Wo der Meister ist

Geographie In Spiritualität und Textbezug lässt sich das Leben und das Wesen Jesu erblicken, sehen und erkennen.

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Wer war Jesus? Historiker fragen so, Theologen, und auch die Zeitgenossen waren von dieser Frage umgetrieben. Zunächst: Unbestritten eine Gestalt von großer Spiritualität, eine Gestalt des Gebets. Immer wieder hören wir davon, wie er sich zurückzog, zum Beten, zum Innehalten vor dem Ewigen und Höchsten.

Im einzigen Gebet, das er seinen Nachfolgern als Lehrgebet aufgetragen hat (das Vaterunser), heißt es: „Dein Reich komme.“ Es geht also nicht um die Durchsetzung von menschlichen Machtansprüchen. Sondern darum, dass das Höhere, Bessere, Gute, dass das Transzendente, das dem irdischen Gewese gerade Enthobene Geltung bekomme. Also erste Antwort: Spiritualität.

Schriftbezug

Zweitens: Er lebt und betet mit den Texten Israels. Er lebt mit und aus dem Psalter, dem Gebetbuch Israels. Er hält die Zehn Gebote Israels hoch und legt sie aus. Ihren Sinn weiß er gebündelt in der Goldenen Regel: „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg’ auch keinem andern zu. Das ist [entspricht, fasst zusammen, erfasst] das ganze Gesetz.“ (Mt 7,12)

In diesem Geist war Jesus Anwalt1 der Kleinen und der Zu-Kurz-Gekommenen („Die Letzten werden die Ersten sein“), sah aber in gleicher Weise zu, dass auch den Hohen zukam, was ihnen zustand (Mt 22,21).

Deshalb kann er auch sagen, dass was er den Seinen als „Last“ und als Gebotenes aufgibt, nicht schwer, sondern sehr leicht ist (Mt 11,29f).

Er sucht den Geist der Liebe in der Menschen Herz zu pflanzen.

Auch sein Nachfolger Paul hält fest: In schlichter Nächstenliebe ist das ganze Gottesgesetz erfüllt (Röm 13,8-10, vgl. Joh 15,9-12). Er rechnet sogar damit, dass „Heiden“ – also Menschen wie du und ich -, auch solche, die vielleicht nie etwas von „göttlichen Gesetzen“ gehört haben, unausgesprochen deren Sinn und Geist erfüllen könnten.Der Höchste ist ja nicht allein ein Gott von einigen, sondern von allen Menschen.“ (Röm 2,14; 3,29, vgl. Ps 117).

Exkurs

Wer war Jesus, und: Was hat er uns heute zu sagen? Diese Frage stellte sich den Zeitgenossen und Historikern besonders, nun, „nachdem er von uns gegangen“. Nun, nachdem er den Blicken entzogen - wo2 ist jetzt sein Platz? Die gegebene Antwort: Nun, er satzte sich (und sein Gebot der Liebe) wieder an seinen hohen Platz, in der Höhe. Unter den Menschen wirkt er indes mit seiner Geistes-Gegenwart.3

Realitäts-Check

Drittens: Spiritualität und Textbezug unterzog er einem Wirklichkeits-Check, setzte sie der Prüfung in der Praxis aus. Dazu gründete er heimlich ein Center für Berufsberatung (Was macht einen guten Hirten aus? - Und was nicht. [Vgl. dazu u.a. auch 1. Tim 3,2]. Was bedeutet Stellvertretung und Nachfolge? Für Lebensberater und Seelsorger: Wie geschieht Verzeihung und Versöhnung?)

1 Dazu erklärte er: „Wo zwei oder drei in meinem Namen (man könnte auch sagen: in meinem Geist) versammelt sind, da bin ich mitten unter Ihnen.“

2 Sie fragten, wann kommt das Reich Gottes? Er antwortete: Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es beobachtet. - Man sagt nicht: Hier ist es. Oder da ist es. Denn: Das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ Lk 17,20f

3 Dazu erzählte er ein Gleichnis: Beim Reich Gottes ist es wie mit einem Saatkorn, nachdem es ein Bauer auf den Acker säte. Der Bauer schläft, steht morgens auf, während die Saat von selbst wächst, er weiß nicht wie. Eines Tages ist die Saat aufgegangen: Erntezeit.
Mk 4,26ff

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

m.schuetz

Hobby-Intellektueller, angehender Humorist, (jetzt auch Spaßblogger, Aktivist und Bürgerrechtler), twittert hier nicht

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