TRADOC und die nationale Sicherheitsstrategie

USA Was sind militärische Zukunftsstrategien- welche Sicherheitsstrategie gilt im Augenblick in den USA und wie kann man sie einschätzen. Eine Antwort auf einen Blogbeitrag.

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Ich beziehe mich auf diesen Blogbeitrag , der außer einem Link noch erklärt: „Die USA wollen weltweit Truppen stationieren“. Möglich ist ja immer alles, aber ich habe mich schon gefragt, ob das überhaupt funktioniert.

Generell ist es schon so: Wenn es ums Militärische geht, dann geht’s meist auch ziemlich durcheinander. „Strategie, „Doktrin“ „Verteidigungsdoktrin“, „Angriffsstrategie“ usw.

Auch in dem Beitrag der DWN über ein TRADOC-Dokument, das übrigens eines von sehr vielen ist, ist das zu beobachten. Einfach deshalb, weil es – wie bei den Waffen – auch gern die bedeutungsschweren Begriffe sind, die abgefeuert werden. Doktrinen und Strategien eben.

http://www.tradoc.army.mil/

AOC bedeutet (U.S) Army Operating Concept

TRADOC bedeutet: United States Army Training and Doctrin Command

TRADOC-Pamplet 525-3-1 „Gewinnen in einer komplexen Welt“ ist ein entsprechendes Handlungskonzept für die Zukunft.

Es geht um die neuen militärischen „Herausforderungen“ und „Handlungsoptionen“ angesichts einer Welt, in der die hybride Kriegführung immer mehr in den Vordergrund rückt. Darunter versteht man lt. Strategieexperten: „Eine Kriegführung, bei der staatliche oder nicht-staatliche Akteure konventionelle und verdeckte militärisch-strategische Mittel zum Einsatz kommen. Dazu werden neben konventionellen Waffen, Einheiten und Techniken auch irreguläre Mittel eingesetzt, die bis hin zu kriminellen und terroristischen Mitteln reichen können.“

Es kämpfen also immer weniger Staaten gegen Staaten – wie mir scheint – sondern „Stellvertreter“ und bezahlte Gruppen gegeneinander.

An den Zahlen bei TRADOC 2020-2040 kann man erkennen, dass es eine strategische Zukunftsplanung ist. Das ist sicherlich ganz interessant, aber durchaus noch keine politische Handlungsanweisung. Von diesen Dokumenten gibt es hunderte, weil die wohl ständig aktualisiert werden. Wie kann man die nicht lesen, ohne dass es einen ängstigt.

Hier bewirbt ein Video diese neue Strategie für 2020-2040

Militärische Doktrinen sind immer brachial, martialisch, kennen nur Freund und Feind oder wechselnde Allianzen. Und sie lassen einen oft an der zivilen Vernunft verzweifeln. Meist funktionieren sie ja auch nicht, sondern sollen eher das Augenmerk auf die Forderungen der Truppe lenken, auf die Ausrüstung, auf Beschaffungswünsche usw. usw.

TRADOC ist also nicht die neue USA-Sicherheitsstrategie.

Die gerade erst erneuerte USA Sicherheitsstrategie ist im Folgenden nachzulesen.

https://www.whitehouse.gov/sites/default/files/docs/2015_national_security_strategy.pdf

Sie wurde im Februar verabschiedet. Kritiker beklagen daran, sie setze zu sehr auf Geduld. Das tut z. B. Die Zeit

Ich habe dazu eine Analyse gefunden, die sich hier nachlesen lässt. In kyrillisch, aber man kann sie - grob - übersetzen, wenn man google nutzt.

Es ist natürlich der russische Sicherheitsrat, der sie sich zur Brust genommen hat. Und diese Doktrin ist offensiv und berechtigt zu Besorgnis.

Ich habe meine Zusammenfassung bei einer Übersetzung geklaut, die ich bei sozialistischen Altkadern gefunden habe und lieber nicht verlinke. Die sind aber sehr genau und sachlich. Ich zitiere aus dieser Übersetzung:

Die Streitkräfte werden als Grundlage der nationalen Sicherheit der USA betrachtet, und die militärische Überlegenheit wird als Hauptfaktor zur Gewährleistung der amerikanischen Weltführerschaft angesehen. Dabei bleibt die Kontinuität erhalten zum Einsatz der Militärmacht nach einseitiger Regel und an einem beliebigen Punkt der Welt, und auch zur Aufrechterhaltung der militärischen Präsenz im Ausland. ( Das ist also alles nichts Neues- Magda)

Erklärt wird die Abkehr von der Durchführung aufwendiger großmaßstäbiger Operationen im Ausland (vom Typ Irak und Afghanistan) zugunsten „adressierter“ militärischer Aktionen im Zusammenwirken mit den Verbündeten.

Als außenpolitische Prioritäten für die nächste Perspektive werden bestimmt: die komplexe Gewährleistung der Sicherheit der USA und ihrer Verbündeten, das Streben nach vollständiger Beseitigung der Kernwaffen, die Sicherstellung des ungehinderten Zugangs der amerikanischen Güter auf die Weltmärkte, das globale Vorankommen der amerikanischen Werte, die Formierung einer „effektiveren und gerechteren“ Weltordnung, bei führender Rolle der USA.

Zu den Bedrohungen der nationalen Sicherheit werden gezählt: der Überfall auf das Territorium der USA und auf Objekte der kritischen Infrastruktur, auf amerikanische Staatsbürger und Vertreter der Bündnispartner außerhalb des Landes; die globale ökonomische Krise; der Einsatz und die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen; Epidemien von Infektionskrankheiten; negative Folgen der Klimaveränderungen; Störungen des Funktionierens des globalen Energiemarktes; die Ausbreitung der Gewalt und des Verbrechens von Territorien instabiler Staaten.

Der Gedanke, überall schon vor Ort sein zu wollen, ist da nicht enthalten, aber der ist ohnehin bei allen - nicht nur den USA-Mllitär-Überlegungen -präsent. Immer schon da sein, wie der Igel vor dem Hasen. Dagegen gibt’s – wie mir scheint - laut der Sicherheisstrategie – eine Bremse durch die Obama-Regierung. Wie es mit einer späteren Regierung wird, kann man schwer voraussehen. Viele meinen Hillary Clinton sei auch nur eine Art von Neocon-light. Andere erhoffen sich von ihr etwas mehr Abgrenzung.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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