Ich habe es schon zitiert: Der Kapitalismus, so sieht es Karl Georg Zinn, wurde von der „Vernichtungskultur“ geprägt, „nicht umgekehrt“. Die „Vernichtungskultur“ beginnt in der Mitte des 14. Jahrhunderts, als die Pest sich über Europa ausbreitet. Fast gleichzeitig wird die Feuerwaffe erfunden. Zinn stellt dar, wie nicht nur die europäische Bevölkerung von der Pest dezimiert wurde und was die ökonomischen Folgen waren, sondern auch dass ihr Bewusstsein völlig überfordert war. Die letzte europäische Pest lag tausend Jahr zurück, niemand erinnerte sich mehr daran. Keiner konnte sie erklären, geschweige denn heilen. Alle Ärzte, auch alle staatlichen und religiösen Autoritäten waren hilflos. So schien die Pest in mehr als einem Sinn vom Himmel gefallen zu sein. Dass Gott sie als Strafe für Sünden verhängt hatte, war das Einzige, was den Menschen einfiel. Deshalb zogen Flagellanten durchs Land, deshalb kam es zur ersten gigantischen Judenverfolgung, mit der verglichen die Pogrome der Kreuzzugszeit noch harmlos erscheinen, denn nun wurden die Juden der Brunnenvergiftung beschuldigt und waren ohnehin, wie man glaubte, dem Christengott ein Dorn im Auge. Die Menschen reagierten also mit Aggression gegen sich selbst und gegen andere. Da kamen Feuerwaffen gerade recht. Wer es sich aber leisten konnte, reagierte mit Flucht:
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