Heute protestierten junge Leute mit Transparenten in Italienisch und Deutsch auf dem Berliner Alexanderplatz gegen Silvio Berlusconi und die Korruptheit der italienischen Politik
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JETZT REICHT'S
Die Wirtschaftskrise, das Energieproblem, der Müll in Neapel, die Studenten und Arbeiter, die auf den Dächern protestieren, der kulturelle Verfall, der Verschleiß der staatlichen Einrichtungen, die Verschmelzung von Mafia und Politik, die ständigen ekelerregenden Sex-Skandale.
Die Wahrheit ist, dass unser Premier sich in den Augen der Wirtschafts- und Finanzmacht, die die italienische Politik bestimmt, in eine unbequeme Figur verwandelt hat.
Wir haben immer dafür demonstriert, dass Berlusconi aus dem öffentlichen Leben Italiens verschwindet. Er vertritt symbolisch die Zweideutigkeit in den Beziehungen zwischen Mafia und Staat, er fördert Rassismus, Sexismus, die kulturelle Zerstörung des Landes.
In Italien wird am 14. 12. die Vertrauensfrage gestellt. Auch wenn es Berlusconi gelänge, dem erzwungenen Rücktritt zu entgehen, hätte er dennoch nur eine instabile Mehrheit, die nicht regierungsfähig wäre. Gründe für das Misstrauensvotum sind weder die Sexskandale noch die ausstehenden Prozesse, noch die wachsende Verschmelzung mit der organisierten Kriminalität in seiner Fraktion (siehe auch Prozess Dell'Utri)
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Wenn Berlusconi wirklich geht, wie wird es mit der italienischen Politik weitergehen? Fini, Rutelli, Casini, Montezemolo sind die bekanntesten Namen für die Bildung einer "neuen" Regierung, die Italien aus dieser hinterhältigen Fernsehdiktatur herausziehen sollten. Dies sind jedoch keine neuen Namen, im Gegenteil, dies sind die Vertreter, die Diener der bekannten Herren (Industrie, Mafia und Vatikan). Wir glauben nicht, dass diese, einmal an der Macht, die Interessen der Italiener vertreten werden Sie werden vielmehr, vielleicht "verfassungstreuer", den von ihren Vorgängern eingeschlagenen Weg fortsetzen, der die Mächte zufriedenstellen soll, die Italien beherrschen.
Wir wollen diese Bande nicht an der Macht, wir wollen nicht Untertanen sein. Wir wollen ehrliche Menschen, wir wollen alle unsere Rechte zurück und in Würde unsere Pflichten erfüllen.
HEUTE DEMONSTRIEREN wir gegen jeden Machtmissbrauch und die Verweigerung der grundlegendsten Rechte, wo auch immer diese mit Füßen getreten werden, in Italien wie in Deutschland.
Wir wollen, dass die Demokratie von unten ausgeübt wird, dass die etymologiche Bedeutung (Volksherrschaft) die wirkliche Bedeutung sei.
Kommentare 9
Schön das Du dies hier bringst, gutes Beispiel zur inner-europäischen Solidarität.
Vielen Dank für den Hinweis, liebe Magda,
die Weltzeituhr kommt also wieder zu Ehren.....
Eigentlich wars auf dem Weg zum Weihnachtsmarkt. Und es waren so wenig. Aber ich fand es wichtig.
Danke für die Aufmerksamkeit. :-))
Ich wage mal zu fremdeln, aber in einer großen Mainstreamzeitung war heute ein erhellendes und mit großem Interesse gelesenes Interview mit Umberto Eco zu Berlusconi zu finden. (Stil, Tonfall, vielleicht auch unmittelbares(!) Anliegen, kontrastieren zu obigem Beitrag, beide Beiträge ergänzen sich aber sehr.)
Ja, ich gucke da auch mal hin.
Davon abgesehen ist hier in "der Freitag" auch ein Beitrag zum Thema.
www.freitag.de/politik/1049-der-angstmacher
Hast du vielleicht auch schon gesehen.
Zitat Eco:
>>Und diese Form des neuen Populismus, der mit den Mittel der Massenmedien, der Massenbeeinflussung arbeitet, und die Instrumente der repräsentativen Demokratien an den Rand drängt, wird wahrscheinlich auch in anderen Ländern bald normal sein.
Autokraten wie Berlusconi oder unser früherer Regionalimperator Franz Josef Strauss machen das Demokratiedefizit des Prinzipes „repräsentative Demokratie“ sichtbar.
Ansonsten sind es die Auftraggeber im Hintergrund agierender Lobbyisten, die sich des Staates bedienen.
Wenn so ein Bonze mal stürzt oder stirbt: Dann werden halt wieder Parteien den Wählern durch ihre Werbeagenturen mitteilen lassen, wo das Kreuzerl auf dem Wahlzettel hingehört. Sie werden wieder annäherd geräuschlos von Lobbyisten gesteuert und viel lauwarme Luft ins Land blasen, sodass man immer erst zu spät erkennt, wohin sie unser Schicksal lenken. So wie wir das ja hier auch kennen.
Geruchloses Gift ist nicht gesünder als eines, das zum Himmel stinkt.
Sollten wir statt über Personen eher mal über das System nachdenken?
"Sollten wir statt über Personen eher mal über das System nachdenken?"
Ich würde sagen: Sowohl als auch. Sonst kriegt man ein zu "mechanistisches" Bild von der Politik. Und auch das System sind Menschen. Denke ich.
Ja, klar, @Magda, hatte ich in der Papierausgabe mit großer Sympathie gelesen. Über die Allianzen mit den konservativen Parteien muß ich noch ein bißchen nachdenken. Zumindest wird das ungeheuer schwierig sein.
@Magda:
>>Sowohl als auch.
Das sehe ich schon auch so. Die Strukturen wurden von Menschen gemacht und es sind Menschen, die sie für sich benützen.
Aber ich habe den Eindruck, dass man allzu schnell alles auf eine Person abstellt. Ob Silvio Berlusconi oder Teflon Merkel oder Pharma Rösler oder König Karl Theodor: Viele Bürger sind nach meinem Eindruck so konditioniert, dass sie ungern die Struktur wahrnehmen, dahinter steckt.