Welcher Porschefahrer will eigentlich „autonom“ über die Straßen kutschiert werden?? Harald Welzer stellt in einem Beitrag für DIE ZEIT (Nr. 34 vom 15.08.2019) wichtige Fragen zur Digitalisierung. Damit leistet er der Gesellschaft einen doppelten Dienst. Einmal ermöglicht er im „Sommerloch“ allen Daheimgebliebenen, sich nicht mit Fotos vom schottischen Loch Ness beschäftigen zu müssen. Zudem forciert er eine zentrale gesellschaftspolitische Debatte – „sofern man von einer solchen … [schon] sprechen kann“.
Notwendiger Diskurs vor der flächendeckenden Implementierung einer Großtechnologie
Denn es stimmt ja: Das allgemeine Problembewusstsein ist „frappierend niedrig“, erst recht wenn man bedenkt, wie die Digitalisierung „in alle Nischen der Lebenswelt, in die Waren- und die Denkformen“ vordringt. Welzer ist darin sicher recht zu geben, „dass in der Demokratie der flächendeckenden Implementierung einer Großtechnologie eine Auseinandersetzung vorausgehen muss, ob man das alles eigentlich will“.
Natürlich lockt etwa das Internet mit tollen Vorteilen. Man kann sich anschauen, wie das Wetter auf Hawaii ist (Webcam Hawaii)! Man kann erfahren, welche Literatur in China gelesen werden darf und welche nicht (nicht z.B.: das Kulturdokument „Bibel“). Andererseits weist Welzer auf eine „katastrophale Klimabilanz der Smartness“ hin, auf unbeantworteteSicherheits- sowie Gesundheitsfragen und auf die „kaum einzuhegende Macht der Digitalkonzerne“, „deren Geschäftsmodell in der grenzenlosen Erhebung von Verhaltensdaten zu Werbe-, Kontroll-, Überwachungs- und Manipulationszwecken besteht“.
Energiebilanz, Gesundheitsfragen, Sicherheit
Mit der geplanten Einführung des neuen Mobilfunkstandards 5G werden all diese Probleme noch intensiviert. Welzer fragt: „Wo liegt die Begründung dafür, dass unterschiedslos alle Bürgerinnen und Bürger Objekte von permanenter Registrierung all ihrer Lebensäußerungen werden sollen, bloß damit die völlig losgelöste Behauptung »Die Zukunft ist das autonom fahrende Auto« Wirklichkeit wird?“
Wie dazu bestellt, macht dieser Tage Facebook wieder einmal mit einem neuen Datenmissbrauchsskandal auf sich aufmerksam.
Und rund um die 5G-Einführung werden immer lauter Gesundheitsbedenken formuliert. (Dass sich menschliches Gewebe – auch bei nicht Aluhut-Trägern – unter Mobilfunkeinfluss erwärmt, ist lange bekannt und unbestritten, der Umweltverträglichkeitsforscher Prof. Wilfried Kühling von der Uni Halle (Link via Focus) weist zudem auf den seltener diskutierten Umstand hin, dass auch „Hirnströme durch die hochfrequenten Strahlen des Mobilfunkes beeinflusst werden“ können und dass weitere Auswirkungen auf Mensch und Tier nicht ausgeschlossen sind.)
Die bislang fehlende Unbedenklichkeitsprüfung der 5G-Technologie ist auch Thema in den sogenannten 5G-Modellregionen. Der BUND Hamburg setzt sich jetzt mit einer Petition für den sofortigen Stopp und ein Moratorium beim 5G-Ausbau ein.
Was ist Ihre Meinung?
Kommentare einblendenDiskutieren Sie mit.