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Der heutige Eintrag beschließt das Kapitel, in dem ich mich mit Jörg-Michael Vogl, der wie ich selbst eine ökonomisch auf „Marktwahlen“ (Proportionswahlen) basierende Gesellschaft anstrebt, anhand seiner Veröffentlichungen in der Kommune gleichsam unterhalte. Es geht heute um die drei letzten Texte von ihm, die dort noch erschienen sind vor der Einstellung der Zeitschrift Ende 2012: Kapitalistische Konstellationen. Möglichkeiten einer Neugründung der Gesellschaft, in Kommune 2/2011, S. 64 ff., Kapitalismus als Utopie oder: Der Kaiser ist nackt, in Kommune 1/2012, S. 57 ff. und Die „andere Gesellschaft“. Eine mögliche Geschichte, in Kommune 5/2012, S. 59 ff. Ein gemeinsames Thema der Texte ist der Revolutionsbegriff, und ihn allein will ich hier noch erörtern. Ich empfehle aber die Lektüre der Texte im Ganzen.
Vogl lehnt den Revolutionsbegriff im erstgenannten Aufsatz noch vehement ab, akzeptiert ihn aber im letzten unter Auflagen. Ich zitiere zunächst, wie er ihn sich dort zu eigen macht:
„Das ‚Ereignis 1968‘ (Alain Badiou) kann sich wiederholen. Also ‚Revolution‘ ...?! Dieser Begriff ist allerdings ganz besonders aufgeladen mit Bedeutungen, die im Nachdenken mitschwingen und es verunklaren, sodass sich zunächst empfiehlt, das Problem so genau wie möglich und so neutral wie möglich zu formulieren: Wie kann man eine in allen Gesellschaftsbereichen zutiefst verwurzelte, in den Einzelnen habitualisierte Struktur des Wirtschaftens, die zudem weltweit verbreitet ist, zum Teil freiwillig als orientierendes Vorbild übernommen wurde, zum Teil mit allen Formen ökonomischer, politischer und militärischer Macht durchgesetzt, wie kann man ein solches globales System ablösen durch ein anderes? Klar ist, dass die Beantwortung der Frage wesentlich davon abhängt, wie dieses System analysiert wird und entsprechend, wie man sein Gegenbild versteht.“
„Wie kann aber aus einer Gesellschaft heraus, die alles umfasst, sie selbst grundlegend infrage gestellt werden? Mit dieser Frage wird – auch das muss man sich klar machen – an eine traditionsreiche wissenschaftlich-politische Diskussion angeknüpft: Hegels Idee, in der Geschichte selbst ein Gesetz zu erkennen, das bei Marx fleischgewordene Akteure durchsetzen [...]. Eine Lösungsmöglichkeit, die bei der Anrufung der ‚Revolution‘ mitschwingt, verbietet sich [...]: Konzepte, die die Lösung den Prozessen überlassen wollen, die von »revolutionären Subjekten« getragen werden, führen zu nichts.“ Aber trotz des „Geflechtes der Macht, das sich an der Perspektive der unendlichen Marktmaschine orientiert, liegt die Entstehung einer anderen Gesellschaft nahe [...]. Noch schärfer: Die Möglichkeit einer anderen Gesellschaft ist objektiv jetzt gegeben – weil die Möglichkeit, dass sich menschliches Dasein im normalen kapitalistischen Prozess global selbst vernichtet, offensichtlich geworden ist.“
Es wird deutlich, weshalb Vogl dem Begriff zunächst misstraute: Er ist „aufgeladen mit Bedeutungen“, darunter derjenigen der historischen Gesetzmäßigkeit, deren Zurückweisung dem Autor, wie wir schon wissen, aus gutem Grund ein Hauptanliegen ist. So ging es in der vorigen Notiz darum, dass die traditionelle Vorstellung vom revolutionären Subjekt eine gesetzliche ist, es aber nicht bleiben muss, wenn wir heute auf sie rekurrieren. Ich brauche nur fortzufahren, um den nächsten Schritt zu tun: Auch das Zugrundeliegende, die Revolution, wurde gesetzlich gedacht. Es mag damit zusammenhängen, dass der Begriff, neuzeitlich verwendet, zuerst in der Astronomie aufkam, 1543 in Kopernikus‘ berühmtem Werk De revolutionibus orbium coelestium, zu Deutsch „Die Umläufe der Himmelskörper“.
Wörtlich wäre revolutio das Zurückwälzen, daraus ist bei Kopernikus der Umlauf als Umdrehung geworden, wobei der Akzent auf dem zweiten Wortteil liegt: Um d r e h u n g , die in der Tat einem Naturgesetz folgt. Wenn im späteren politischen Gebrauch vielmehr die erste Silbe betont wird: U m drehung, liegt die Gesetzesvorstellung immer noch nahe. So bei Kant, der die Verhältnisse auf den Kopf gestellt sieht (die nachrevolutionäre Gesellschaft beansprucht vernunftgeleitet zu sein), und auch bei Marx, der das wiederum nur umdreht, indem er „vom Kopf auf die Füße“ stellt (Das Sein bestimmt das Bewusstsein). Es steht immer eine Z u r ü c k wälzung vor Augen, hin zum allein Legitimen, als wäre dieses der Ursprung und als wäre der Ursprung das Axiom - das ist das Gesetzliche daran. Deshalb schreibt Vogl im erstgenannten Aufsatz:
„Unendliche Kapitalproduktion wird erst seit der Neuzeit, seit der Verallgemeinerung der linearen Zeit und der Entstehung des Konzepts der Aufeinanderfolge von Revolutionen im Gesetz der Geschichte überhaupt denkbar und realisierbar. [...] Die Suche nach einer erneuerten ‚Revolution‘ oder anderen Lösungen im Stile ‚Großer Politik‘ geht jedoch ins Leere.“
Und das ist damals sein Alternativkonzept:
„Wenn das Neue nicht als ‚Revolution‘ vorherrschend werden kann, dann doch als Kette von Versuchen, die alten Fragen zu sortieren, manche neu zu stellen und so neue Sichtweisen zu finden. Damit ist mehr gemeint als nur Reden oder Verändern von Denkweisen (das Politische). Notwendig sind Institutionalisierungen, die die neuen Fragen stützen (die Politik). Offensichtlich ist dies eine Utopie, aber keine, die über eine ‚Revolution‘, eine Umkehrung, verwirklicht werden könnte. Nicht die ‚Vernunft der Geschichte‘ kann dies legitimieren, sondern nur die Entscheidung, sich auf das Kernproblem der Ökologie, die Möglichkeit der menschlichen Selbstvernichtung, einzulassen. In ihr wird der Vorrang des Politischen vor dem Wirtschaftlichen demokratisiert. Dies ist also in keiner Weise ein Prozess, der in sich selbstverständlich wäre oder ‚natürlicherweise‘ sich auf bestimmte soziale Gruppen stützen könnte. Genau deswegen sind Widerstände normal, gegen die sich nur die Macht demokratischer Entscheidungen entfalten kann. In der Frage der Ökologie steckt jedoch die Möglichkeit einer Neugründung unserer Gesellschaft.“
Als ich das jetzt wieder las, dachte ich gleich, eine „Neugründung“ ist aber doch eine „Revolution“. Diese Bedeutung steckt a u c h in dem Wort. Vogl ist zuletzt zum selben Schluss gekommen. Aber es ist nicht nur eine Frage der Terminologie. Hinter Vogls Zögern, den Revolutionsbegriff zu akzeptieren, stehen veritable Probleme, denen ich jetzt nachgehen will, wie er es schon getan hat.
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1. Neugründung statt Revolution zu sagen, darauf könnte man sich schnell einigen. Die eigentlich strittige Frage ist aber, ob man sich vorstellt, die Gesellschaft sei im Ganzen ereignishaft neuzugründen, wie 1789 in Frankreich und 1917 in Russland, oder es sei inzwischen als richtig erkannt, was Vogl, wir sind immer noch beim erstgenannten Aufsatz, von Oliver Marchart zitiert (Die politische Differenz. Zum Denken des Politischen bei Nancy, Lefort, Badiou, Laclau und Agamben, Berlin 2010): Letzte Grundlegungen seien unmöglich, ein Konzept partieller Gründungsversuche müsse vielmehr erarbeitet werden und also habe „minimale Politik“ an die Stelle „großer Politik“ zu treten. Übrigens zitiert auch Axel Honneth in seinem neuen Buch das Konzept von Marchart und geht in keiner Weise darüber hinaus (Die Idee des Sozialismus, Berlin 2015). In Marcharts Gegenüberstellung ist Revolution das Gegenteil von Reformismus. Als dieses Gegenteil muss es aber gar nicht mit dem Anspruch einer „letzten“ Grundlegung aufgeladen sein, auch wenn Marchart das so sehen mag. Im Übrigen ist die Gegenteiligkeit eine Frage der Perspektive: Reformismus schließt Revolution aus, das Umgekehrte gilt aber nicht - Revolutionäre sind keine Gegner von Reformen. Sie sehen in ihnen wichtige Stützpunkte der Neugründung im Ganzen. Nur gegen die Annahme, „partielle Versuche“ könnten a l s s o l c h e s c h o n die Gesellschaft neugründen, wenden sie sich.
Ich habe das ebenfalls immer getan, ohne es bisher ganz explizit zu formulieren. Am meisten kommt noch die Bemerkung in der 76. Notiz einer Explikation nahe, „dass wer die kapitalistische Ökonomie überwinden will, v o r h e r über eine in sich schlüssige G e s a m t a l t e r n a t i v e verfügen muss, das heißt mindestens über deren Umrisse. Denn einer Maschine“ – der in sich kohärenten kapitalistischen „Marktmaschine“ nämlich – „kommt man nicht bei, indem man an der oder jener Schraube dreht, oder auch an mehreren Schrauben. Wer das tut, bewirkt weiter nichts als eine Betriebsstörung. Da wir von einer sehr gewaltigen Maschine sprechen, würde der Schraubendreher [...] im Glauben, er greife die Maschine insgesamt an, tatsächlich nur auf eine Schwachstelle aufmerksam gemacht“ haben, „so dass die Aufseher herbeieilen und die Maschine an dieser Stelle reparieren oder ergänzen oder sich gar zum Umbau der Stelle entschließen würden, aber nur der Stelle: Sonst und im Ganzen bliebe sie, wie sie ist.“ Es folgt logisch aus diesem Argument, dass die Gesamtalternative dann nicht nur Theorie ist, die in der Praxis zur regulativen Idee wird, sondern selber a l s Praxis gegen die vorhandene Praxis implementiert werden muss. Und das heißt eben: im Ganzen, ereignishaft, in einem Zeitfenster.
Näher gesprochen geht es um die Implementierung der „entscheidenden“ Struktur des Ganzen und um die Abräumung der „entscheidenden“ Barriere, die dem Ganzen entgegensteht. Die entscheidende Struktur ist das ökonomische Wählen, deshalb war die 59. Notiz überschrieben „Die Andere Gesellschaft beginnt mit Urwahlen“. Die entscheidende Barriere ist die politische Macht des Kapitals, die sich gegen solche Wahlen richtet, weil sie das Ende der Kapitallogik bezeichnen. Deshalb schrieb ich häufig, erst müsse die Kapitalmacht gebrochen sein, dann könne die Andere Gesellschaft beginnen. Nachdem es diese beiden Ereignisse gegeben hat, ist die vorher theoretisch, so gut es ging, entwickelte G e s a m t alternative noch nicht Wirklichkeit, aber nun kann sie nach und nach aufgebaut werden. Denn nun ist das Tor aufgestoßen und die Schwelle überschritten. Die Andere Gesellschaft beginnt mit Urwahlen: Dieser Beginn ist das, was ich als Revolution bezeichne.
Ich folge da auch der Argumentation von Marx. Marx stellt sich zwar keine ökonomischen Wahlen vor, doch was den Übergang zur neuen Gesellschaft angeht, macht er in Honneths Worten geltend, „dass der Markt [...] ein ganzes Ensemble von gesellschaftlichen Verhältnissen darstellt, aus dem sich nicht willkürlich nach Maßgabe moralischer Vorstellungen einzelne Segmente herauslösen lassen“: eine Feststellung, die nicht dadurch falsch wird, dass man sie, wie Honneth es tut, hegelianisch als Rede von der „Totalität“ des kapitalistischen Marktes lesen kann (a.a.0., S. 91). Der Markt ist jedenfalls eine Art Maschine, funktioniert wie eine solche und wurde bewusst als solche errichtet: Karl Polanyi hat das e m p i r i s c h erwiesen (The Great Transformation. Politische und ökonomische Ursprünge von Gesellschaften und Wirtschaftssystemen, Frankfurt/M. 1978 [englisch 1944]).
2. Dass der Revolutionsbegriff theoretische und praktische Probleme aufwirft, ist gar nicht zu leugnen. Beginnen wir mit den theoretischen Problemen. Wie Vogl notiert, liegt eines darin, dass dem Begriff die Vorstellung „linearer Zeit“ zugrunde zu liegen scheint. Dazu würde ich sagen, dass auch diese Vorstellung nicht in Bausch und Bogen verworfen werden, sondern es nur wieder darum gehen kann, sie von der metaphysischen Idee der historischen Gesetzlichkeit zu trennen. Lineare Zeit im gesetzlichen Sinn ist die biblische Heilsgeschichte. Sie erstreckt sich bis ans Ende der Welt, das in manchen biblischen Texten behandelt wird, als kenne man es schon. Wenn wir dem nicht folgen, haben wir allerdings Grund, auch das Stalinsche Fünf-Formationen-Schema zu verwerfen, ein angebliches Gesetz des „historischen Materialismus“, demzufolge es notwendig war, dass Urgesellschaft, Sklavenhaltergesellschaft, Feudalismus und Kapitalismus einander ablösten und zuletzt der Kapitalismus auf den Kommunismus hinauslaufen muss. Wie ich schon gezeigt habe, kann das nicht die Vorstellung von Marx gewesen sein, bei dem nämlich zwar viel für genau diese Reihenfolge sprach, die ja bis hin zum Kapitalismus geschichtliche Tatsache ist, sie aber dennoch in seiner Sicht nur m ö g l i c h war. Dass es immer auch anders kommen kann, als man denkt, stellt Marx für den Kommunismus ausdrücklich fest: Er folgt vielleicht nicht überall auf der Welt dem Kapitalismus, er mag auch an die eher noch feudalistische russische Dorfgesellschaft anschließen können.
Was Marx in der Tat festhält, ist die Vorstellung einer gewissen Linearität der Zeit. Die muss ja nicht im Vorhinein als b e s t i m m t e Linie feststehen. Mir scheint, dass man ihm schwer widersprechen kann, wenn man nur überhaupt den Begriff der Gesellschaftsformation aufrechterhält, statt auf einzelne Ereignisse zu schauen und lediglich d i e s e auf Linie bringen zu wollen. Vogl spricht von einer Vielzahl „alter Fragen“, in denen sich der bisherige Geschichtsgang kristallisiert: So als Vielzahl sind ihre Zeitstellen gewiss nicht ein- sondern mehrdimensional verortet. Doch mit jeder Frage, die man einzeln herausgreift, ist tatsächlich eine Linie gesetzt, die der Frage-Antwort-Kette, wo über längere Zeit aus der jeweiligen Antwort die nächste Frage hervorgeht, auf sie wieder geantwortet wird und so weiter. Weil solche Linien sich durchwirren, kann nicht von einer einzigen gesprochen werden; aber wo es Gesellschaftsformationen gibt, und es gibt sie historisch, treten dominante Frage-Antwort-Ketten, also Linien, hervor, durch die sie charakterisiert werden können.
Das ist wiederum auch bei Vogl der Fall, der die vorhandene Gesellschaft über ihre Unendlichkeitsperspektive und die neue über ihren bewussten Zielsetzungswillen charakterisiert, wie ich das auch getan habe. Nimmt man aber nur diese beiden Hauptstrukturen, die jeweils die ganze Formation, der sie entnommen sind, dominieren, dann sind das zwei Linien, die eine einzige bilden. Es ist eine Linie, die von einer Frage (nach der aktualen Unendlichkeit) über ihre Antworten und zuletzt über das Ausbleiben weiterer Antworten, oder weiterer plausibler Antworten, zu einer neuen Frage (nach bewusst gewählten Zielen) dadurch führt, dass die Konfusion der ersten Frage erkannt und aufgelöst wird. (Die Konfusion liegt darin, dass es mehrere Arten des Un-Endes gibt: Wenn es kein anderes gäbe als die in der ersten Frage unterstellte „schlechte Unendlichkeit“, das wäre schlimm, denn die Grenzüberschreitung gehört zum Menschen; dem ist aber nicht so, denn auch die Zurückweisung einer Frage übersteigt ein Ende, das des Frageraums nämlich – der Gesamtheit möglicher Antworten, die von der Frage her erwartet werden können -, welches Übersteigen aber fallweise mit Grund geschieht, w e n n es geschieht, während die „schlechte Unendlichkeit“ ein zwanghafter Selbstlauf ist.)
Ich nehme die Gelegenheit wahr, eine kleine Unschärfe meiner Argumentation in der vorigen Notiz zu korrigieren. Es hieß da, die Proportionswahlen als Grundstruktur der neuen Gesellschaft ließen sich nicht auf ein historisches Gesetz zurückführen, nichts also stehe hinter ihnen als eine nihilistische Situation, aus der sie dennoch als neuer Vorschlag hervorgingen. Dies könne dadurch geschehen, dass die unbeantwortbar oder nicht mehr plausibel beantwortbare Fragestellung der alten Gesellschaft in Erinnerung gerufen und aufgelöst werde. In der Auflösung sei nämlich die neue Fragestellung schon enthalten. Man darf nun aber nicht glauben, dass jede Situation, die sich nicht auf ein historisches Gesetz zurückführen lässt, nihilistisch sei. Dann wäre ja die gesamte Menschheitsgeschichte nihilistisch. So verhält es sich nicht: Nihilistisch ist nur die Zeit zwischen dem Zusammenbruch der alten und dem Geschichtsmächtigwerden der neuen Fragestellung. Solange die alte und sobald die neue Frage historisch wirksam ist, gibt es keinen Nihilismus. Das ist nicht deshalb der Fall, weil man sich in solchen Zeiten auf ein historisches Gesetz stützen könnte, dafür aber deshalb, weil die historisch noch oder schon wirksame Fragestellung einen Bewegungsraum oder, wie man sagt, eine Perspektive öffnet. Eine solche Fragestellung ist eben a u c h etwas, worauf Menschen sich stützen können, was sie außer in Phasen der „Geschichtsunterbrechung“, wie ich die nihilistische Situation genannt habe, denn auch immerzu tun.
Die Vorstellung einer Zeitlinie jedenfalls kann aufrechterhalten werden. Sie impliziert weder, dass „alles“ an der Linie hängt, noch dass es sich um eine des unverbrüchlichen „Fortschritts“ handle. Doch auch hier muss man genauer sein und sagen, dass der Fortschritt – zur zwanglosen Ordnung, zum Frieden in Gerechtigkeit, zur Erleichterung der Mühsal der menschlichen Existenz, kurz: zum „Guten“ – zwar nicht infolge eines geschichtlichen Gesetzes eintritt, aber doch immerzu praktisch angestrebt wird und dass dies Streben allein schon gewisse tatsächliche Fortschrittseffekte einbringt. Es ist ja klar, dass der Schritt von der Unendlichkeits- zur zielbewussten Gesellschaft für Menschen, die ihn anstreben, ein Fortschritt wäre und zugleich ein Stück Zeitlinie. Unklar ist nur erstens, ob der Schritt wirklich getan werden wird, und zweitens, ob es dann bei ihm bleibt oder starke Gegner ihn rückgängig machen.
3. Von der Menschheitsgeschichte im Ganzen kann sicher nicht gesagt werden, dass sich faktischer Fortschritt in ihr schon gezeigt habe. Eher gilt das Wort von Marx, „der menschliche Fortschritt“ gleiche bisher „jenem scheußlichen heidnischen Götzen [...], der den Nektar nur aus den Schädeln Erschlagener trinken wollte“ (MEW 9, S. 226). Damit hat Marx aber auch erfasst, dass es immerzu Fortschritte in Teilbereichen gibt. Da sie durch Schlimmes im Ganzen mehr als aufgewogen werden, kommen sie zwar über den Status von Modellen nicht hinaus, den aber immerhin haben sie. Es hat wirklich einen Fortschritt des Modellhaften gegeben. So ist Rechtsgleichheit besser als Ungleichbehandlung, die zu Zeiten selbstverständlich erschien, Demokratie besser als Despotie und so weiter. In dieser eingeschränkten Bedeutung kann denn auch von geschichtlichen Rückschritten gesprochen werden, und da sehen wir, dass sie zwar immer möglich, aber doch nicht so ganz leicht ins Werk zu setzen sind. Mussolini und Hitler zum Beispiel strebten in die vorchristliche Antike zurück. Um eine Zeit zu finden, in der Hitlers Völkermord für legitim gegolten hätte, muss man sogar bis zu den Assyrern zurückgehen. Diese Unmenschen, so Schlimmes sie angerichtet haben, konnten sich doch nicht lange halten. Aber umgekehrt konnte noch kein Fortschritt vor Rückfällen gesichert werden.
Hier kehren wir zur Frage der Revolution zurück. Die Revolution, die das Tor zur Anderen Gesellschaft aufstoßen würde, wäre geschichtlicher Fortschritt. Damit er aber nicht Fortschritt und Rückschritt zugleich ist, müssen wir fragen, wie er von der Gewaltseite geschieden werden kann, die ihm bisher immer eigen war. Man braucht nur an die russische Oktoberrevolution zu denken, die wahrlich „aus den Schädeln Erschlagener trank“; man lese nur die paar Seiten, die Solschenizyn der Tscheka und ihren Taten widmete, einem originalen Revolutionskind von Anfang an - und mache sich klar, diese Verbrechen wurden um eines Ziels willen begangen, das zu setzen eine Revolution gar nicht umhin kann: der Unumkehrbarkeit. Im Übrigen hat revolutionäre Gewalt, wie wir sie aus der Geschichte kennen, noch eine weitere ebenso schlimme Seite: Rache an den bisher Herrschenden. Man lese Gerhard Hauptmanns Drama Die Weber, um zu begreifen, wie das funktioniert. Für die Figuren des Dichters sind Revolution und Rachegewalt das Gleiche. Sicher haben es auch vergangene Revolutionen nicht verdient, auf solche Seiten reduziert zu werden, aber dass sie überhaupt dazugehörten, ist unerträglich genug und ein weiterer Grund, die Zurückweisung des Revolutionsbegriffs verständlich zu finden. Die Rache ist kein kleines Problem, denn eindeutig bekennen sich auch Friedrich Engels, auch Walter Benjamin zu ihr (MEW 22, S. 465 f.; Illuminationen, Frankfurt/M. 1977, S. 257 f.). Sollte man zu dem Schluss kommen müssen, dass eine gesellschaftliche Neugründung ohne Rache und Archipel Gulag gar nicht denkbar ist und noch weniger praktisch verhindert werden kann, würde auch ich von ihrer Empfehlung Abstand nehmen.
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1. Es bleiben also gewichtige Fragen zu klären, wenn man glaubt, am Revolutionsbegriff trotz allem festhalten zu müssen. Man kann sie in einem Satz zusammenfassen: Wie kommt man zu den „Urwahlen“ und wodurch gewinnt die damit begonnene Entwicklung den Charakter der Nachhaltigkeit oder gar, soweit möglich, der Unumkehrbarkeit? Einen Teil der Antwort lesen wir bei Vogl. Was den Weg zur ersten Grundsatzwahl angeht, zeigt er immer wieder, dass er bereits beschritten wird, ja schon ziemlich breit ist. Um Einiges zu zitieren:
„Diese Diskussion ist in Deutschland seit langem und in aller Breite in Gang. Paradigmatisch und viele Diskussionen zusammenfassend war die Studie über ein nachhaltiges Deutschland, die das Wuppertal-Institut für Misereor und BUND durchführte. Insbesondere wenn dort über Ziele eines guten Lebens nachgedacht wird, geht es um den Kern der Bestimmung gesellschaftlicher Ziele für die Produktion. Diese Diskussion ist nicht auf bestimmte Teile der Gesellschaft beschränkt. Alle Parteien, viele Verbände, auch Unternehmen nehmen teil: Wenn dort »Corporate Social Responsibility« etabliert wird, dient dies natürlich höherer Effizienz und Marketing-Zwecken. Ein Stück der ökologischen Probleme ist jedoch auch dort aufgenommen. [...] Ökologische, teilweise auch soziale Aspekte der Produktion sind wesentlicher Teil vieler Verbrauchertests, exemplarisch werden ganze Produktlinien, also auch die Wirkungen von Herstellungsweisen und Vorprodukten untersucht. Eine Ware zum Beispiel, von der bekannt wäre, dass sie in Kinderarbeit hergestellt wird, würde niemand kaufen wollen. Und hier genau liegt ein Problem struktureller Macht, weil Informationen eben auch breit zugänglich sein müssen, um für die individuelle Entscheidung wirksam werden zu können.“ (1/2008)
Wo Vogl die Unternehmer beobachtet, stellt er fest, dass es auch dort „vielfältige Strömungen [gibt]. Allmählich könnte akzeptiert werden, dass mit der breiten gesellschaftlichen Diskussion der unternehmerische Entscheidungsprozess nur erleichtert würde. Man darf nicht vergessen: In vielen Unternehmen ist man schon heute daran gewöhnt, intensiv die chinesischen Debatten über die Ausgestaltung der Fünf-Jahres-Pläne zu verfolgen.“ (5/2012) Das Letztere ist verblüffend – leider gibt Vogl keine Quelle an. Aber was er auch aufführt, als h i n r e i c h e n d beantwortet kann die Frage, wie man zu den Urwahlen gelangt, doch nicht gelten. Denn gerade weil deren revolutionäre Bedeutung bei Vogl ganz klar wird, ist unverkennbar, dass ein wesentlicher Teil der zu ihnen führenden Bedingungskette noch aussteht: Anzustreben, schreibt er, sei „eine Volksabstimmung über eine strategische Grundsatzfrage [...], in der sich die Machtverhältnisse in besonderer Weise verknoten, bei der aber d i e A u s s i c h t e n a u f E r f o l g b e s o n d e r s h o c h sind. [...] Schon in der ersten, noch nicht in die Verfassung aufgenommenen Form müsste jedoch das Ganze der anderen Gesellschaft sichtbar gemacht werden können: eine Ökonomie der Befähigung zur Verantwortung. Ihre Perspektive wäre die Einrichtung eines Institutionensystems [...], in dem über zentrale strategische Alternativen entschieden werden kann.“ (a.a.O., meine Hervorhebung)
Zu dem, was aussteht, um dahin zu gelangen, gehört die Brechung der Macht desjenigen Teils der Kapitalistenklasse, der nicht bereit sein wird, das Kapitalistsein gegen bloßes Unternehmersein freiwillig einzutauschen. Rein gesetzesformal betrachtet, könnte das Kapital zwar mit demokratischen Mitteln, die es heute schon gibt, einfach abgewählt werden, wie zum Beispiel Thomas Piketty zeigt (Das Kapital im 21. Jahrhundert, München 2014). Aber instrumentalisiert vom Kapital, verhindern dieselben demokratischen Mittel auch, dass das wirklich geschieht. Und wenn es nun doch einmal gelänge, würde ein halsstarriger Kapitalistenrest Gewalt anwenden, das heißt mit seinem Geld Gewalttäter einsetzen, Faschisten oder Militärdiktatoren. Was können wir dagegen ausrichten, wenn wir entschieden sind, keine Tscheka zu brauchen?
2. Nehmen wir nun einmal an, solche Urwahlen seien trotz allem erfolgreich über die Bühne gegangen. Mit Vogl: „Der Tag, an dem in einem Land nach der langen Vorgeschichte der Kritik am Kapitalismus ein Gesetz verabschiedet würde, mit dem demokratische Verfahren der Bestimmung grundlegender gesellschaftlicher Ziele festgelegt werden, die im marktwirtschaftlichen Prozess erreicht werden sollen, würde später als ein [...] historischer Einschnitt gesehen werden.“ (1/2012) Dies aber nur dann, wenn es nach diesem Ereignis gelingt, die Andere Gesellschaft möglichst unumkehrbar machen. Wie kann das ohne Tscheka geschehen? Auch hierzu gibt es einen wichtigen Gedanken von Vogl, der sich dem Thema geschickterweise mit der Frage nähert, wie es denn kommt, dass d e r K a p i t a l i s m u s so überaus nachhaltig geworden ist. Ist er nicht insofern, als man nur noch über ihn hinaus, nicht mehr hinter ihn zurück gehen kann, sogar wirklich unumkehrbar? Vogls von Pierre Bourdieu inspirierte Antwort ist seiner Frage schon vorausgesetzt, die ich zunächst zitieren will: „Was ist das Kapitalistische, das den Habitus der Bewohner dieser Gesellschaft so bestimmt, dass auch Vorgänge, deren Absurdität gesehen und ausgesprochen werden kann, als selbstverständlich funktionieren?“ Will man die vorausgesetzte Antwort explizieren, so lautet sie: Der Kapitalismus ist von da an nachhaltig, wo er als und zur Verhaltensweise verinnerlicht ist und dies so sehr, dass die Habitualisierten sich gar nicht erinnern, je eine andere gehabt zu haben. „Es gibt vom Kapitalismus also nichts, was außerhalb wäre, die Grundstruktur ist habituell, die habituellen Handlungen erneuern die Grundstrukturen.“ (a.a.O.)
Wenn es nun trotzdem gelingt, diese Grundstruktur von innen heraus zu sprengen, das heißt aufzulösen und durch eine andere zu ersetzen, so kann die neue Grundstruktur nur auf dieselbe Weise nachhaltig werden, wie es die alte war: „Die andere Gesellschaft wäre da in dem Ausmaß, in dem sie ebenso ‚habitualisiert‘ wäre wie jetzt die kapitalistische.“ (a.a.O.) Woraus die Frage folgt – ich habe sie eingangs schon zitiert -: „Wie kann man eine in allen Gesellschaftsbereichen zutiefst verwurzelte, in den Einzelnen habitualisierte Struktur des Wirtschaftens, die zudem weltweit verbreitet ist, zum Teil freiwillig als orientierendes Vorbild übernommen wurde, zum Teil mit allen Formen ökonomischer, politischer und militärischer Macht durchgesetzt, wie kann man ein solches globales System ablösen durch ein anderes?“ (5/2012) Auch hier wieder muss man sagen, dass Antwort und Frage nicht erschöpfend sind. Denn bis es zur neuen Habitualisierung kommt, vergeht Zeit und die muss erst einmal überbrückt werden können, und wie gesagt ohne Tscheka. Aber wir sind doch schon ein wesentliches Stück weiter, zumal Eines sofort klar ist: Die neue Habitualisierung setzt voraus, dass die Menschen die neue Wirtschaftsweise als gelingend erleben.
Die Aufgabe wird auch nicht ganz so schwer zu lösen sein, wie sie sich im zuletzt Zitierten ausnimmt, denn darum, den Kapitalismus gleich als g l o b a l e s S y s t e m zu ersetzen, wird es ja doch nicht gehen. Sondern „nur“ darum, ihn in einer Weltregion, der unsrigen, zu ersetzen und zwar so, dass sie mit den anderen Regionen verbunden bleibt und diese es sich teils zum Vorbild gereichen lassen, teils wenigstens gehindert sind, mit Aggression darauf zu reagieren. In diesem Zusammenhang ist übrigens auch ein anderer Gedanke Vogls wichtig: Die „konkrete Ausformung“ der Struktur, dass es „demokratische Verfahren der verbindlichen Festlegung von grundlegenden wirtschaftlichen Zielen“ gibt, „wäre notwendigerweise von Land zu Land anders, aus den unterschiedlichen Erfahrungen und Fehlern wäre zu lernen. Das wesentliche konkrete Ziel ist aber klar und inzwischen konsensfähig: die Bewahrung der Erde.“ (1/2012)
Wie er betont, hat die Verschiedenheit der „Ausformungen“ sehr viel mit der Verschiedenheit der jeweiligen regionalen Tradition, der politischen und kulturellen, zu tun. Und auch das bringt uns weiter. Wo die auf Proportionswahlen basierende Andere Gesellschaft in anderen Weltregionen nachgeahmt werden wird, mag es zunächst anders als in der Form von Wahlen geschehen. In unserer Region freilich wird es so beginnen, weil wir das Wählen längst habitualisiert haben. Und auch die Habitualisierung des Umgangs mit dem Computer, der beherrscht sein muss, wenn es zu ökonomischen Wahlen soll kommen können, ist weit fortgeschritten. Wo man unsere gesellschaftliche Erneuerung aber nicht nachahmen will, sondern eher in Versuchung ist, ihr aggressiv zu begegnen, auch da können Regierungen doch wenigstens nicht umhin, „die Bewahrung der Erde“ konsensfähig zu finden oder dies wenigstens vorzutäuschen. Das allein schon eröffnet Möglichkeiten, die mögliche Aggression von ihrer Seite im Zaum zu halten.
Die mögliche Aggression gegnerischer Seiten bleibt unter den noch zu klärenden Fragen die Hauptfrage. Was die Aggression im Innern der Region angeht, die zur Anderen Gesellschaft wird, indem sie „Marktwahlen“, Proportionswahlen einführt, lehrt die geschichtliche Erfahrung sogar, dass es einen Rest mächtiger Gegner, die eine solche Revolution gewaltsam zu verhindern versuchen, wahrscheinlich immer geben wird. Ich schließe das Kapitel, in dem ich Vogls Beitrag erörtert habe, hiermit ab, will aber über die anderen Fragen und vor allem über das Gewaltproblem noch weiter nachdenken. Mein Vorgehen wird sein, dass ich hier erst wieder weiterschreibe, wenn ich in der Lage bin, alles, was von mir aus noch gesagt werden kann, in einem Schub zu sagen. Es wird also noch einmal, zum letzten Mal, in der Blogreihe eine Pause von vielleicht einem Monat eintreten, in welcher Zeit ich ein paar einschlägige Texte durchsehe und mich von ihnen anregen lasse. Was Vogl angeht, will ich nochmals betonen, dass hier nur ein Aspekt seiner Texte unter vielen, die es sich nachzulesen lohnt, erörtert werden konnte.
Kommentare 33
Der Zugang zum Freitag und zu meiner Blogreihe ist z.Zt. häufig gestört; Links einzutragen wird immer wieder unmöglich gemacht; ich bringe es später zuende.
Danke fuer Ihre letzten Beitraege zur "praktischen Umsetzung".
Ich lese darin auch Ihren mutmachenden Optimismus.
Der zeigt sich prominent in zwei Zitaten:
....dass der Fortschritt – zur zwanglosen Ordnung, zum Frieden in Gerechtigkeit, zur Erleichterung der Mühsal der menschlichen Existenz, kurz: zum „Guten“ – (...) doch immerzu praktisch angestrebt wird und dass dies Streben allein schon gewisse tatsächliche Fortschrittseffekte einbringt.
Ihre Definition des "Guten" wie auch dessen Verwirklichung, ist das nicht halsbrecherischer Idealismus? Und dann schreiben Sie, scheinbar konkreter,
Offensichtlich ist dies eine Utopie, (...) Nicht die ‚Vernunft der Geschichte‘ kann dies legitimieren, sondern nur die Entscheidung, sich auf das Kernproblem der Ökologie, die Möglichkeit der menschlichen Selbstvernichtung, einzulassen.
Die Annahme eine solchen "Entscheidung" widerspricht der historischen Erfahrung.
Die Moeglichkeit der nuklearen Selbstvernichtung wird seit 60 Jahren billigend in Kauf genommen, als "fact of life". Die gesamte oekologisch Debatte um Klima-Ziele aehnelt den Deeskalationsvereinbarungen im Kalten Krieg. Eine zufaellige (Selbst-)Vernichtung sollte verhindert werden ohne die Moeglichkeit zur Selbstvernichtung aufzugeben.
Kurz, der "Fortschritt zum Guten" wie auch die "Entscheidung gegen die Selbstvernichtung" sind vieldeutig interpretierbar Annahmen, die fuer einen gesellschaftlichen Konsens ungeeignet sind. Auch das kulturpessimistische Gegenteil dieser Maximen ist zwar beliebter aber aehnlich konsequenzenlos.
Vielleicht haben wir bei der “Anderen Gesellschaft“ mit kosmischer Theologie zu tun. Mit dieser verbindet sich ein höherer Wahrheitsanspruch als beispielsweise mit der politischen Theologie, allerdings ist sie durch ein Verbindlichkeitsdefizit gekennzeichnet, was sie in eine gewisse Nähe zu Geheimnis und Esoterik bringt ...
Naja, ich nehme die "Andere Gesellschaft" durchaus ernst. Nee, Esoterik finde ich darin nicht. (Kann man natuerlich. Laester. laester.)
Ich sehe eher den "verzweifelt-rationalen" Optimismus, dass noch nicht "alles verloren" ist, der Point of no return noch vor uns und nicht schon hinter uns liegt.
Ich neige der zweiten Einschaetzung zu. Gerade deshalb lese ich immer gern die andere, die optimistische Variante.
manna vom himmel regnen lassen hilft garantiert nur kurzfristig, es müßte schon hirn sein, aber von der einsichtigen, mehr-sichtigen, nicht der listigen art, die zum herrschen gebraucht wird.
Nun, kosmische Theologie kann man durchaus ernst nehmen, ihre logische innere Geschlossenheit und der daraus resultierende hohe Wahrheitsanspruch bringt schlicht und einfach das Problem mit sich, dass sie sich schlecht auf die Erde transformieren lässt, außer, bei den "Empfängern" handelt es sich beispielsweise um kosmische Intelligenzien, die wie geschaffen für die komplexen Anforderungen der ökonomischen Wahl usw. sind.
Menschliches, Allzumenschliches, wie es gegenwärtig auf Erden noch überwiegt, steht dem entgegen und verursacht entsprechende Probleme, die bei früheren Versuchen durch unfreiwillige Exklusion (Gulag & Co.) gelöst werden sollten, was allerdings die kosmische unweigerlich in eine politische Theologie verwandelt und damit die innere logische Geschlossenheit, den hohen Wahrheitsanspruch drastisch reduziert, womit wir wieder da stehen, wo wir jetzt sind.
Bleibt noch die poetische Theologie ...
Ihre Definition des "Guten" wie auch dessen Verwirklichung, ist das nicht halsbrecherischer Idealismus?
Nein. Denn ich habe in diesem Satz nur skizziert, was als „Fortschritt“ angestrebt zu werden pflegt. Das es so ist, ist eine unbestreitbare Tatsache. Daß das „Gute“ verwirklicht wird, habe ich nirgendwo behauptet. Eine Tatsache ist es auch, was ich weiter behaupte, nämlich daß allein schon das Anstreben, wenn es hinreichend Viele hinreichend klug taten, gewisse reale Folgen gehabt hat. Die Frage bei all dem ist nur, ob man selber, Sie selber zum Beispiel, zu denen gehören – den Kreis derer vermehren -, die etwas anstreben, oder nicht. In meiner Blogreihe geht es ja nur um das angestrebte Ziel einer Gesellschaft, die sich nicht antiökologisch verhält und die den Destruiktivismus unserer Produktionsweise überwindet. Ich denke doch, das streben wir gemeinsam an. Oder was wäre das sonst für eine Zeitung, in deren Raum wir uns hier bewegen? Dabei will ich nichts gegen Ihren Pessimismus sagen. Sie mißverstehen mich da auch. Ich bin auch pessimistisch. Halte es aber mit dem Satz Antonio Gramscis: „Pessimismus des Verstandes, Optimismus des Willens.“
Kurz, der "Fortschritt zum Guten" wie auch die "Entscheidung gegen die Selbstvernichtung" sind vieldeutig interpretierbar Annahmen, die fuer einen gesellschaftlichen Konsens ungeeignet sind.
Die „Entscheidung“, die Sie von Jörg-Michael Vogl zitieren, ist als eine des Individuums gemeint, sich denen anzuschließen, die gegen die „Selbstvernichtung“ etwas tun. Ich meine, dagegen werden Sie nichts einzuwenden haben. Ein „gesellschadftlicher Konsens“ ist nicht gemeint. Vogl fragt sich ja vielmehr, ob aus dem Kreis derer, die sich so „entscheiden“, eine Partei werden soll oder eine andere Assoziationsform. Überhaupt ist in dem ganzen Modell der auf Proportionswahlen basierenden Anderen Gesellschaft von „gesellschaftlichem Konsens“ nirgendwo die Rede – in diesen Wahlen stehen ja natürlich gegensätzliche Optionen zur Wahl – außer da, implizit wenigstens, wo es um die Gründung dieser Gesellschaft geht. Und diese Gründungsfrage habe ich hier nur erst als Frage gestellt. Ich habe also bisher über diesen Konsens noch nichts behauptet.
Sie mögen mir verzeihen, daß ich für die idiotischen Einwürfe der Kaulquappe weniger Verständnis aufbringe als Sie, der Sie sie einer Antwort gewürdigt haben. Ich habe den Müll vielmehr eingeklappt. Und die Kaulquappe soll sich vorsehen: Meine Geduld hat Grenzen.
frage an den revolutions-denker: wurden nicht alle bisherigen revolutionen durch angst vor verschlechterungen,kampf um den erhalt von bestehendem,also konservativen strebungen der massen eingeleitet? ist ein programm für die zukunft vor-bedingung? fortschritts-glaube?
Aua. Die "Andere Gesellschaft" entwickelt sich langsam zur Meinungs-Dikatur, welche ernste und begründetet Einwände einfach selektiert.
Oder aber der Autor hat tatsächlich noch nichts von theologia politike, theologia mythike und theologia kosmike (lat. Varro: theologia civilis, fabularis und naturalis) gehört - und davon, wie eng verwoben Politik und Theologie seit Alters her sind ...
wurden nicht alle bisherigen revolutionen ...? Richtig. Es gibt dazu eine instruktive Passage im Vorwort von Trotzkis Revolutionsbuch. Dieses gehört zu den Schwierigkeiten, oder anders gesagt zu den Bedingungen des Problems. ein programm für die zukunft hat es bei bisherigen Revolutionen aber auch immer gegeben. Ohne solche Programme hätte es sie nicht gegeben. Vom fortschritts-glaube habe ich mich im obigen Text eindeutig distanziert
Danke fuer Ihre ausfuehrliche Antwort, die mir Ihre Intentionen hinter den von mir aufgegriffenen Zitaten deutlicher gemacht hat.
Ich koennte jetzt mit meine praktischen Erfahrungen in Berlin waehrend der 70er und 80er Jahre dagegen halten, will das aber nicht. Es gibt ja noch immer Menschen, die das "andere Leben" umsetzen wollen, und sich den vielen "Haerten" dieser immer wieder scheiternden Versuche aussetzen. Ich habe (trotz meiner eigenen Erfahrungen) dafuer nicht nur Verstaendnis, sondern auch Freude daran. Vielleicht klappts ja doch mal...
Zum "Guten" fiel mir ein Buch von Nishida Kitaro, "Ueber das Gute", von 1910 ein.
Dieser Wiki- Eintrag bietet einen ganz guten Ueberblick.
(Dabei geht's uebrigens auch um "Wille": "Der Wille leistet mit dieser Rückkehr in die Einheit etwas, das dem diskursiven Denken verwährt bleiben muss.")
Kitaro, wie auch Nishitani, suchen Bruecken zur europaeischen Philosophie zu finden. Beharren dabei allerdings auf der "Erleuchtungs-Erfahrung" als Ausgangs- und Endpunkt ihres Denken und koennen so alle "Abgruende" europaeischen Denkens leicht ueberspringen.
Trotz dieser Simplizifierung sind einige der Ueberlegungen Kitaros bedenkenswert, auch im europaeischen Kontext.
Die Sache mit der "Selbstvernichtung" macht mir mehr "Sorgen". Ich habe Mitte der 60er Jahre nach einer Ausbildung fuer den Einsatz nuklearer Waffen, meinen "Traum-Beruf" als Offizier geschmissen, weil damals niemand meinen Schrecken vor der nuklearen Selbstvernichtung verstehen konnte. Es herrschte m.E. eine fast vollstaendige Amnesie. (Die wurde selbst waehrend der Studentenbewegung nur partiell durchbrochen...)
Darum denke ich, nach den Erfahrungen des Kalten Krieges ist einen expliziter Konsens gegen jede Form von Selbstvernichtung unerlaesslich.
Ich gebe zu, man kann das auch anders einschaetzen. Meine Lebenserfahrung hat mich "an dieser Stelle" sensibilisiert.
Herr Jäger,
gibt es niemanden, der Ihnen sagt, wie sehr sich Sich mit solch unflätigen Äußerungen selbst schaden?
Oder der Sie darauf hinweist, in welche Nähe sich der Autor einer "linken Utopie" bringt, wenn er einen Andersdenkenden als Tier (Kaulquappe) bezeichnet, idiotisch (in eine Anstalt sperren), unwürdig, ihn sozial ausgrenzt (wegklappen) oder gleich entsorgen (Müll) will und ihm dann noch mit weiteren Schritten droht, da seine Geduld Grenzen habe. Mit was? Erschießen, eliminieren vielleicht? Und wenn es nur aus dem Freitag ist?
Merken Sie selbst nicht, zu welch einer Stalin/Pol Pot-Karrikatur Sie sich so machen?
Ich beschäftige mich nun seit ungefähr 50 Jahren eigenverantwortlich praktisch und theoretisch mit Dingen und Themen, die mich interessieren und daran wird sich definitiv nichts ändern.
Für den Freitag schreibe ich seit fünf Jahren fast 1.000 Beiträge als unentgeltlichen "Freundschaftsdienst", da mir der Grundgedanke einer freiheitlich/liberalen Plattform, welche die Idee einer "Meinungsfreiheit für Alle" realisiert, zusagt. Leider verändert sich der Freitag in letzer Zeit diesbezüglich nicht zum Vorteil.
Und nun bitten Sie besser einen der Community-Redakteure darum, diesen Disput in Gänze komplett zu löschen, einschließlich Ihres unflätigen Kommentares, da bisher jeder Interessierte nachlesen kann, wie Sie auf einen fundierten Einwand (theologia politike, theologia mythike, theologia kosmike) reagieren.
Ein letzter Rat: Lassen Sie sich nicht von jemandem vor einen Karren spannen, den Sie besser nicht ziehen sollten.
Gruß
Lieber Aussie, danke für Ihren Lebensrückblick; das hilft mir, Sie besser zu verstehen. Ich verstehe jetzt aber nicht mehr Ihre anfängliche Stellungnahme. Denn jetzt schreiben Sie, Sie hielten einen „explizite[n} Konsens gegen jede Form von Selbstvernichtung“ für „unerlaesslich“, während Sie in der anfänglichen Stellungnahme schrieben, die Entscheidung gegen die Selbstvernichtung sei „für einen gesellschaftlichen Konsens ungeeignet“. Wie verträgt sich das miteinander? Übrigens merke ich, daß ich zu weit gegangen bin mit der Behauptung, ich selbst hätte über diesen Konsens überhaupt noch nichts behauptet. Es ist im Gegenteil so, daß die Andere Gesellschaft nach meiner Behauptung damit beginnt, daß die Gesellschaft sich bereit erklärt, die Grenzen des ihr zustehenden Umweltraumes nicht zu überschreiten. Das ist der Konsens gegen die ökologische Selbstvernichtung.
Danke auch für Ihren Hinweis auf Kitaro.
Die Idee der Gesellschaftsformation meint, daß es abgrenzbar wechselnde Formationen gesellschaftlicher Ordnung gibt, daß es also innerhalb einer solchen Formation für eine große Mehrheit der Bevölkerung eine Selbstverständlichkeit des Denkens und Handelns gibt, was Sie mit Vogl die habituelle Grundstruktur nennen, was auf der Denkebene Ideologie heißt, was manchmal das gesellschaftliche Paradigma genannt wird. Es gibt trotzdem immer Abweichungen, Minderheiten, die widerständig oder reserviert sind, Subkulturen, die teils offen, teils verborgen sich gegen die Mehrheitsgesellschaft behaupten, pluralistisch geduldet oder rücksichtslos unterdrückt. Im säkularen Staat gibt es den religiösen Pluralismus, mal großzügig, mal enge Grenzen setzend. Und es gibt oft kriminelle Subkulturen (Mafia). Es gibt hierarchische, oft klassenmäßig strukturierte wie egalitäre(re) Gesellschaftsformationen.
Wenn man von der menschlichen Lernfähigkeit ausgeht, was uns trotz allen Wissens um die Möglichkeiten rücksichtslosen, destruktiven Verhaltens die historische Erfahrung nahelegt, was allemal realistischer ist als die Annahme absoluter Lernunfähigkeit, darf man von einer ganz langfristigen Entwicklung zu einer egalitären Lebensweise ausgehen, weil sie wohl die stabilere, erfolgreichere ist. Aber wie auch immer, die Behauptung vom Ende der Geschichte, der zufolge wir in der endgültigen Gesellschaftsformation angekommen sind, war so ziemlich die dümmste Aussage, die man über die Geschichte machen konnte, die Marxsche vom Ende der Vorgeschichte und dem Beginn der eigentlichen, nämlich bewußt selbstgemachten Geschichte mit der Emanzipation des Menschengeschlechts die schönste.
Wegen der Diskontinuität in den Formationen des Denkens und Handelns (und selbstverständlich auch der Institutionalisierungen) muß man die Übergänge der Gesellschaftsformationen als Revolutionen bezeichnen. Es gibt enge Parallelen in der wissenschaftlichen Revolution der kopernikanischen Wende und der bürgerlichen, die anfangs noch nicht eindeutig auf den Kapitalismus ausgerichtet war. Es ist sehr viel sinnvoller, den Bruch des Strukturzusammenhangs mit diesem Begriff zu belegen als den punktuellen Moment des gewaltsam oder demokratisch erkämpften Siegs der „Fortschrittspartei“. Das Neue darf man historisch durchaus als Fortschritt bezeichnen, auch wenn sich später gravierende negative Seiten dieses „Fortschritts“ zeigen. Notwendig ist diese Form des Fortgangs nicht, es dürfte aber in der Regel schwerfallen, sich die Entwicklungsrichtung umgekehrt vorzustellen. Die gelegentlichen Konterrevolutionen wiederholen und karikieren nach einem geläufigen Diktum die historische Tragödie als Farce.
Gesellschaftstheorie muß die sozialen Stabilitätsphasen, die Konvergenzphasen, in denen eine Gesellschaftsformation vorherrscht, von den Divergenzphasen unterscheiden, in denen der Zusammenhalt bröcklig wird und Neues sich konstituieren kann. Die Spanne zwischen der stabilen Herrschaft des Alten und der des Neuen ist die revolutionäre Phase, die letzte Systemkrise vor dem Systemwechsel, evolutiv kann nur eine immanente Dynamik einer Formation sein. Das ist wie das Schalten in einen neuen Gang. Dabei läuft vieles weiter, greift nur anders ineinander. Daher ist es aber auch einseitig, in diesen revolutionären Wechseln nur einen totalen Neuanfang zu sehen, das gilt allenfalls für die frühesten, primitivsten Gesellschaftssysteme. Geschichte zeigt sich auch als ein nichtlinearer Zivilisationsprozeß, einer der kulturellen Akkumulation. Der Marxismus macht von beiden historischen Perspektiven Gebrauch.
Zum revolutionären Subjekt ist zu bemerken, daß das Subjekt im Marxismus als ein sich in der Subjekt-Objekt-Dialektik entfaltendes gedacht ist, was im Grunde trivial ist und daher verwunderlich eher der Fakt, daß es so lange gedauert hat, den Menschen wie die Welt auch materialistisch zu begreifen. Die Geschichte ist nicht absolut zwangsläufig, das menschliche Subjekt ist immer schon daran beteiligt, aber je weiter man zurückgeht in der Geschichte, desto enger waren die Freiräume menschlichen Handelns, das meint die Aussage das Sein bestimmt das Bewußtsein. Erst wenn das Reich der Notwendigkeit verlassen ist, kann man von einer Autonomie des Denkens und Handelns reden. Und da wir den Notwendigkeiten unserer Natur verhaftet bleiben, gibt es immer nur eine relative Autonomie. Das wiederum ist keine bedauerliche Einschränkung, denn unsere Natur definiert auch den Horizont unseres Glücks.
Das hier vorgebrachte unterscheidet sich von dem von Vogl und Ihnen formulierten, die Differenz ist aber eher terminologischer als sachlicher Art. Wenn ich also weitgehend Zustimmung bekunden kann, gibt es doch ein paar Kritikpunkte meinerseits. Da wäre etwa Ihre Aussage:
Unklar ist nur erstens, ob der Schritt wirklich getan werden wird, und zweitens, ob es dann bei ihm bleibt oder Ewiggestrige ihn rückgängig machen.
Die gerne Ewiggestrige genannt werden, sind nur solche, wenn es eine Mehrheit der Heutigen gibt, erst von diesem Heute aus sind sie Ewiggestrige, erst als deutliche Minderheit. Als solche können sie mit Gewalt die Verhältnisse zurückdrehen, aber nicht dauerhaft stabilisieren. Umgekehrt müssen revolutionäre Erneuerer heute, wenn sie auf Gewalt weitgehend verzichten wollen, und das müssen sie um des Neuen willen, das sehe ich wie Sie, mehr als nur die Mehrheit sein, eine deutliche Mehrheit schon hinter sich haben, so deutlich, daß der Gegenseite die Selbstlegitimation zu Gewalt schwerfällt. Die vorder- und mittelasiatischen Gläubigen etwa sind eben keine Ewiggestrigen, der Versuch, ihnen eine sozialrevolutionäre Perspektive zu geben, mußte wohl scheitern wie der heutige, aus diesen Gesellschaften schnell einmal liberale Demokratien zu machen. Das ist allerdings ohnehin nur das vorgeschobene Ziel gegenwärtiger westlicher Politik.
Hier möchte ich betonen, daß der Gewaltverzicht bei uns nicht für andere Weltgegenden gilt, und zwar nicht, weil Revolution nicht ohne Racheimpulse auskommt, wie Sie schreiben, sondern weil in anderen Regionen durchaus revolutionäre Gewalt als Notwehrhandeln begriffen werden kann. Das ist ohne Rache möglich, kann als Gewalt beendende Gewalt gedacht werden, auch wenn die tatsächlichen Revolutionsverläufe meist darin gescheitert sind.
Kommen wir auf die neue Habitualisierung zurück. Sie setzt voraus, dass die Menschen die neue Wirtschaftsweise als gelingend erleben,sagen Sie. Das wäre ziemlich aussichtslos, ich räume der Solidarökonomie innerhalb des Kapitalismus nur eine marginale Rolle ein, und greift für mich entschieden zu kurz. Die neue Einstellung muß die wirtschaftliche durch eine soziokulturelle Perspektive ersetzen, das ist auch die Bedingung für die Restitution des Primats der Politik über die Wirtschaft, und sie muß an die Stelle der egozentrischen Perspektive jedes Einzelnen eine universalistische setzen, in der jeder sich und sein Handeln, seine Bedingtheit und seine Möglichkeiten im Zusammenhang des gesellschaftlichen Ganzen zu begreifen versucht und in die Lage kommt, die gemeinschaftlichen und individuellen Potentiale auszuschöpfen. Anders ist eine gemeinsame Verantwortung für das Ganze nicht möglich, und ohne die gibt es keine sinnvolle Politik, nur Interessenhandeln. Daß wir das Wählen längst habitualisiert haben, reicht, wie wir uns tagtäglich in Erinnerung rufen können, nicht aus. Aber es ist ein notwendiger Baustein.
Noch eine kleine Anmerkung zu Ihrer Antwort an Aussie: … daß die Gesellschaft sich bereit erklärt, die Grenzen des ihr zustehenden Umweltraumes nicht zu überschreiten. Das ist der Konsens gegen die ökologische Selbstvernichtung. Umwelt, das wird unmißverständlich richtig in Luhmanns Systemtheorie erklärt, ist keine Konstante, sondern eher ein Horizont. So, wie wir nicht Herren über alle Folgen unseres Handelns sind, so wenig sind wir Herren über die Konstanthaltung unseres outputs oder gar der Umwelt. Daher ist es notwendig, sich immer wieder auch mit der Reflexion über das je Notwendige zur Aufrechterhaltung eines dynamischen Gleichgewichts an eine sich verändernde Wirklichkeit anzupassen. Die natürlichen Gefahren für das globale Ökosystem sind immer noch größer als die menschengemachten. Aber selbstverständlich sind wir für die letztgenannten alleine verantwortlich, das Argument ist nicht als Entschuldigung gedacht.
Danke für diese Überlegungen, über die ich noch eine Weile nachdenken werde.
Die neue Einstellung muß die wirtschaftliche durch eine soziokulturelle Perspektive ersetzen, das ist auch die Bedingung für die Restitution des Primats der Politik über die Wirtschaft, und sie muß an die Stelle der egozentrischen Perspektive jedes Einzelnen eine universalistische setzen, in der jeder sich und sein Handeln, seine Bedingtheit und seine Möglichkeiten im Zusammenhang des gesellschaftlichen Ganzen zu begreifen versucht und in die Lage kommt, die gemeinschaftlichen und individuellen Potentiale auszuschöpfen. Anders ist eine gemeinsame Verantwortung für das Ganze nicht möglich, und ohne die gibt es keine sinnvolle Politik, nur Interessenhandeln.
Diese Sätze hebe ich besonders hervor und stimme ihnen unbedingt zu, wobei ich einräume, daß sie in meiner Darstellung bisher noch zu kurz kommen.
Der Ausdruck "Ewiggestrige" ist in der Tat zu wertend an dieser Stelle. Ich habe ihn jetzt durch "starke Gegner" ersetzt.
Der offensichtliche Widerspruch zwischen "ungeeignet" und "unerlaesslich" beschreibt etwas groeber die von ihnen zitierte Haltung von Gramscis: „Pessimismus des Verstandes, Optimismus des Willens.“ Dieser Ambivalenz ist wohl nur schwer zu entkommen, wenn man realistisch bleiben will.
Ich schreibe gerade was darueber.
Der Widerspruch zwischen dem Konsens der "unerlaesslich" ist und dem Konsens der gesellschaftlich"ungeeignet" ist meint, etwas groeber formuliert, Ihr Gramscis Zitat: „Pessimismus des Verstandes, Optimismus des Willens.“
"Das Leben" ist wohl ohne solche Ambivalenzen "nicht zu haben."
Ich schreibe gerade etwas darueber.
Die natürlichen Gefahren für das globale Ökosystem sind immer noch größer als die menschengemachten. Aber selbstverständlich sind wir für die letztgenannten alleine verantwortlich, das Argument ist nicht als Entschuldigung gedacht.
Es geht m.E. weder um Verantwortlichkeit, noch um Entschuldigung. Es geht m.E. um die "Mechanik" der Gefaehrdung. Natuerliche Gefaehrdungen sind eher zufaellig und vor allem nicht-intentional. Menschliche Gefaehrdungen resultieren aus intentionalen Prozessen. Sie sind direkt beabsichtigt, zeigen sich als Nebenwirkungen oder in langfristige Wirkungen etc. Diese Gefaehrdungen sind eben nicht zufaellig, selbst wenn das behauptet wird (wie derzeit der Dammbruch in Brasilien).
In der Systemtheorie koennen Systeme auch kollabieren. In Simulationen kann man das am einfachsten erreichen, wenn man einzelne Variablen intentional veraendert. Das funktioniert selbst mit Systemen, die gut "eingeschwungen" sind (wie die Biosphaere).
Genau darum ist die intentionale Gefaehrdung des oekologischen Systems durch Menschen bedeutsamer als alle Vulkane und Meteoriten.
Es geht m.E. weder um Verantwortlichkeit, noch um Entschuldigung.
Das ist ein Mißverständnis, mein Satz muß so gelesen werden: Aber selbstverständlich sind wir für die letztgenannten alleine verantwortlich. Während wir als Naturwesen in eine objektive Dynamik verstrickt sind. Der Begriff der Intentionalität ist da eher ungeeignet, weil er nicht zwischen einer natürlichen Intentionalität (wenn ich die Dame meines Herzens erobern will) und einer des (quasi-)freien Willens (wenn ich die nächste Million scheffeln oder den Mount Everest bezwingen will) unterscheidet. Es geht um den denaturierten und absolut gesetzten Willen. Aber auch den möchte ich nicht verteufeln, er ist auch für das Beste verantwortlich.
Genau darum ist die intentionale Gefaehrdung des oekologischen Systems durch Menschen bedeutsamer als alle Vulkane und Meteoriten.
Das verstehe ich nicht. Warum sollten intendierte Eingriffe gefährlicher sein als rein zufällige? Doch höchstens, wenn sie direkt auf die Zerstörung des Systems ausgerichtet sind, und das ist doch kaum vorstellbar, überschätzt die menschliche Freiheit in ihrer negativsten Ausformung.
Ja, so Primatengedacht, es geht Vorwaerts 2015:
"Wir waren zu dumm" und bleiben es...
Ich bin mal gespannt wie die Kommentare aussehen wenn der Herr Fukushima und brasilianischer Dammbruch vor der eigenen Haustuer steht, und nicht so ca. 10 000 Km entfernt, das aendert doch ein wenig die Perspektive um Kommentare zu schreiben, nicht wahr?
Sozusagen Revolutionsevolution...
Ich weiss im Augenblick nicht so genau, ob wir uns um Begriffe zanken, oder ob's inhaltliche Differenzen gibt.
Ich versuche noch mal, meine Position zu erklaeren.
Von "natuerlicher Intentionalitaet" habe ich noch nichtsgehoert. ( das heisst ja nichts, doch mit dem Beispiel: "Dame meines Herzens erobern" lassen Sie sich besser nicht von selbstbewussten Frauen erwischen....:)
Ich kannte bisher nur die bewusste Intentionalitaet und die unbewusste. Bei ersterer ist die Intention allen Beteiligten klar, obwohl die Intention gelegentlich geleugnet wird. Die unbewusste Intention wird meist "nur" abgestritten. Letztendlich sind die Grenzen zwischen beiden Formen der Intentionen weniger eindeutig als die jeweilige Absicht.
Intendierte ("billigend in Kauf genommene") Gefaehrdungen des oekologischen Systems (Beispiel VW) versuchen moeglichst lange unerkannt zu bleiben und nehmen auf die moegliche Zerstoerung des (oekologischen) Systems keine Ruecksicht. Andere Ziele sind wichtiger.
Gefaehrdungen durch Naturereignisse sind dagegen "nur" systemtheoretische Zufallsvariablen.
Gut, ich denke unsere unterschiedlichen Positionen sind (mal wieder...) klar geworden. Ich schreibe gerade was zu diesem Thema.
Warte, warte nur ein Weilchen, dann......
doch mit dem Beispiel: "Dame meines Herzens erobern" lassen Sie sich besser nicht von selbstbewussten Frauen erwischen
Ich denke symmetrisch, es hätte genauso gut heißen können: den Herrn und Meister (pardon, den Meister streichen wir lieber, bevor die selbstbewußten Frauen …) meines Herzens erobern. Das Herzen erobern war der Parallele Gipfel erobern geschuldet, also bitte nicht zu wörtlich nehmen.
Ich kannte bisher nur die bewusste Intentionalitaet und die unbewusste.
Einverstanden, das ist die gängige Differenzierung. Wobei der Übergang von unbewußt zu bewußt so fließend ist wie der zwischen Natur und Kultur, das hatte ich nämlich im Sinn, die natürlich motivierten gegenüber den kulturell, d.h. stärker autonom motivierten Intentionen. Ich möchte hier auf Michael Jäger zurückkommen. Ich denke, daß er mindestens implizit die Revolution als eine autonome Wahl (die endlich freie Urwahl) sieht, das ist kein Zurück zur Natur, sondern das, was Philosophen als ein Ankommen bei sich selbst angemahnt haben. Es gibt ja sehr ökologisch ausgerichtete Linke, die sich solch ein Zurück vorstellen können und für erstrebenswert oder sogar notwendig halten. Das ist aber nicht möglich und macht auch keinen Sinn, es verleugnet unsere Natur. Man kann dann allenfalls wie Lethe den Menschen als einen Irrläufer der Natur resignierend zur Kenntnis nehmen. Dagegen ist aber einzuwenden, daß das als vorherrschende Haltung ebenfalls gegen unsere Natur ist.
Kommen wir noch einmal auf die Gefährlichkeit des intentionalen menschlichen Handelns zu sprechen. Im Fall der bewußt präsenten nichtintendierten, also billigend in Kauf genommenen Folgen intentionalen Handelns sehe ich keinen Unterschied zu den unbewußten nichtintendierten Folgen, der einzige Unterschied ist die verschiedene ethische Bewertung der jeweiligen Handlungen, die Effekte sind die gleichen, ihnen haftet die gleiche Zufälligkeit an. Im Gegenteil fürchte ich mich mehr vor der Dummheit unbewußt ausgelöster desaströser Handlungsfolgen als vor der Skrupellosigkeit bewußter Indifferenz gegenüber Nebenfolgen, denn eine Billigung kann zurückgezogen werden.
Was ist eine "endlich freie Urwahl?"
...«Sei ethisch. Moral und Transparenz sind ausschlaggebend für nachhaltigen Erfolg. Test: Wenn du es deinen Kindern geben würdest, dann kannst du es der ganzen Welt verkaufen.»...
Ziellose Witzchen machen - du bewegt dich im Moment ganz schön unter deinem Niveau.
ok, ich hoffe dass Ihre Erklaerungen den selbsbewussten Frauen ausreichen...
Der Tanzboden von Natur und/oder Kultur ist mir zu glitschig, das gucke ich lieber nur zu. Aber ich verstehe, was Sie mit der "natuerlichen" Intention meinten. (Wobei natuerlich die Differenz zwischen autonom - bzw. kulturell vermittelt auch wieder unscharf ist. Aber ich wollte ja nicht mittanzen.)
Die Dummheit traegt zur Gefaehrlichkeit der Naturgewalt Mensch einiges bei. da kann ich nur Zustimmen. Dabei ist heute zwischen platter Dummheit und dem sich dumm stellen kaum noch zu unterscheiden.
All in all, die Schaedigung der Biosphaere durch MenschenGewalt ist deutlich "nachhaltiger" als alles, was wir von anderen Naturgewalten erleben. Die Folgen der Explosion des Krakatau oder der indischen Erbeben in den 50er Jahren erwaren nach kurzer Zeit vergessen.
Mit den hohen CO2 Emissionen der Industrialisierung im 19. Jahrhundert, oder dem fall-out der Atombombentests in den 50er Jahren, haben wir bis heute zu tun.
Nein mein lieber Michael,
ich wollte lediglich wissen, dumm wie ich ich bin, was W.Endemann mit "endlich freie Urwahl?" meint, ich finde das eine einfache Frage die mir ja jemand erklaeren koennte, das hat nichts mit "ziellosen Witzchen" zu tun.
Martin Lindstrom hat meiner Meinung nach eine Erklaerung dafuer, aber ich habe die Wahrheit nicht gepachtet, ich gehe aber davon aus dass keiner mehr der ein bisschen facebooct oder twittert (Ich tue es fast nicht) weiss, warum die Merkel bei der letzten Bundestagswahl wieder gewonnen hat bzw. warum der User wieder das falsche Kreuz gemacht hat? Koennte es sein das es an den Medien und den social Networks liegt? So ganz unterbewusst?
In sofern ist mir die "endlich freie Urwahl" sehr fern wenn ich mir die Kreuzchenmacher so anschaue, also nach der Auszaehlung...
Gruss
Dann erkläre ichs dir. Endemann unterscheidet natürlich motivierte von „autonomen“ Wahlen. Eine natürlich motivierte Wahl würde bedeuten, daß die Natur dich gewissermaßen hält und dein Wählen verläßlich steuert. Die Natur im Ganzen hält dich aber nicht derart. Wenn sie es täte, würdest du und würden sich alle ökologisch verhalten. Zugleich wärst du aber mit deiner eigenen Natur, denn du hast ja auch eine, und zu ihr gehört nicht nur das Körperliche, sondern auch der gesamte Bewußtseins- und Kommunikationsbereich, in eine arge Minderheitsposition der Gesamtnatur gegenüber geraten. Du müßtest, mit Thomas Manns Worten, der Quinquillion (der Sterne usw.) gegenüber in den Staub sinken. Endemann hat recht, ich vertrete vielmehr die „autonomen“ Wahlen: Unsere Übereinstimmung mit der Gesamtnatur, soweit wir sie brauchen, also die ökologische Übereinstimmung, ist nicht von selbst da, wird uns auch von niemandem geboten, wir können sie nur freiwillig wählen. Wenn eine Gesellschaft dieses tut, ist das die von Endemann so genannte „endlich freie Urwahl“.
Lieber Michael,
die Serverarbeiten sind immer dann, wenn ich in Panama am Laptop sitze, schei.......se! Gottseidank hatte ich den Text vorgeschrieben.
Hier in Panamá ist es bereits spät. Ich habe keine Zeit gehabt, die Kommentare durchzugehen. Auch werde ich Dir nicht ausführlich antworten können, da ich selbst mit anderen Dingen beschäftigt bin, die aber doch auch mit dem Revolutionsbegriff und der Anderen Gesellschaft zusammenhängen. Da Du weiterhin an diesem Thema arbeitest, hier nur ein paar Gedanken meinerseits, die ich aus meiner praktischen Arbeit in der Peripherie gewonnen habe:
Mir ist schon Ende der 70er Jahre ganz klar geworden, dass neben der Jugend vor allem die Frauen der revolutionäre Teil der Gesellschaft sind. Sie streiten am ehesten und radikalsten für Veränderung. In meinen Programmen und Projekten waren es neben der Jugend immer die Frauen, die Unterdrückung und Entfremdung am entschiedensten bekämpften. Männer geben sich schnell zufrieden, wenn ihnen die Karotte hingeworfen wird. Die Frauen-Bewegung sehe ich nach der in Europa stattgefundenen Aufklärungs-Bewegung (aus der sie hervorging) als einzige gesellschaftlich erfolgreiche Revolution der letzten 200 Jahre (Da muss man sich nur die Statistiken weltweit ansehen, wie Frauen und Mädchen bildungsmässig die Männer überholt oder mindestens eingeholt haben, und sich dadurch der Herrschaftsausübung von Männern weitgehend entzogen haben - Ausnahme muslimische Welt). In welchem Sinne? Gesellschaften waren ursprünglich meistens mutterrechtlich strukturiert, in übersichtlichen Gebieten und horizontal (da war die sogenannte Urwahl stets gegeben). Was danach kam, war die patriarchalisch, vertikal-strukturierte Gesellschaft, in der die Urwahl nur noch von der Herrschafts-Elite ausgeübt wurde. Dank Technischem Fortschritt hat sich die patriarchalisch strukturierte Gesellschaft zum derzeitigen kapitalistischen Monster entwickelt, das das Fortbestehen der Menschheit insgesamt bedroht, da das gesellschaftliche Ziel nicht mehr das Glück des Menschen ist sondern die Akkumulation des Kapitals. Revolution ist nichts anderes als die Wiederherstellung der horizontal strukturierten Gesellschaft mit der Möglichkeit der gleichen Wahl für Alle in Abstimmung mit der Gemeinschaft. Das heißt Wieder-Hinwendung zum Menschen und der Natur und bedeutet im Kern "matriarchalische" Revolution (wobei der Begriff Matriarchat Horizontalität, Solidarität, Nachhaltigkeit und Freiheit des Einzelnen wie der Gesellschaft bedeutet. Um mich nicht falsch zu verstehen: Auch herrschafts-heischende Frauen gehören dem Patriarchat an, sowie gegen Herrschaft kämpfende Männer dem "Matriarchat" angehören.). Wenn wir uns folglich den Revolutionsbegriff unter dem Blickwinkel des Strebens hin nach gesellschaftlicher Horizontalität ansehen, dann gibt es trotz der "condición humana" - die Herrschaft wie auch Gleichheit des "Einen Menschen" einbegreift - viele Anzeichen in der aktuellen Geschichte (siehe Frauenbewegung), die zeigen, dass die überwiegende Zahl von Krisen auf der Welt ein Beweis dafür sind, dass das Bestreben der Menschen mehrheitlich auf die Wiedererlangung der horizontalen ("matriarchalischen") Gesellschaft gerichtet ist. Und das hat selbstverständlich Auswirkungen auf die Wirtschaftsgestaltung hin zu einer schrittweisen aber im Endeffekt radikalen Überwindung des Kapitalismus.
LG, CE
Lieber CE, ganz kurz erst einmal nur: Über die sich faktisch zeigende besondere Rolle der Frauen habe ich auch schon nachgedacht bzw., was arme Weltregionen angeht, schon Einiges gehört. Ich glaube, Du hast nicht unrecht.
Lieber Michael, Dir noch fruchtbares Studium, um Deine Arbeit zum guten Ende zu bringen! LG, CE
PS: Wenn Du Zeit haben solltest, lies Dir auch einmal meine Folgen der hier in der dFC von mir eingestellten Novelle: "Laurence oder der Wilde Sommer der Anarchie" durch. Da sind einige dieser Gedankengänge mit verarbeitet. Spielt in 1975, in einer Zeit, in der noch alles möglich war und hoffentlich auch heute wieder möglich wird.
..."Spielt in 1975, in einer Zeit, in der noch alles möglich war"...
Die Ergebnisse kennen wir.
Gruss
Mein lieber Michael,
die "Quintillion" oder "Quinquillion" ueberlassen wir dann mal lieber Lethe, und nicht Thomas Mann, der Lethe kennt sich da besser aus.
..."Eine natürlich motivierte Wahl würde bedeuten, daß die Natur dich gewissermaßen hält und dein Wählen verläßlich steuert"...
Mich muss keiner Steuern, ich habe die letzten 30 Jahre weder Kohl noch Merkel gewaehlt.
..."Die Natur im Ganzen hält dich aber nicht derart. Wenn sie es täte, würdest du und würden sich alle ökologisch verhalten. Zugleich wärst du aber mit deiner eigenen Natur, denn du hast ja auch eine, und zu ihr gehört nicht nur das Körperliche, sondern auch der gesamte Bewußtseins- und Kommunikationsbereich, in eine arge Minderheitsposition der Gesamtnatur gegenüber geraten"...
Die Natur im ganzen haelt mich in Kalbsleberwurst, Rindergeschnetzeltem und Huehnchenbrust zusammen, mit den unangenehmen Begleiterscheinungen das mein ganzes "ich und sein" sowohl als auch in meinem Wahlverhalten an Rinder-, Schwein- und Huehnchenfarmen haengt, das exkludiert mich sozusagen von "autonomen" Wahlen, aber fuer wen ist schon die Demokratie gedacht, es muessen scheinbar ueberirdische mit fast unendlicher Intelligenz und Lebenserfahrung sein, die da noch durchblicken, vielleicht ist ja Zuckerberg mit Grosspenden ein Vorbild fuer dein Anliegen.
Das war jetzt alles kein kleiner Witz, das war Bitterernst, ich habe mir deinen Kommentar 30 mal durchgelesen und du darfst mir jetzt gerne "Unterbelichtung" nachsagen, wenn W.Endemann und du Recht haben solltest ist es ja bald nicht mehr fern, diese 51%ige Mehrheit der Linken bei den naechsten Bundestagswahlen, ich gehe aber eher davon aus dass ihr vom 23. Jahrhundert redet.
P.S.
Und den Zauberberg habe ich 1980 gelesen...
Besten Gruss
Was schreibst du denn da. Es geht nicht um Bundesttagswahlen, sondern darum, on du die ökologische Übereinstimmung mit der Natur wählst oder nicht.
(Die Quinquillion kommt nicht im Zauberberg, sondern im Doktor Faustus vor.)
Mein lieber Michael,
..."on du die ökologische Übereinstimmung mit der Natur wählst oder nicht"...
Ich waehle natuerlich die ökologische Übereinstimmung mit der Natur, das mache ich ja auch schon seit 30 Jahren, es funzt aber nicht, Dank Gerhard Stolpenberg.
Gruss aus dem Huettendorf Gorleben 1979...
Lieber TL,
dass vor allem der männliche Teil der 68er der von der Kapitalfraktion dargebotenen Karotte nicht widerstehen konnte, ist allerdings ein Trauerspiel.
LG nach Mexiko, CE