Enttäuschungen – Eine erneuerte Schöpfung

Kommentierte Presseschau In der Passions- und Osterwoche berichten etliche Zeitungen, wie sich der synodale Weg der Kirche derzeit gestaltet.

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An Ostern wird „eine erneuerte Schöpfung“ gefeiert. Also: Was unvollendet geblieben ist; was gescheitert: kann wieder neu werden. Wird dann wieder so werden wie ursprünglich gedacht. (Und das sogar auf Dauer, anders gesagt: „in Ewigkeit“).

Davon handelt die Feier der Karwoche in der Kirche, etliche Zeitungsberichte nehmen die hohen Feiertage zudem zum Anlass, über die Kirche generell zu berichten:

1) Manche Presseberichte schreiben etwa, dass der Synodale Weg in Deutschland eine Sackgasse sei. Dabei hatte früh der Vatikan geschrieben, über den Weg des Meisters zu gehen – dies sei die Lösung und nach vorne weisend. So ist nicht verwunderlich, dass sich so manche Pressebeobachter wünschen, dass die Kirche dies viel nachhaltiger, und gründlich, tue.

2) Manche sagen andererseits, der Vatikan selbst stelle sich auf ein Abstellgleis. Immerhin jedoch lässt sich festhalten, dass im Vatikan eine Kurienreform stattgefunden hat, strukturell also einiges klarer ist (an erster Stelle ist der Meister selbst genannt.)

3) Andere unterstützen besonders, die Kirche und ihre Theologie müsse, wie von jeher, „christo-logisch“ sein (ein anderes Wort für „dem Meister gemäß“), demgemäß es ein wichtiges Ziel wäre, sich noch weit energischer in das Wort des Meisters selber zu begeben. (Und so ist es ja auch.)

4) Und schließlich meinen etliche Mitarbeiter im Vatikan, z.B. ein anonym bleiben wollender „Volksgenosse“, man müsse (endlich und alsbald) möglichst schnell wieder zu den Grundlagen der Schrift zurückkehren. – Wie auch eine alte Bestimmung besagt: Denn jeder Nachfolger soll wie der Meister sein und wie der Meister handeln.

Zusammengefasst: Alles soll im ursprünglichen Geist des Meisters geschehen.¹

Dies zu erreichen ist mit dem Vorhaben der internationalen Weltsynode intendiert.

Ent-täuschungen

Es zeigt sich insoweit, dass alle genannten Ansätze bzw. Gruppierungen, um zu ihrem Ziel zu gelangen, über den Weg des Meisters gehen können… (Dies ist ja auch das Kriterium, um zu beurteilen, wer als Nachfolger des Meisters gelten kann.)

a) Schon bei den Rückmeldungen der ersten Session der Weltsynode 2023 war ein Ergebnis, dass die Erinnerungen an die ursprüngliche Würde und Berufung eines jeden Nachfolgers eine besondere Resonanz gefunden hatten. Wobei durchaus als offen bezeichnet werden kann, auf welche Weise sich die jeweiligen Nachfolger, Amtsträger, Engagierte in ihrem „Dem-Meister-gemäß-Sein“ unterscheiden. Denn für alle gilt ja in gleicher Weise, dass sie dem ursprünglichen Geist gemäß handeln sollen...

So stellt sich Frage: Wo ist denn nun zu erfahren, was dem Meister gemäß ist?

Dazu schreibt ein Pressebericht (eine vermutlich erfundene editorische Notiz):

Man stelle sich vor: In einem kleinen Ort in Italien würde die Nachricht publik, dass in der nächsten Woche an einem bestimmten Tag, der Meister höchstselbst dort erscheinen werde, er werde einige Worte mit einer Botschaft an die versammelte Zuhörerschaft richten. Und einige hohe Würdenträger würden diese Nachricht auch bestätigen: Ja, so sei es, an jenem Tag treffe das ein. – Hoi, was würde das für ein Laufen und Gedränge geben! Halb Italien wäre unterwegs. Der kleine Ort würde schier bersten. So dass dazwischen kaum eine Grille oder Zirpe noch Platz fände an diesem Ort. - Nun, bedenke dies: mit der Schrift hast Du dieses Wort und seine Botschaft ja schon jetzt... Nicht an irgendeinem (vielleicht noch ungewissen) Tag in irgendeiner Zukunft. Sondern: Jetzt, jeden Tag, genau an deinem Ort. So: Nimm und lies...“

b) Bei der Weltsynode, berichten etliche Medien, sind nun aber auch Enttäuschungen entstanden: Es werde keine Abstimmung über bestimmte Einzelthemen geben, ist zu vernehmen… Diese Ent-Täuschung ist freilich auf eine Weise heilsam. Denn damit wird ja (nur) klar gestellt, was auch sonst gegolten hätte, wenn also im Oktober 2024 bei der nächsten Zusammenkunft doch eine Abstimmung stattgefunden hätte: Was davon wie umgesetzt wird, entscheiden nicht die Synodenteilnehmer...

Durch die kluge Begrenzung des Synoden-Themas kann dieses selber umso besser deutlich werden (so dass ganz sachgemäß im Mittelpunkt die Frage steht, wie die jeweiligen Nachfolger dem Meister gemäß sein und werden können).

¹ Wie war die Welt, der Mensch von Anfang an gedacht? Nach einem alten Schöpfungslied ist der Mensch aus Erde gemacht, und wird mit göttlichem Geist ausgestattet: kann also über sich hinaus schauen. (Hat also Sinn für „Ewigkeit“). Dieser lebt alsdann vom Empfangen, und gibt Empfangenes weiter. Muss sich dabei nicht für den Mittelpunkt der Welt halten (was er ja auch nicht ist), sondern kann auch andere sehen. Laut Schöpfungslied gilt das sogar für alle Menschen, und für jede, jeden, der danach entsprechend lebt. (Also unabhängig davon zu welcher Zeit und auf welchem Kontinent er oder sie lebt.)

Daran zu erinnern, dies wieder herzustellen, das war die Absicht des Meisters, heißt es. Und jeder Nachfolger möge genau in und auf diesen Wort-Geist-Weg sich anhaltend begeben und darin unterwegs sein.

Aber ach. Gar so oft findet sich, dass auf Erden vieles unvollendet bleibt. Dass es scheitert. Jedenfalls innerweltlich. (Ein wichtiger Neben-Effekt dessen ist, dass der Mensch nicht aufhöre, über sich und seine Welt hinaus zu sehen...) Mit der Passions- und Oster-Woche wird indes „eine erneuerte Schöpfung“ gefeiert: Der Mensch wird wieder so hergestellt, wie von Anfang an gedacht. Das ist dann der neue, der „erneuerte“ Mensch. Der wieder (trotz manchem unvollendetem) „befreit“ weiterleben kann, mit Blick nach vorne und nach oben wieder über sich hinaus sehen kann.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

m.schuetz

Hobby-Intellektueller, angehender Humorist, (jetzt auch Spaßblogger, Aktivist und Bürgerrechtler), twittert hier nicht

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