Matussek an die Welt III

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Anmerkung: Falls mich jemand fragt, warum ich den ganzen Quatsch hier mache, obwohl schon ein Riesenbeitrag von Michael Angele den Lesern vorgeschrieben hat, wie man so ein Buch bespricht, gebe ich gern Auskunft. Außer der Tatsache, dass ich mal katholisch war und lange Jahre einen ganz wunderbaren Priesterfreund – sehr sehr links und Leonardo Boff-Sympathisant - hatte, hängt das mit einer gewissen Neigungzum Schwarzen Humor zusammen und der Tatsache, dass ich 10-Finger-Blind schreiben kann. Meist muss ich gar nicht hingucken, was ich da tue. Und ich finde, meist schadet das meinen Einlassungen gar nicht so sehr.

Wir kommen nunmehr zum

Abschnitt: Meine Kirche

Das Geheimnis der Form

Über diese Formversessenheit hat der Kommentator Paul Haverkamp schon sehr Gültiges gesagt. In Angeles Ordner – viel besser, als ich es könnte.

www.freitag.de/community/blogs/michael-angele/matthias-matussek---ein-reaktionaer

Dass Rituale was Anheimelndes haben, wissen alle Fußballfans. Dass dieser Teil mit einer Spöttelei über Margot Käßmanns „formvollendete Besinnlichkeiten“ beginnt, ist nicht überraschend. Frauen in der Kirche sind für den konservativen Matussek ohnehin nur als fleißige Gottesdienstbesucherinnen oder dienstbare Geister denkbar. Und das arbeitet er an Käßmann ab. Dass er im Zweiten Vatikanischen Konzil nur eine Entzauberung der Kirchen erblickt, macht deutlich, dass hier kein Theologe spricht, sondern ein Journalist mit nostalgischer Anwandlung. Und – er will eine Art internationales Erlebnis. Überall wo er ist, soll es den gleichen Singsang geben. „Gläubige, hörte die Signale, ich will eine katholische Internationale.“

Dann bietet er in dem Bericht über den Gottesdienst in seiner Gemeinde in Hamburg ein Beispiel, dass auch er formvollendete, gehobene Frömmeleien für den katholischen Bildungsbürger auf der Pfanne hat. Er ist der bessere, der katholische Käßmann gewissermaßen.

Er ist fasziniert von der „Großen Oper“, welche die Gottesdienste in Rom bieten.

Für nichtgläubige Menschen, die vielleicht nicht solche schöngeistigen Kunstästheten sind, erscheinen da seltsam kostümierte Herren, Protagonisten in einem prachtvollen, manchmal ängstigenden Herrschaftsspiel. Thomas Mann hat – befragt, warum er bei der Audienz vor dem Heiligen Vater kniete - ungefähr angemerkt, er habe nicht vor einem einzelnen Menschen, sondern vor den Jahrtausenden gekniet. Das ist für einen Künstler und Bildungsbürger recht und billig. Bitteschön, aber damit ist für eine gegenwärtige lebendige Kirche nichts gesagt.

Dann sinniert Matussek ein bisschen über die beleidigenden Unterforderungen, die in mancher Predigt deutlich wird. Auch über seine eigenen Glaubenszweifel, aber auf kleiner Flamme. Dann kommt der Gender-Aspekt: Warum ein männlicher Gott sein muss schiebt er mit einem schnellen Verweis auf das Jesus-Buch des Papstes, beiseite. Der habe erklärt, dass in einem vorwiegend weiblichen Göttinnenumfeld der Antike mal endlich eine männliche Zuschreibung nötig war, damit man sich abhebt.

Dass die Bitte „Dein Reich komme“ nichts Diesseitiges meint – vielleicht gar so etwas wie eine klassenlose Gesellschaft - will er noch einmal betonen. Die irdische Verheißung wird durch wechselseitigen Friedensgruß eine himmlische. Wir sind alle gleich, aber nur vor dem Herrn. Untereinander - Um Himmelswillen, nein.

Und während Matussek betet und dann noch mit der Axt Gottes, Johannes Dyba, spricht, verlinke ich mal auf die schönen Verbindungen zwischen der Katholischen Kirche in Spanien und dem Franquismus .Die Katholische Kirche ist nicht immer nur ein Ort zum Kuscheln, sondern auch zum Grausen.

Die geraubten Kinder

Über den von Matussek verehrten Johannes Paul II. gibt es einen von vielen Beiträgen im „Spiegel“ vor vielen Jahren, bei dem auch Ratzingers Josef nicht gut wegkommt.

Er ist die Gegenreformation in Person

Das waren eben andere Zeiten.

Nicht nur im Osten gibt’s Nostalgie, sie wird auch manchen Westdeutschen heimsuchen, wenn er liest, wie kritisch und scharf der damalige Pontifex Maximus wegkommt. Aber das war vor Matussek.

Und nun liebe Freitags-Gemeinde:

Oremus

Lasset uns beten!

(Einen hab ich noch)

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Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda