Dummer Rundumschlag

Krampitz Benefizabend Karsten Krampitz schlägt um sich und entlarvt die Putin-Versteher in der Linkspartei.

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Die Glosse "Die Linke könnte doch jetzt zum Benefizabend laden" im FREITAG Nr. 15, geschrieben von Kartsen Krampitz, ist eigentlich nur ärgerlich und dürfte ob seiner undifferenzierten Schreibe bei den meisten Leserinnen und Lesern des FREITAG - so hoffe ich doch - auf Ablehnung stoßen.

Da es heutzuage ja nicht ohne geht, so sei hier die notwendige Vorbemerkung vorangestellt, so dass mir der Herr Krampitz nicht auch noch Russophilie unterjubelt: Nein, ich verteidige nicht den völker- und menschenrechtswidrigen Krieg Russlands gegen die Ukraine; ich verurteile diese Aggression und die Kriegsverbrechen der russischen Armee!

Aber auch das kann und muss gesagt werden: auch dieser Krieg hat seine Vorgeschichte! Und die kann man nicht in Anlehnung an die derzeit in den Mainstream-Medien vorherrschenden Positionen einfach übergehen und ggfls. sogar leugnen. Indem diese Vorgeschichte seit Kriegsbeginn aber ausgeblendet wird, wird in der EU und deren Mitgliedstaaten und in der NATO an einem Narrativ gebastelt, das dem Ziel dient, Putin als wahnsinnigen neuen russischen Zaren hinzustellen, dessen einziges Ziel die Wiederherstellung eines Großrussischen Reiches sei - und dem man nur mit massiver militärischer Gewalt und schärfsten Wirtschaftssanktionen beikommen könne.

Damit dieses Narrativ funktioniert, muss natürlich ausgeblendet und geleugnet werden, dass es seit dem Epochenbruch in den neunziger Jahren immer wieder Vorschläge von zunächst sowjetischer Seite, später auch der russischen Regierung, gab, die darauf abzielten, eine neue Art der Zusammenarbeit zwischen den westlichen Staaten und ihren verschiedenen Bündnissen und Zusammenschlüssen einerseits und der SU bzw. der Russischen Förderation andererseits zu schaffen. Bekannt ist auch, dass diese Vorschläge allesamt mit dünnen Argumenten, durch Ignoranz und teilweise sogar mit unverhohlener Arroganz zurückgewiesen wurden. Dass es Russlands Regierung bei alledem darum ging, ein vertretbares Maß an internationalen Garantien für die eigene Sicherheit zu erlangen, wurde bis zuletzt ignoriert (Stichwort: keine weitere Ausdehnung der NATO nach Osten).

Nun ist es wohlfeil zu haben, wenn seitens der EU und der NATO darauf verwiesen wird, wie berechtigt doch das Bestreben stets gewesen sei, auch die Ukraine als weiteres Mitglied in die NATO aufzunehmen - dies würde ja nun gerade durch die russische Aggression gegen die Ukraine nachträglich bewiesen. Dabei handelt es sich nur um die konsequente Fortschreibung des Narrativs vom größenwahnsinnigen Zar Putin. Aber kehren wir doch zu Herrn Krampitzens Glosse zurück.

Recht hat er wohl, wenn er die russophilen und Putin-freundlichen Claqueure in den Reihen der Linkspartei in den Fokus nimmt. Dortselbst wird es immer noch eine Anzahl von solchen Leuten geben, die in den "guten" alten Zeiten des Realen Sozialismus und der unverbrüchlichen Freundschaft mit der KPdSU und der Sowjetunion sozialisiert wurden und die diese innere Haltung über die Jahre bewahrt haben - die es im übrigen auch in der BRD der Vorwendezeiten gab und immer noch gibt. Was aber bitter aufstösst, das ist dieser Rundumschlag, bei dem er u.a. auch gegen die durchaus sehr differenzierten Positionen Sahra Wagenknechts zu Felde zieht, und ebenso, dass er durch seine Glosse den Anschein erweckt, als handele es sich bei der Linkspartei um die fünfte Kolonne Putins in Deutschland.

Hier sei zum Abschluss meines Beitrags noch eine Polemik eingeflochten: dieser Rundumschlag des Karsten Krampitz, der inhaltlich so eigentlich nicht in den FREITAG sondern besser in ein mainstreambürgerliches Blatt gehört, ist vielleicht dem geschuldet, dass der Herr KK an recht vielen Schläuchen hängt, die ihm aus der Mitte dieser unserer Gesellschaft die notwendige Nahrung zuführen, die ihn nicht nur am Leben erhält, sondern ihm auch jede Menge an Distinktionsgewinn in dieser "Mitte" beschert. Wenn ich mit dieser Vermutung nicht ganz schief liegen sollte, dann stünde es ihm doch besser zu Gesicht, einen solchen Erguss über die Leser der ZEIT oder der Süddeutschen auszuschütten. Ich als FREITAG-Leser erwarte eine differenziertere Meinung, auch in einer Glosse, in dieser Zeitung vorzufinden. Setzen Karsten, Thema verfehlt!

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

maxundmoritz

"Ich lebe, ich bin parteiisch." (Antonio Gramsci)Alter, linker Polit-Grantler und -Quertreiber.

maxundmoritz

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