann man nur wünschen.

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Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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