Bellen und Beißen

Heftig Fremdschämen. Jedesmal, wenn ich in Diskussionsforen den Satz „Ja, ja, getroffene Hunde bellen“ lesen muss, möchte ich direkt zuschnappen.

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Denn dieser meist völlig unangebrachte und zudem falsche Spruch unterstellt doch dem Diskussionskontrahenten, der würde eine Verteidigung aus rein persönlicher Verletztheit vorbringen, andererseits wäre das eigene Argument selbstverständlich absolut zutreffend und jedwede abweichende Sichtweise ließe sich darum als unsachliches „bellen“ diskreditieren.

Ein leichter Anflug von „Fremdschämen“, ob einer derartigen Unwissenheit bezüglich des Hundeverhaltens, steigt dann jedesmal wieder bei mir auf.

Mein Vater ging früher gern auf die Jagd. Und auch ich „durfte“ im Alter von sechs Jahren das erste Mal schießen. Zum Schutz des Wildtiernachwuchses wurden regelmäßg wildernde Katzen und Hunde erschossen. Er hat das begründet und sich dabei auf das Jagdgesetz berufen. Hunde haben bei einem Treffer nie gebellt. Wenn sie konnten, dann haben sie sich eher still versteckt. Denn der getroffene Hund bellt üblicher Weise überhaupt nicht.

Ich habe kürzlich, mehr oder weniger aus Langeweile, einmal „die Schmerzäußerungen des Hundes“ gegoogled.

Mit wenig überraschenden Ergebnissen:

„Hundeneigen dazu, als Schutzmechanismus ihren Schmerzzu verbergen. Aber nur weil sie es nicht zeigen, bedeutet dies nicht, dass sie keinen Schmerz empfinden.“

Oder:

„Tiere versuchen meist zu verbergen, dass sie Schmerzen haben. Das ist allerdings keine Eitelkeit, sondern ein angeborenes Verhalten: Wer Schwäche zeigt, landet schnell im "Kochtopf" des Feindes.“

Naja, wie auch ich aus eigener Erfahrung bereits wusste, ein getroffener Hund bellt üblicher Weise nicht.

Eher ist das Gegenteil der Fall. Falls Sie also in einer Diskussion eventuell einmal keine Reaktion mehr auf Ihre Beiträge bekommen und Ihnen auch nichts mehr einfällt, haben Sie vermutlich den „Hund getroffen“ oder es hat grad keiner mehr so rechte Lust mit Ihnen zu „spielen.“

Aber man bräuchte diesen armen „bellenden“ Hund eigentlich auch gar nicht zu bemühen. Weder abwertend noch unterstellend. Denn der jeweilige Widerpart hat vermutlich nur eine andere (eigene) Meinung, die er auf die eine oder andere Art darzustellen versucht oder verteidigen möchte.

Ein ähnlicher, sehr bekannter und sinnvoller Spruch trifft allerdings sehr wohl zu: Hunde, die bellen, beißen nicht!

Zumindest solange sie das Maul weit aufreißen, um lauthals rumzubellen…

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Meyko

Mein BUCH DES JAHRES 2018 "Happen" wurde durch den weiteren Band "Happen II"ergänzt. (Homepagelink unten - Meyko 2018)

Meyko

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