Caput II

Medienkritik Der zweite Teil der "Deutschen Herbstbilder" von Kurt Terrier. Diesmal: Über die Qualität der deutschen Blätter.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Nichts geht dem deutschen Leser
über die hiesige vierte Gewalt!
Wirklich: Kein anderes Land verfügt
über einen so prächtigen Blätterwald!

Ganz farbenfroh und einzigartig
ist die Robe jedes einzelnen Blattes.
Standpunkt und Auflagenhöhe hängen
davon ab, ob sie rot oder schwarz ist.

Der SPIEGEL beispielsweise tritt
stets in rotem Talare vor’s Gericht!
Seine Urteile fällt er nach Belieben –
die Wahrheit interessiert ihn nicht!

Sein Gegenspieler vor Gerichte ist seit je
die BILD, in tiefstes Schwarz gekleidet! –
Nur warum darf jemand Richter sein, der
sich so an dem Schmerze anderer weidet?

Ein Richter, der weder die Wahrheit,
noch die Gerechtigkeit innigst liebt,
sondern bloß der Angeklagten Leid
nach eigenem Vorteil siebt –

nach Schlagzeilen, hohlen Preisen
und immer weiteren Reichweiten! –
(Ach! Es sind doch bloß noch die Farben,
die die Blätter voneinander unterscheiden!)

Verantwortungslos sind diese Richter – !
Doch welche Instanz urteilt über sie?
Richtet über die verantwortungslosen
Repräsentanten der Mediendemokratie?

Augsteins FREITAG etwa im neuen,
makellosen, scharlachroten Gewand?
Pff! Mehr noch als im SPIEGEL spricht
hier heißes Herz denn kühler Verstand –

das weniger für die Wahrheit schlägt
als für Auflagenhöhe und Kommerz.
Auch hier urteilt kein freies Richter-,
sondern ein gieriges Goldgräberherz!

Als letzte unabhängige Richterin
versteht sich von jeher die ZEIT! –
(Ihre Robe ist ein Einzelstück mit
roten Ärmeln am schwarzen Kleid!)

Ihre Urteilssprüche atmeten Vernunft!
Sie wurden nicht durch Farben erdacht! –
Bis Helmut Schmidt sie zum politischen
Kampfblatt für Peer Steinbrück gemacht!

Voreingenommen sind alle diese Richter – !
Ihre Unabhängigkeit liegt in Scherben! –
Und auf die Farbenpracht des Waldes folgt
schon bald ein heftiges Blätterwaldsterben!

Zuerst erschienen auf Theatrum Mundi.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

MisterManta

Vordenker, Nachdenker, Blogger und Mitglied der EU

MisterManta

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden