Mütter und Söhne

Ukraine Franziska zu Reventlow (1871-1918) verhalf ihrem Sohn Rolf im Jahr 1917 zur Desertion in die Schweiz. "Ich habe gar keine Begabung zur Heldenmutter und lern’s auch nicht“, hatte Franziska an Freunde geschrieben.

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Franziska zu Reventlow und ihr Sohn Rolf

Franziska zu Reventlow sah ihren Sohn nach seiner Flucht nicht wieder. Sie starb nach einem Sturz vom Fahrrad, andere meinen nach einer misslungenen Abtreibung. Wie auch immer: Ihr Verhältnis zu Krieg und Militarismus war von tiefer Abscheu bestimmt.

Der Sohn kämpfte in Spanien

Der Sohn aber musste 1933 als entschiedener Gegner der Nazis emigrieren und griff im Spanischen Bürgerkrieg doch zu den Waffen. "Zuerst als Hauptmann, dann Major wirkte er als Adjutant des
österreichischen Sozialdemokraten und militärischen Beraters der republikanischen Regierung Julius Deutsch und später direkt an der Front. "

Er kämpfte für eine gerechte Sache. Später war er in der Bundesrepublik Deutschland ein sehr bekannter SPD-Politiker.

Der Kampf der Soldatenmütter

Auch die Russischen Soldatenmütter sind seit Jahrzehnten engagiert für ihre Söhne. In den 1990er Jahren zogen sie gegen die unmenschlichen Verhältnisse in der - noch - Sowjetarmee zu Felde. Sie machten skandalöse Vorfälle bei der sogenannten " Dedowschtschina", der rituellen Schikane der jüngeren Wehrpflichtigen öffentlich, bei der es Todesfälle und lebenslange Invalidität gab. Solche Rituale gibts in allen Armeen, aber in der damaligen Sowjetarmee waren sie extrem und mörderisch. Später wendeten sie sich gegen die gleichen skandalösen Vorfälle in der russischen Armee.

Die machen mich hier zum Krüppel

Das Komitee wurde 1989 gegründet. 1991 wurde es offiziell beim Justizministerium als Organisation registriert. Später fielen sie unter den Verdacht der Spionage, aber das Verdikt wurde wieder aufgehoben, weil keine ausländische Finanzierung nachgewiesen wurde.

Ein Erlass des FSB verbietet Aktivitäten

Aber seit dem vergangenen Herbst 2021 verbietet es ein neuer Erlass des Föderalen Sicherheitsdienstes (FSB) Organisationen Informationen über Verbrechen und Rechtsverletzungen in der Armee zu sammeln und zu dokumentieren.

Dazu hier die Erklärung der „Soldatenmütter von St. Petersburg“ vom 5. Oktober 2021

++ Leider setzt die verabschiedete Liste der Arbeit unserer Organisation enge Grenzen. Seit 30 Jahren arbeiten wir im Bereich des Rechtsschutzes für Wehrpflichtige und Soldaten. Mit aller Kraft bemühen wir uns, die Armee humaner zu machen, indem wir den Soldaten bei der Lösung ihrer Probleme helfen, die mitunter so ernst sind, dass ihr Preis ein Menschenleben sein kann. Dennoch verstehen wir deutlich, dass unsere Arbeit im Moment weder vom Staat noch von der Gesellschaft gebraucht wird. Der Staat hat für die weitere Entwicklung einen anderen Weg gewählt, und die Gesellschaft zeigt sich verängstigt und gezwungen, sich anzupassen und einfache Wege zu suchen. Wir waren auf eine solche Entwicklung vorbereitet und verkünden, dass wir unsere Arbeit umgestalten müssen. Das betrifft in erster Linie den Bereich der Arbeit mit Wehrdienstleistenden. Wir haben entschieden, diesen Teil unserer Aktivitäten zu beenden, in der Hoffnung, dass sich der Trend in den nächsten Jahren umkehrt.

Eure Soldatenmütter von St. Petersburg++

"Dass nie eine Mutter mehr ihren Sohn beweint", heißt es in der Nationalhymne der DDR.

Ein Motto, das selten so aktuell war.

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Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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