Ist Broder "Bruder Tetzlaff"?

Antibroderismus Jedes Volk hat die Regierenden, die es verdient, wird gern gesagt. Bei Christian Wulff sollte das die empörten Reaktionen wegen dessen Schnäppchenmentalität erklären.

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Jede reale und mediale Gemeinschaft hat offensichtlich auch die Streithammel, die sie verdient.

Also wirklich und mal ehrlich: Sind wir nicht alle ein bisschen Broder? Ein bisschen fußaufstampfig, ein bisschen geltungssüchtig, ein bisschen neidiglich auf die großen und ansehnlichen und reichen Leute, die immer freundlich und gelassen, ein tätschelndes Beruhigungslächeln aufsetzen statt sich bei der Behauptung man sei ein "kleiner Streicher" ordentlich und öffentlich aufzuregen? Der Neid auf einen "großen Namen", der manche Tür öffnet usw. usw. kann eine Rolle spielen. Nein, muss nicht, aber kann.

Bei Broder kommt noch - begründet und nachvollziehbar - hinzu: Das "Sich nach wie vor Fremd fühlen" in einer Welt, die antisemitische Grundierungen von gestern und von heute bereithält.

Broder aber nun ist selbst so eine merkwürdige deutsche Mischung. Er tut fremd, will aber immer akzeptiert sein. Er ist boshaft, immer gewesen, und wird ganz, ganz empört, wenn ihm Bosheit entgegenschlägt, aber dann ist es gleich eine höhere Kategorie - ein ...ismus eben. Deutschland ist ein Land reflexhafter Abwehr. Ein Land das nicht gelernt hat, Menschen zu integrieren und es deshalb immer von den "Anderen" fordert. Da passt er gut rein.

Thomas Mann hat sich in seiner umstrittenen Schrift "Bruder Hitler" mit den Eigenschaften des verbrecherischen Diktators beschäftigt, die ihm zumindest nicht fremd erschienen. Und so kam heraus, dass Hitler eigentlich ein verhunzter Künstler war, einer ders nicht gebracht hat. Und das war das Verhängnis.

Bei Broder muss ich aufpassen, dass ich keinen antisemitischen Zungenschlag hier reinbringe, sondern dass mir nur ein ganz alltäglicher Antibroderismus nachgewiesen werden kann. Da drifte ich mal lieber ab in Richtung "Bruder Tetzlaff". Das Ekel Alfred ist in jedem von uns, also auch in Henryk M. - allerdings ist der Broder mehr so eine Art von dekonstruiertem Ekel-Alfred.

Das genügt ihm sicherlich nicht. Er will größer sein, was der "kleine" Tetzlaff auch wollte und er will auch ordentlich Wirkung erzielen. Na, die hat er jetzt für eine Weile.

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Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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