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Wir sind nun schon dabei, die Dominanz zu bemerken, die der Angleichungsdiskurs aufs Wählen ausübt. Er macht sich geltend, indem er die metaphorische Überlagerung des subsumtiven Wählens mit der Zeit wieder einkassiert. Aber nicht nur so. Dass inzwischen auch der Vorrang des subsumtiven Wählens verdämmert, ist besonders am allgegenwärtigen TINA-Prinzip abzulesen: Die da oben, die das Recht zur Deliberation haben, mögen noch so sehr zum Fragenaufwerfen berechtigt sein, wohingegen andere nur abstimmen dürfen - es ist doch auch das Deliberationsrecht ausgehöhlt, wenn von vornherein klar ist, wie geantwortet werden muss. Dass die Demokratie „marktgerecht“ sein müsse, wird heute offen ausgesprochen. Und wenn ein Volk wählt, wie das griechische am 5. Juli vorigen Jahres gegen die europäische Austerity, spielt das gar keine Rolle. Wie der Diskurs wirkt, wurde früher schon einmal erörtert (in der 36. Notiz): Wählen im Angleichungsdiskurs heißt das Optimum wählen, ist in diesem verkürzten Sinn „rational choice“ und insofern gar nichts, was den Ausdruck „Wählen“ überhaupt verdient; die Antwort steht hier vor der Frage schon fest, muss nur herausgefunden werden, was bei fortschreitender technischer Entwicklung den toten „intelligenten“ Maschinen überlassen werden kann.
Ein anderer Zug dieser Machtergreifung ist schon länger bemerkt worden, nämlich dass die Wählenden als atomisierte Individuen in die Wahl eingehen, was vorher nie der Fall gewesen war.
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