Träume in Infra-Rot

Kampf-Drohnen Die deutsche Regierung spitzelt wahrscheinlich nicht nur gemeinsam mit den USA; sie tötet auch gezielt und auf Verdacht, wie eine WDR-Reportage nahe legt.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Brandon Bryant, ehemaliger US-Kampfdrohnen-Copilot, schläft schlecht und verlor alle Freunde, nachdem er den Dienst quittierte. Er träumt in Infra-Rot: „Bei meinem ersten Schuss habe ich drei Menschen getötet. Und es dauerte zwei Minuten, bis einer der Männer verblutet war. Ich sah ihm beim Verbluten zu. Das Blut spritzte im Herzrhythmus aus seinen Beinen.“

Generalleutnant Karl Müllner, Inspekteur der deutschen Luftwaffe und Thomas de Maizière, seinerzeit gerade Verteidigungs-DingsBums, wollen genau das: Bewaffnete Kampfdrohnen. Beide schwören dabei sowohl auf den demokratischen Rechtsstaat als auch auf die amerikanischen Waffenbrüder.

Wahrscheinlich bei 98% liegt die Rate der tödlichen Fehlschüsse von Drohnen, wie eine Studie der Stanford University nahelegt. In konkreten Zahlen: Von etwa 3.500 durch US-Drohnenangriffe getöteten Menschen vom Kind bis zur Omi kann man sicher lediglich 70 (also 2%) als „Terrorverdächtige“ einstufen. - Mal abgesehen davon, dass man Verdächtige von einem sich selbst „Rechtsstaat“ benennenden Gebilde nicht einfach zunächst über den Haufen schießt.

Am 4. Oktober 2010 wurde der Deutsche Bünyamin Erdogan, vermutlich weil er zur falschen Zeit am falschen Ort war, und sich somit verdächtig gemacht hatte, von einer US-Drohne vorsorglich getötet: Die Explosion der mutmaßlich von einer Predator-Drohne abgefeuerten Hellfire-Rakete sog ihm das Hirn aus dem Schädel und fetzte ihm den Rücken vom Leib, als er gerade den Tisch nach dem Abendbrot abdecken wollte. So geschehen nicht in Wuppertal oder Nürnberg, oder London, Moskau oder New Orleans, sondern in Nord-Wasiristan.

Seither bestehen deutsche Gerichte darauf, dass der Deutsche Bünyamin Erdogan ein zu Recht getöteter Kombattant sei. Stichhaltige Beweise dafür bleiben sie bislang jedoch schuldig. Deutsche Regierungsstellen verweisen implizit weiterhin & unbeirrt auf das Vertrauen in den US-amerikanischen Rechtsstaat samt Guantanamo und die o.g. Waffenbrüderschaft - und halten sich ansonsten zurück.

Dass dieser tödliche Drohnen-Angriff auf einen Deutschen höchstwahrscheinlich in einer Kollaboration deutscher und US-amerikanischer Stellen vorbereitet und durchgeführt wurde, soll offensichtlich vertuscht werden.

U.a. alle, „die Nichts zu verbergen haben“, sollten sich diese bemerkenswerte WDR-Reportage noch einmal auf der Zunge zergehen lassen, bevor ihnen beim nächsten Mal Geschirrabräumen Selbige thermobar abhanden kommt.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden