Er war Jim Morrisson, er trug eine abgewetzte Lederjacke, lange schwarze Haare, in seinen stahlblauen Augen verlor sich meine Freundin. Tagsüber machte er, eine Klasse über uns, das beste Abitur der Schule. Nachts tanzte er in illegalen Clubs.
Dann war er verschwunden.
Bis eben. In einem Touristenlokal in der Friedrichstraße. Seine Haare waren kurz, seine Jeans war einer schwarzen Kellnerhose gewichen, er sah müde aus. "Ach, Hallo", rief er als wir unsere Pizza bestellten. Und was machst Du sonst so, wollte ich ihn fragen. Kellner, das war sicher nur sein Drittjob, dachte ich, eigentlich ist er ja Rock' n Roller. Oder er macht irgendwas mit Film, irgendwas Kreatives.
Aber ich fragte nicht. Ich war seine Kundin, er bediente mich. Seltsam beklemmend. Sicher war IHM das noch unangenehmer, dachte ich und überlegte, wieviel Trinkgeld ich geben sollte, mehr als gewöhnlich? Noch peinlicher.
Als er die Rechnung brachte, nannte ich die normale Summe und wollte nochmal ansetzen, was er denn sonst so... "Komm bald mal wieder vorbei", sagte Jim lässig, "ich bin meistens hier". Kein Untergrund mehr, nirgends.
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