Großes Welttheater

God save the Queen Bei den Nachruf-Sendungen waren manche historischen Reminiszenzen interessant. Die Queen verlieh allem - Gutem und weniger Gutem - ihr Gesicht, aber sie einte das Land damit eben nicht.

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Nein, in Großbritannien waren und sind die Leute trotz Queen immer sehr reninent gewesen. Immer gab es große Proteste, gegen Diskriminierung (Brixton 1981) gegen sozialen Abbau (der große Bergarbeiterstreik Anfang der 1980er mit Arthur Scargill an der Spitze), eigentlich viel mehr als in Deutschland, das keinen "King" und keine "Queen" hat aber dafür einen Steinmeier. Gern habe ich gesehen, dass die Queen und Margaret Thatcher sich nicht gerade gut verstanden haben. Sie hatte eher einen Draht zu Labour-Premiers.

Großer historischer Bogen

Und dazu noch dieser große historische Bogen von Queen Elisabeth I. die "im Stehen" gestorben sein soll zu dieser Queen, die ja auch bis fast auf den letzten Tag tätig war. Im letzten Fernseh-Bericht, als sie die neue Premierministerin empfängt, sieht man die verfärbte Hand. Dort hatte sie sicherlich eine Kanüle, die kurzfristig entfernt wurde. So "terminally ill" sah sie schon aus und mir fielen bei der Gelegenheit auch noch all andere öffentliche Personen ein, die todkrank - in den Sielen" - starben:
Der Woytila-Papst, ein KPdSU Generalsekretär namens Tschernenko, der unbedingt bei einer Wahl erscheinen musste und fast geschoben wurde, weil er so ermattet war.

Die Diana Tragödie

Angesichts der Diana-Tragödie fiel mir noch dieser Spruch aus Schillers "Maria Stuart" ein, der Disput um Leben oder Tod dieser Rivalin Elisabeths. Da sagte ein Protagonist: Die tote Maria werde gefährlicher sein als die lebende. Und so ging es auch mit Diana, die nach ihrem Tod das Königstum noch mal richtig umrührte. Gerührt war ich über diese alte Ehepaar Elisabeth und Philip, der allerdings ein ziemlich arroganter Heini war. Er fragte bei einem Besuch in einem Ostberliner Betrieb nach der Wende, ob die Leute dort überhaupt englisch verstünden.
Insgesamt empfand ich das Auftreten der Queen als Welttheater und war vor Jahren auch gern mal im Tower und im Schloss Windsor unterwegs. Ich bin der Meinung, dass die Welt ein bisschen Brimborium braucht. Ohne Rituale geht es nicht. Wenn man in der DDR aufgewachsen ist, wird das einem noch deutlicher. Die vielen vielen Rituale, Eide, Schwüre und Marschmusiken. Als gelte es ein Defizit auszugleichen. Nur an Pferden mangelte es immer in der DDR.
Thomas Mann: "Ich verneigte mich vor den Jahrhunderten"
Zuviel Queen-Affinität wird bestimmt dem Spott anheimfallen. Es gibt eine hübsche Anekdote über Thomas Mann, dem vorgeworfen wurde, dass er sich vorm Papst verneigt und seinen Fischerring geküsst hätte. Das wäre doch so als Protestant wirklich zu unterwürfig gewesen: Thomas Mann meinte dazu: Ich verneigte mich vor den Jahrhunderten.
Die Fragen eines lesenden Arbeiters könnten das Thema noch ergänzen: Wer das alles gebaut und erhalten und überhaupt.... hat. Wer schuf die Riesenkrone, die der Queen fast zu schwer geworden ist? Ich habe noch immer einen Schlüsselanhänger mit der Krone dran. Das Welttheater hält meinen Kram zusammen.
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Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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