Zunächst ein etwas älterer Bericht (2 Tage alt) von der Eröffnung des Weinfestes in Stuttgart, eine Innenansicht der BUNTEN GALA, quasi:
http://www.n24.de/media/import/afp/afp_20091225_12/photo_1261738469401-1-0.jpg
Oh! Entschuldigung. Dieses Bild hat hier nichts zu suchen!... Entschuldigung vielmals.
So.
Nun aber zu etwas ganz Anderem...
Würden Sie einen Satz hören, in dem von „mehreren tausend Menschen“ die Rede ist, was wäre Ihre Assoziation im diesem Moment? 2.400? 3.000? 5.600? 9.990?
Meine Assoziation läge irgendwo zwischen 4.000 und 8.000.
Die Große Tagesschau von heute (27.Aug.) um 20.000.000 Uhr hatte in ihrem Voice-Over zu einem Mini-Film-Bericht hinten, unter 'ferner liefen' genau einen solchen Satz zum Thema S21 parat.
Auf spiegel-online kann man derweil u.a. Folgendes lesen: „Im März 2011 wird im Land gewählt, und schon in diesem September beginnt langsam der Wahlkampf. Nun steht ein Thema bundesweit in den Medien, das zunächst nur von lokalem Interesse schien. Doch "Stuttgart 21", das Großprojekt im Herzen der Stadt, mit dem der Bahnhof tiefer gelegt werden soll, um an eine Hochgeschwindigkeitstrecke nach Ulm angeschlossen zu werden, droht zum Synonym für Bürgerprotest schlechthin zu werden. Für das Misstrauen gegen Großprojekte, für die Distanz zwischen Politik und Gesellschaft.“
http://lh4.ggpht.com/_DEVGHa0TA0E/THg1Vttp9hI/AAAAAAAAAKI/n40jW2s4HWc/s720/mekl.JPG
Und weiter dort: „Ob der Protest von Stuttgart sich regional begrenzen lässt, wie es viele in der Union hoffen, ist eine andere Frage. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Christian von Stetten, ebenfalls aus Baden-Württemberg, setzt darauf: "Wenn die Steine des Abrisses nicht mehr sichtbar sind, wird sich der Protest auch wieder legen." Im Frühjahr, bei den anstehenden Landtagswahlen, würden andere Dinge wieder im Vordergrund stehen als der Teilabriss des Stuttgart Hauptbahnhofs. So sieht es auch Barthle (Norbert Barthle - haushaltspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion): "Ich hoffe sehr, dass durch die Kraft des Faktischen der Protest abbröckelt und die Situation in einem halben Jahr ganz anders aussieht." Dann müssten auch die Protestierenden einsehen, dass nichts mehr an den Beschlüssen zu ändern sei.“
Naja, Norbert...wie noch? -und nun wieder zum Thema:
BILD-Störung. Wir bitten um Entschuldigung, nein: um Verständnis! Danke. (Auch dieses Bild hat sich lediglich chaotisch verwirrtwart und unberechtigt, gegen alle waltenden Prinzipien sowohl, als auch und vor allem illegal, eingeschlichen... Sie wissen schon Google, Streetview und so....Vergessen Sie es besser. Aber schauen Sie auch genau hin: Mohammed Atta? Bin Laden? Margot Honnecker ?)
Selbst die schwarze, böse Polizei vor Ort sprach heute (27.Aug.) von 30.000 Teilnehmern.
Und irgendwelche 'Veranstalter' (die Mitropa?) sogar von 40.000.
Tatsächlich erklärten die tatsächlichen Veranstalter öffentlich und unmittelbar gegen 19:40, dass es geschätzte 50.000 seien.
Bei aller Vorsicht: gemessen an den inzwischen zugestandenen 30.000 Demonstranten beim Schweigemarsch gegen S21 vor genau einer Woche (was natürlich heute als Meldung niemanden mehr interessiert), darf man, sehr konservativ geschätzt, heute getrost von mindestens 50.000 ausgehen.
Soweit alles erst mal klar? Da draußen im Ländle bis nach Flensburg und Bansin, bis Bad Münstereifel, bis Zitt-und Passau?
http://lh5.ggpht.com/_DEVGHa0TA0E/THg1V-Pdk6I/AAAAAAAAAKM/l_tDD5wk3Is/s720/bow.JPG
Und -von darüber, hinaus- in etwa so was. No fake! (l.g. seriousguy47):
http://www.bei-abriss-aufstand.de/wp-content/uploads/IMG_4428_klein2-300x200.jpg
Kommentare 10
Die »Kraft des Faktischen« — das trifft's, so haben die Konservativen im Ländle und in Bayern schon immer regiert (in Hessen, dem dritten Baustein im 'Südblock', fehlten dazu einige Regierungsdekaden, die man dafür mit krimineller Energie wieder reinholte): Erst beschließen, dann aussitzen, notfalls gegen jeden Widerstand, immerhin ist's eine Regierungsentscheidung und an der wird nun einmal festgehalten, selbst dann, wenn sich herausstellen sollte, daß es weit bessere Alternativen geben sollte.
Meistens geht das glimpflich ab, weil sich der Cäsarenwahn von Landesfürsten gelegentlich selbst ein Bein stellt: Den Transrapid hat man noch rechtzeitig abgebogen und »Projekt Neuwahnstein« (die Bayerische Vertretung zu Brüssel) war betragsmäßig zu klein, um ins Gewicht zu fallen.
Dafür bekommt das Ländle sein Heu jetzt doppelt und dreifach.
Ich persönlich finde den Bonatzbau ja potthässlich und wirklich schauderhaft, weil er mir zu sehr nach Speerbau aussieht mit seiner nackten Wucht, seiner ungelenken Massigkeit und niederschmetternden Schwerfälligkeit. Es gibt Bahnhöfe, die tausendmal schöner sind als die Hauptausgabe in Stuttgart.
Aber darum geht's gar nicht. Es geht darum, daß eine selbstherrliche Landesregierung im Verbund mit einer ehemaligen Monopolbehörde einen Bahnhof hinsetzt, den niemand will, weil er nicht nur noch beschissener aussieht als die Bonatzversion, sondern zudem noch schwerwiegende Narben nicht nur im Stadtbild, sondern auch in der Landschaft hinterlässt.
Wurde das rechtzeitig angesprochen? Ja, wurde es. Es wurden sogar Alternativen präsentiert, die das mit S21 anvisierte Ziel genauso erreichen. Wurde etwas geändert? Nicht die Spur, um mal im Bild zu bleiben, denn damit war die Arena betreten: Landesregierung + Bahn ./. Restwelt.
Ich habe den alten Bahnhof in Stuttgart trotz seiner Hässlichkeit gemocht. Das wird mir beim neuen sicherlich nicht passieren, dazu riecht seine Geschichte schon jetzt zu streng.
Damit kommen die langfristig einfach nicht durch...
Schockierend zwar, dass der Spiegel besser informiert ist als die Tagesschau, aber leider nicht wirklich überraschend!
Ich weiß nicht ob es wirklich 50 000 waren, aber es werden von Freitag zu Freitag immer mehr. Nächste Woche werde ich meine Videokamera mitnehmen und das Ganze mal so festhalten wie es der Tagesschau eigentlich würdig wäre.
Wer jetzt noch an "ein paar Tausend" glaubt, weiß nicht was die Stunde geschlagen hat...
"So sehen Wähler aus! Schalalalalaaaa!
So sehen Wähler aus! Schaaaalalalalala!"
Oh Mann, die Verantwortlichen von S21 tun mir fast Leid – ich hoffe sie finden wenigstens in Nord-Korea Asyl – woanders werden sie wohl kaum willkommen sein....;-)
"Wenn die Steine des Abrisses nicht mehr sichtbar sind, wird sich der Protest auch wieder legen."
Ich meine, ich hätte auch schon mal von fliegenden Steinen gehört. Vielleicht sollte man sie deshalb sicherheitshalber da lassen, wo sie im Moment sind: sichtbar und fest eingemauert.
Ansonsten sollte es den "Christen", die uns schon mal einen Teufel als Minisrerpräsidenten aufdrängten, zu denken geben, dass die Demo heute unter einem DOPPELTEN Regenbogen stattfand. Müsste einem "Christen" doch eigentlich signalisieren, dass selbst der Himmel heute Stellung bezog. Jedenfalls hat es nach meiner Kenntnis seit dem Ende der Sintflut kein solches Signal mehr für eine bestimmte Gruppe von Menschen mehr gegeben :). Jedenfalls ist es jetzt quasi offiziell: S21 ist des Teufels. Auch aus höherer Sicht.
Zur Zahl der Demonstranten:
1. Wenn ich die früher genannten Teilnehmerzahlen mit meinen damaligen und meinen heutigen Beobachtungen abgleiche, dann sind 50 000 konservativ geschätzt.
2. Zu 68er Zeiten wurden solche Zahlen hier nicht annähernd erreicht. Da stimme ich meinem Ex-Kollegen Winne Hermann zu. Anders aber als damals hörte man von den Zuschauern kein: "Unterm Addolf hätt man eich vergast!" Damit haben Mappus, Schuster Co wohl nicht gerechnet. Auch da haben sich offenbar die Zeiten geändert....
Ansonsten Danke für den Kommentar unter meinem Beitrag. Habe hier immer mal mitgelesen, war aber nach dem Schreiben zu müde, mit hier zu verlinken.
Das "offizielle" Regenbogenphoto (etwas andere Perspektive) gibt es übrigens hier:
www.bei-abriss-aufstand.de/wp-content/uploads/IMG_4428_klein2.jpg
Hallo j-ap,
die New York Times wird sich allmählich wundern, weshalb ich so oft diese eine Seite anklicke, aber man muss schon dorthin googlen, um eine würdige Würdigung des Bonatzbaus zu finden:
www.nytimes.com/2009/10/03/arts/design/03railway.html?_r=1=1=Paul+Bonatz=nyt
Ich find das Ding auch ziemlich unpassend für Stuttgart - zum Hindenburgbau passt es umso mehr. Und das ist genau das Problem. Wenn man aber genau hinschaut, ist es tatsächlich einzigartig und auch genial. Massige Eisenbahnkathedrale, Stadtmauer und Stadttor in einem, wobei die "Mauer" nicht die Stadt, sondern die Schienen einsäumt und auf Königstaße und Zentrum hin bündelt. Historisierend und die Historie gleichermaßen ironisierend.
Vielleicht hat auch Ingenhoven ausnahmsweise mal einen klugen Gedanken gehabt, als er die Ähnlichkeit mit einer Burg festzustellen glaubte. Eine Eisenbahnburg sozusagen, die Schiene als König der neuen, technik-dominierten Zeit, zu dem man sich über einen herrschaftlichen Treppenaufgang hinaufbewegt.
Aber eigentlich haben Kirchtürme Uhren. Und der Daimlerstern ist wohl auch eher ein "Kreuz" des neuen Götzendienstes.....
Jedenfalls scheint der Bonatz sich da schon einiges Originelles zurecht konstruiert zu haben.
So sieht es die Fachwelt:
www.hauptbahnhof-stuttgart.eu/
Und soweit meine Laienpredigt.
Ohne an dieser Stelle einen auf trolligen Parkschüzer zu machen: Foto ist 'breitwandig'verlinkt im Blog.
Hallo seriousguy,
warum sollte sich die NYT wundern? Der Artikel ist wunderbar, eine sehr zarte, gleichwohl kundige Hommage an den Stuttgarter Hauptbahnhof. Ich habe ihn gern gelesen.
Wobei es mich schon wundert, daß ausgerechnet eine amerikanische Zeitung stellenweise sentimental wird, wo doch der amerikanische Pragmatismus dazu neigt, Bauwerke nicht um ihrer selbst willen zu erhalten, sondern alle 20, 30 Jahre kurzerhand alles umzureißen und neu aufzubauen.
Aber um wieder auf Stuttgart zurückzukommen: Ich verstehs einfach nicht. Ich finde den Bonatzbau immer noch unschön — natürlich ist das ein reines Geschmacksurteil von mir und in gar keiner Hinsicht verbindlich oder auch nur verallgemeinerungsfähig —, ich würde ihn aber trotz allem nicht antasten und schon gar nicht halb abreißen und die 'Hülle' stehenlassen, ergänzt um einen mE grotesk wirkenden Betonplatz über den dann unterirdischen Bahnsteigen. Vermutlich wird der Platz genau so verkümmern wie die mit Waschbeton und Kopfstein versiegelten Flächen zu Beginn der 1970er-Jahre. Damals war das top-notch, heute ist's einfach nur grauenhaft, aber leider meistens zu teuer, um's einfach wieder abzureißen (Beispiel: Universität Regensburg).
Foto gut, alles gut.
Hallo j-ap,
ich getrau mich gar nicht, es laut zu sagen, aber ich habe schon mal ganz heimlich darüber nachgedacht, ob es nicht 1. konsequent und 2. ästhetischer wäre, den B-Bau ganz abzureißen und durch etwas Neues zu ersetzen - das dann aber weltbest sein müsste - wenn man schon unbedingt auf Maulwurfsschienen besteht und auf einen neuen Stadtteil, der an Stuttgart-Bisher anschließt.
Eine andere Möglichkeit wäre, die Seitenflügel mit einem postmodernen Gegenstück zur Front zu verbinden und in das ganze - mit einer Glaskuppel überdacht - den ohnehin geplanten Konsumtempel zu platzieren. Immer unter der o.g. Voraussetzung, gegen die ich persönlich allerdings bin.
Einen verstümmelten Bonatz sinnlos als Blockade zwischen Alt und Neu stehen zu lassen, ist allerdings die unltimative architektonische Barbarei. Man schneidet ja auch nicht einem Hund Schwanz und Beine ab mit der Begründung, die Substanz bliebe ja erhalten.
Abgesehen davon finde ich den Maulwurfsbau von Ingenhoven als veritable, billige Scheußlichkeit. Irgendwie meine ich, ich hätte das vor vielen Jahren in billigen Sciencefiction-Groschenheftchen schon mal als Lieschen Müller Zukunftsutopie gesehen. Und von städtebaulicher Sensibilität vermag ich darin auch nichts zu erkennen. Für mich setzt da bloß ein Egomane sein Häufchen in die Landschaft und erwartet von den Onkels und Tanten das gewohnte "Ja guckemal, was das kleine
Chrissilein wieder Schönes gemacht hat!"
Ergänzung: Jetzt bin ich wieder mal wo gegen gestoßen und schwupp ist mir der unzensierte K. durchgerutscht. Jetzt hoffe ich bloß, das nutzt kein Jurist aus.....
Ansonsten habe ich bloß als Bürger gesprochen, der sich so seine Gedanken über seine Stadt macht. Und ist auch ein bißchen abseits des Themas....