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Sexismus In österreichischen Media-Markt-Filialen wurden spezielle "Frauen-Zonen" getestet, um so unter anderem mit rosa Produkten eine neue Zielgruppe zu erschließen

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Da mir heute in meinem Twitter-Stream mehrfach der Hashtag #mediamarkt ins Auge fiel, guckte ich flugs nach und landete bei diesem Artikel, aus dem hervorgeht, dass in den österreichischen Media-Markt-Filialen spezielle "Frauen-Zonen" getestet wurden:

"Auf der Verkaufsinsel soll es jeden Monat andere Schwerpunktthemen geben. Zum Auftakt gilt das Motto "Wellness und Gesundheit". Die Produktpalette reicht von Lockenstäben über Fritteusen bis hin zu unterschiedlichen Gadgets in der Farbe Rosa.

Von den Frauenzonen verspricht sich die Handelskette gute Geschäfte: Studien hätten ergeben, dass Frauen zunehmend technikaffin sind und auch Kaufentscheidungen bei elektronischen Neuanschaffungen treffen, wie die Elektronikkette mitteilte. Media Markt bemüht sich deshalb seit Jahren darum, mehr Frauen in die Märkte zu ziehen. Bislang machen sie nur etwa 40 Prozent der Kundschaft aus."

Weil der Artikel bereits an vielen Stellen verlinkt wurde, kommentierte ich das Thema auf Facebook lediglich wie folgt:

http://img843.imageshack.us/img843/6297/mediamarkt.png



Kurze Zeit darauf erhielt ich den ersten Kommentar – von einer Bekannten, mit der ich mich kürzlich schon stritt, weil sie dies hier auf ihrem Profil veröffentlicht hatte. (Ein Sehtest für Frauen, der statt Buchstaben Schuhe zeigt, haha. Eine Frau, die dort mitdiskutierte, wiegelte ab, das Ganze gebe es ja schließlich auch für Männer mit Bier, es wäre also alles okay.)

Jessica: Da wären wir wieder beim Thema Frauen-Klischee :-)

Margarethe: Das macht so ganz kleine Locken, oder? :)

Maike: Ja Jessica, das Posting ist aber ironisch gemeint und bezieht sich auf die frisch eingerichteten Frauenzonen in österreichischen Mediamärkten, wegen denen zu recht gerade ein Shitstorm im Netz aufzieht.

Jessica: Hab ich schon mal gesehen, andererseits ist dann auch jeder Online-Shop, der einen unterschiedlichen Einstieg für Männer und Frauen wählt, einen Shitstorm wert. Wird ja hoffentlich keine gezwungen, sich im rosa Bereich aufzuhalten sobald sie sich an der Tür als Frau zu erkennen gibt.

Maike: Es geht doch darum, nicht auch noch solche Klischees zu unterstützen. Dort werden dann 'frauenspezifische' Produkte wie Rritteusen und Lockenstäbe in Rosa angeboten. Wie soll sich etwas ändern, wenn solche Klischees immer wieder verstärkt und 'gelehrt' werden? Indem man die Achseln zuckt und sagt: 'Man muss das ja nicht nutzen' verändert man Dinge auf jeden Fall nicht.

Michael: Ich fordere Männerzonen bei Rossmann! Rasierzeugs, Deo, Duschgel, Motorensound-Hintergrundberieselung, Express-Checkout!

Jessica: Ich denke, dass der "Shitstorm" der Werbeagentur absolut Recht gibt mit ihrem Konzept. Achselzucken und nicht hingehen ist meiner Meinung nach viel effektiver. Und so mach ich das jetzt auch.

Maike: Nicht hingegangen bin ich schon vorher. Und Unternehmen darauf aufmerksam machen, dass etwas nicht richtig ist, funktioniert auch in manchen Fällen. Sonst kann man es gleich bleiben lassen, sich einzumischen oder sich zu Dingen zu äußern.

Jessica: Ich verstehe den Punkt, finde einen Brief an den Kundenservice dafür aber sinnvoller als einen Shitstorm im Netz. Zumal es ja kein Skandal ist, der ans Tageslicht gebracht werden muss, sondern eine Kampagne, die bewusst auf Provokation setzt, um Aufmerksamkeit zu bekommen.

Maike: Aber ohne breite Aufmerksamkeit keine Möglichkeit, dass viele Leute Briefe schreiben.

Annika: Pfft, wenn wenigstens Tool Tussi drauf stehen würde! Muss sich doch kein Mensch wundern, warum junge Mädchen Objektsein geil finden! Ach.

Anne: Mein Eindruck ist: Die Kampagne setzt ja nicht mal bewusst auf Provokation. Die sehen halt das (finanzielle) Potential von Kundinnen (was sie ihnen bis dato wegen fehlender Technikaffinität aber abgesprochen haben) und wählen nun den furchtbarsten Weg, um sich ihnen anzunähern. Anstatt Kundinnen jedoch zu integrieren und mal ein sinnvolles Gesamtkonzept zu entwickeln (was denen ja überhaupt mal gut täte), kriegen wir den Sexismus aus der Mario-Barth-Kampagne nun in anderer Form und dann auch noch als Innovation präsentiert. Das verdient alle Arten von Shitstorms, erst recht in Anbetracht der Tatsache, dass die da vorher angeblich gezielt Marktforschung betrieben haben.

Laut dem verlinkten Artikel soll das Konzept bei Erfolg in Deutschland übernommen werden soll und ich befürchte, es gibt noch viel zu viele Jessicas, die darauf mit Gleichgültigkeit reagieren.
Ich finde, da kann man ruhig mal ein wenig shitstormen und nicht nur mit den Achseln zucken.

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Geschrieben von

Maike Hank

Die Eulen sind nicht, was sie scheinen.

Maike Hank

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