...wenn alle Menschen der Welt

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Wiedersehen mit einem alten Film

TKX antwortet nicht

Mir war heut’ Nachmittag langweilig auf dem Ergometer. Nicht mal der Blick auf die fernen Züge lenkte mich ab. Deshalb guckte ich ein bisschen Fernsehen auf „Arte“. Und sah einen Film, der mich nicht nur an die eigene Kindheit erinnerte, sondern auch an eine Zeit, wo Filme einen „kindlichen“ und darum ermutigenden Glauben an den Menschen transportierten, obwohl die Welt damals auch schon so zerklüftet, zerstört, zerspalten war wie eh und je. Der Film hatte viele Titel. Einer davon, unter dem er auch in der DDR lief: „...wenn alle Menschen der Welt“. Regie: Christian-Jaque.

Die Handlung ist einfach, wie bei allen genialen Filmen: Die Besatzung eines Schiffes erkrankt durch den Genuss verdorbenen Schinkens an Botulismus und braucht – innerhalb von 10 Stunden – ein rettendes Serum. Das erklärt ihnen der erste Funkkontakt in Togo, den sie erreichen. Von dort wird über Paris, München, Berlin, Kopenhagen, Oslo und weitere Stationen ein Band der Funk-Solidarität geknüpft und gemeinsam geschafft, dass dieses Serum die „Lutece“ erreicht.

An Bord gerät inzwischen der farbige Matrose Mohammed in Verdacht, denn er ist der Einzige, der kein Schweinefleisch gegessen hat und dadurch auch nicht erkrankt. Ein Matrose will ihn töten, aber der Kapitän hält ihn davon ab.

Viele einzelne spannende Episoden, an die ich mich beim Wiedersehen mit Rührung erinnere. Und an große Schauspieler wie Jean Louis Trintignant, Matthias Wiemann und andere. Auch ein gefährlicher Grenzübertritt am Brandenburger Tor wird eingebaut.Und dann übernehmen die Russen auch noch ihr Teil. So mitten im Kalten Krieg des Jahres 1954.

Die Sendung erreicht mit dem Flugzeug das Schiff, aber der Abwurf ist nicht ganz genau. Am Ende springt der noch gesunde Mohammedins Wasser und birgt die rettende Arznei.Happy end und - was soll ich sagen: Auch diesmal war ich wieder richtig aufgeregt und am Endegerührt. Ein guter Film darf auch ein bisschen sentimental sein. Manche Form der Sentimentalität – wenn alle Menschen der Welt sie besäßen – vielleicht wären sie ein Segen.Oder noch besser: menschenfreundliche, vernunftgeleitete Sentimentalität. Aber das ist auch kindlich – eine Utopie.

Nachfrage: Heute sind Menschen durch das Internet verbunden wie nie, aber sind sie sich näher?

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Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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