Fast schon eine klassische Redewendung ist der Beginn des Gedichts von Heinrich Heine:
Blamier mich nicht mein schönes Kind
grüß mich nicht unter den Linden
Wenn wir nachher zu Hause sind
wird sich schon alles finden
Ein Schüler, der den Vers wohl in der Schule durchgenommen hat, erklärt es uns:
Das lyrische Ich hat ein Verhältnis mit einem Mädchen („mein schönes Kind“), welches vom männlichen Ich-Sprecher ermahnt wird, in der Öffentlichkeit Distanz zu ihm zu wahren. Offensichtlich gibt es, wie schon durch die Anrede deutlich wird, einen großen Standes- oder Bildungsunterschied, sodass ein gemeinsames öffentliches Auftreten, ja die bloße Bekanntschaft (im Grüßen manifestiert) zu einem Eklat führen könnte; der Mann würde dadurch blamiert werden, also sein Ansehen verlieren. Vielleicht gehört das Mädchen auch der Halbwelt an, aber dafür gibt es keine direkten Anhaltspunkte.
Die USA Variante
bei Radio Luxemburg
Aha: Diese Situation kennt auch der Texter des Countryhits aus den 50er Jahren, den ich gerade erst wieder ausgegraben habe. Als Kind habe ich ihn oft gehört bei Radio Luxemburg am Abend "The station of the stars" .
Der Sänger Leroy_Van_Dyke bittet eine Frau um ähnliche Rücksichtnahme wie das "lyrische Ich" bei Heinrich Heine oben. Und auch er hat die gleiche prima Idee, wie es dann weitergeht. Man wird sich zum xten Mal verabschieden und wissen, dass das aber wohl nichts wird .
Wir fassen zusammen: Ob "Unter den Linden" oder auf einer Main Streat in the Middle West: It's the same old story.
Wenn ich Dich morgen auf der Straße sehe,
sei nicht böse, wenn ich nicht "Hallo" sage.
Ich gehöre zu einer anderen,es wäre nicht sogut,
wenn man erführe, dass ich Dich kenne
Just walk on by
If I see you tomorrow on some street in town
Pardon me if I don't say hello
I belong to another, it wouldn't look so good
To know someone I'm not suppose to know
Just walk on by, wait on the corner
I love you but we're strangers when we meet.
In a dimly lit corner, at a place outside of town.
Tonight we'll try to say goodbye again.
But I know it's not over, I'll call tomorrow night
I can't let you go so why pretend.
Just walk on by, wait on the corner
I love you but we're strangers when we meet.
Und nun kommt noch die klassische Geschichte:
Under der linden
an der heide,
dâ unser zweier bette was,
dâ muget ir vinden
schône beide
gebrochen bluomen unde gras.
Vor dem walde in einem tal,
tandaradei,
schône sanc diu nahtegal.
Na, das ist doch ein schönes Ende -
von Walter von der Vogelweide.
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